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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Trommeln, Flöten und Gesang in sechs verschiedenen Sprachen stieg empor und den Hügel herunter. Von der Mitte der Einfriedung erhob sich der Rauch eines gewa l tigen Feuers. Das Tor war verschlossen; der einzige B e obachter war ein Mann oben auf dem Bambusturm. Er mußte mitbekommen haben, wie Deyv aus dem Gefährt herausgekommen war.
    „Hoffentlich haben eure Vorfahren euch auch das Richtige geraten“, murmelte Deyv. Er ging wieder hi n ein, machte die Tür hinter sich zu und legte sich wieder hin. Nachdem er sich eine Weile ruhelos gewälzt hatte, fiel er in einen traumlosen Schlaf.
    Einige Zeit darauf spürte er, wie sich der Boden hob und senkte. Er fühlte sich jedoch sicher, solange die Erde sich nicht weit genug auftat, um das Fahrzeug zu ve r schlingen. Er schloß die Augen, öffnete sie aber rasch wieder. Das Schiff hatte sich nur einmal bewegt. Was war denn das für ein Erdbeben?
    Inzwischen war die Shemibob aus ihrem Raum h e rausgekommen.
    „Hast du das gemerkt?“
    „Ja.“
    Er stand auf und machte die Tür wenige Zentimeter weit auf. Ein Schrei aus vielen Kehlen begrüßte ihn. Über seine Schulter schoß ein Speer und traf hinter ihm die Wand. Für einen kurzen Augenblick sah er ein Du t zend grimmiger Gesichter vor sich und dahinter eine Horde, die ein großes Loch in den Berghang grub. Er machte die Tür wieder zu und wandte sich um zur Sh e mibob.
    „Ich glaube, sie wollen uns begraben!“
    Inzwischen waren auch die anderen wach. Das Baby begann zu schreien. Deyv bat Vana, es an einen ruhigen Ort zu bringen.
    „Nicht, bevor ich nicht weiß, was los ist!“
    Er sagte ihr, was er gesehen hatte.
    „Ich komme wieder, wenn ich Keem gefüttert und trockengelegt habe“, erwiderte sie.
    Die Shemibob hob den Speer hoch. „Die meinen es ernst. Aber die müssen sich auch schön aufgeputscht h a ben, daß sie es wagen, uns anzugreifen.“
    Sloosh summte die Entsprechung eines menschlichen Schnaubens.
    „Durch ihre Vorfahren etwa? Die Vorfahren sind sie selbst, die sich selbst erzählen, was sie gerade hören wo l len! Meiner Meinung nach haben sie auch Drogen g e nommen und zwar allesamt, damit sie überhaupt soviel Mut zusammenbringen.“
    „Das Warum ist im Moment nicht so wichtig“, sagte die Schlangenzentaurin . „Das Was ist jetzt das, was zählt. Und das, was wir jetzt zu tun gedenken.“
    Es gab anscheinend nur zwei Möglichkeiten. Sie bli e ben drinnen und ließen sich begraben. Mit der Zeit wü r de, da der Energievorrat niedrig war, die Luftaufbere i tungsmaschine aufhören zu arbeiten, und sie würden e r sticken. Oder sie stürmten ins Freie, in der Hoffnung die Leute so zu erschrecken, daß sie sich zurück in die Ei n friedung flüchteten.
    „Ich glaube, bevor sie auch nur die Gelegenheit hä t ten, sich zu erschrecken, wären wir längst tot“, sagte Deyv.
    Der Pflanzenmensch meinte, daß es nur einen Weg gäbe, die Richtigkeit dieser Vermutung zu prüfen.
    „Es muß schnell etwas geschehen“, sagte Deyv. „Es sieht ganz so aus, als sei das Loch fast zur Hälfte fertig. Vermutlich arbeiten alle sechs Stämme daran. Es ist ja nur Schlamm, also leicht auszuheben.“
    „Na ja“, seufzte Sloosh. „Das ist also der Lohn dafür, daß ich versucht habe, die zu retten, die nicht zu retten sind.“
    Für einen Weile war alles still. Sloosh stand mit g e schlossenen Augen gegen eine Wand gelehnt. Die Sh e mibob schwankte auf ihren vierzig Füßen ein wenig hin und her; die silbernen Augenlider hatte sie dabei halb geschlossen und die Finger mit den Spitzen aneinande r gelegt. Deyv saß mit dem Rücken zur Wand und bildete so ein körperliches Gleichnis der Situation.
    Was tun? Was tun?
    Er konnte weiterschlafen und versuchen, seine Gro ß mutter noch einmal erscheinen zu lassen. Aber sie hatte gesagt, daß sie nicht noch einmal kommen würde, und wenn er sie trotzdem darum bat, wurde sie vielleicht b ö se. Nein, er würde sich schon selbst etwas einfallen la s sen müssen. Der Shemibob und dem Archkerri, den h ö heren Wesen also, mangelte es ebenso an fruchtbaren Einfällen wie ihm selbst.
    Vana kam mit dem Kind an der Brust herein. Offe n sichtlich hatte sie es nicht so lange aushalten können, bis Keem gefüttert war. Deyv erzählte ihr, was ihnen für Möglichkeiten blieben. Er versuchte gar nicht erst, die Sache so darstellen zu wollen, als ob ihre Chance, lebend davonzukommen, sonderlich groß sei. Er hätte ihr auch kaum etwas anderes weismachen können.
    „Ach, wenn du

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