Dunkel ist die Sonne
Aufmerksamkeit, daß die unerwartete Berührung ihn z u sammenfahren ließ. Er drehte sich blitzschnell um, bereit zu kämpfen oder wegzulaufen. Aber es war nur Vana. Sie hielt ihre Knochenpfeife in die Höhe und gab ihm durch Zeichen zu verstehen, daß er sie vorangehen lassen sollte. Ihm gefiel das gar nicht. Immerhin war er der A n führer. Aber schließlich war es ihr Land. Sie wußte s i cher besser als er, was hier zu tun war. In gewissen Situ a tionen jedenfalls.
Er winkte sie nach vorn. Sie arbeiteten sich durch den dichten Busch, der sich plötzlich zu einer ausgedehnten, offenen Fläche hin öffnete. In der Mitte befand sich ein etwa ein Meter hoher Zylinder mit einem Durchmesser von neunzig Zentimetern. Die Wände bestanden aus e i ner unebenen, grau wirkenden Substanz. Die gleiche Substanz erstreckte sich ähnlich einem Pflaster auf dem Boden ringsum, was jeglichen Pflanzenwuchs dort ve r hinderte. In den Wänden des Zylinders waren runde Öf f nungen zu sehen; große Insekten flogen, von einem schwirrenden Geräusch begleitet, aus und ein. Es waren Honigkäfer, grünliche, geflügelte Geschöpfe, die den Bau aus einer schnell hart werdenden Ausscheidung s flüssigkeit errichtet hatten, die der schwersten Steinaxt widerstand. Der Stich eines solchen Insekts war schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich. Die Stiche von einem Dutzend konnten dagegen töten.
Deyv hatte schon Bauten der Honigkäfer gesehen. Er hatte mehrere Male dabei geholfen, die Käfer auszurä u chern, was aber nahezu aussichtslos war. So ein Bau b e herbergte Unmengen von köstlichem Honig, aber nur wenigen Menschen oder auch Tieren war es je gelungen, an ihn heranzukommen.
Was Deyv allerdings nicht kannte, war das Wesen, das die Käfer aufgestört hatte. Dieses Wesen war riesig; sein Kopf befand sich etwa einen Meter über dem von Deyv. Es hatte vier mächtige Beine, die in breiten, runden Ta t zen endeten. Der Körper war geformt wie eine Bohne n hülse. Das heißt, der eigentliche Rumpf war so geformt. Vorn erhob sich nämlich im rechten Winkel dazu ein männlicher Oberkörper mit Kopf, Hals, Schultern und zwei Armen. An den Händen saßen ein Daumen und vier Finger.
Vana wandte sich ihm zu und sagte: „Archkerri.“
Deyv konnte mit dem Wort nichts anfangen. Er hatte nie von einem solchen zentaurenhaften Geschöpf gehört.
Sein Körper wirkte durchaus irritierend, um nicht zu sagen erschreckend. Aber ein Tier war es nicht. Zumi n dest war es kein Geschöpf, was er als solches hätte def i nieren können. Statt mit Haaren, Pelz oder glatter, bloßer Haut war es mit Blättern bedeckt. Diese waren grün, e t wa so groß wie Deyvs Hände und dreieckig. Sie übe r lappten sich, und die Spitzen wiesen nach unten. Der ganze Körper mitsamt Gliedmaßen war davon bedeckt; nur an den roten Händen fehlten sie. Der Kopf sah einem Wirsing verteufelt ähnlich. Aus der Mitte ragte eine la n ge, dünne, weißliche Röhre heraus, von der das Summen stammte. Als das Geschöpf den Kopf wandte, wurden zwei große Augen mit schwarzen Pupillen und blattgr ü ner Iris und Hornhaut sichtbar.
Wenn er nur auf sich selbst angewiesen gewesen wäre, hätte Deyv sich so schnell wie möglich davongemacht. Vana trat jedoch auf die Lichtung hinaus und hob ihre Knochenpfeife an die Lippen.
„Nicht!“ sagte Deyv.
Zu spät.
Die Pfeife gab eine Reihe langer und kurzer Pfiffe in Gruppen von zwei bis fünf von sich. Das Wesen hörte augenblicklich damit auf, mit den roten Händen die H o nigkäfer in die Flucht zu schlagen. Es drehte sich lan g sam um und heftete seine Augen auf Vana. Dann ließ es einige gesummte Töne vernehmen, von denen manche länger als die anderen und ebenfalls in Gruppen angeor d net waren.
8
Die Käfer umschwärmten den Zentauroiden, als dieser sich schwerfälligen Ganges Vana näherte; sie mühten sich vergeblich, ihn zu stechen, denn anscheinend waren die Blätter ziemlich hart. Dutzende von Käfern fielen von ihm ab und auf den gepflasterten Boden, wo sie nur noch schwach mit den Beinen zappelten. Deyv vermutete, daß die Blätter ein Gift enthielten.
Er besaß einen solchen Schutz nicht und zog sich da r um zurück, als das Wesen in den Dschungel eindrang. Jum und Aejip waren sogar noch schneller als er. Vana folgte Deyv; das Wesen blieb in einer Entfernung von etwa sechs Metern hinter ihr. Als Vana anzuhalten b e fahl, waren die Käfer mittlerweile alle abgefallen. Der Rest gab die Verfolgung auf, sobald sie die
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