Dunkel ist die Sonne
gepflasterte Fläche verließen.
Vana nahm nun ihre seltsame Unterhaltung mit dem Geschöpf wieder auf. Nachdem so eine Minute verga n gen war, drehte sie um und führte alle zur Straße hin. Deyv lief es kalt über den Rücken, und er war nervös. Er beruhigte sich jedoch, indem er sich sagte, daß Vana sich sicher nicht mit dem Wesen einlassen würde, wenn es gefährlich wäre. Oder vielleicht fühlte sie sich auch nur sicher, weil es sich ihr gegenüber freundlich benahm. Was nicht unbedingt bedeutete, daß es keine Gefahr für ihn darstellte.
Als sie die Straße erreicht hatten, flöteten die Frau und der Archkerri einander noch einiges zu. Schließlich hielt Vana an und versuchte Deyv zu erklären, was los war. Er wies mit den Handflächen nach oben und zog die Schu l tern hoch, um ihr mit dieser uralten Geste zu zeigen, daß er nicht verstand. Sie zuckte die Achseln und schickte sich an, die Straße weiter hinunterzugehen. Das Wesen folgte ihr langsam. Aejip und Jum waren noch weit ne r vöser als Deyv, willigten aber ein zu folgen, wohin er wünschte.
Als er die Spannung nicht länger ertrug, bat er Vana anzuhalten. Er benutzte die Zeichensprache, um sie zu fragen, wieso das Wesen sie begleitete. Zuerst begriff sie nicht. Als ihr klar wurde, was er meinte, ging sie an den Archkerri heran und tippte ihm auf die Brust. Oder z u mindest auf das, was unter all den Blättern seine Brust hätte sein können. Dann wies sie auf ihre eigene und schließlich auf Deyvs.
„Du meinst“, fragte er, „daß auch ihm sein Seelenei gestohlen worden ist?“
Sie mußte wohl seinen Ton, wenn auch vielleicht nicht seine Worte verstanden haben. Sie schüttelte ihren Kopf. Ja.
Daraufhin änderte sich seine Einstellung ein wenig. Wenn dem so war, dann konnte das Geschöpf kein U n geheuer sein. Jedenfalls nicht ganz. Wenn es ein Seelenei hatte, dann mußte es ein menschliches Wesen sein, auch wenn es nicht unbedingt so aussah.
Deyv machte ihr auch klar, daß er gern den Namen des Wesens gewußt hätte.
Vana pfiff ein paar Mal kurz und ein paar Mal lang. Mittlerweile war sein Ohr für diese Art von Tönen em p fänglicher geworden. Es gab fünf Laute ungleicher Lä n ge. Wenn nun der kürzeste eins bedeutete, der nächstlä n gere zwei und so weiter, dann lautete sein Name … wie? Im Moment war es noch zu schwer, das herauszufinden. Außerdem würde der Name ihm auch gar nichts sagen.
Vana schien angestrengt über das Problem nachz u denken. Nachdem sie eine ganze Weile die Stirn geru n zelt und auf der Lippe gekaut hatte, sagte sie schließlich: „Sloosh.“
Er fragte nicht, wie sie dahintergekommen war. Sie hätte es ihm sowieso nicht sagen können. Aber sie hatte irgendwie die Laute ihrer eigenen Sprache und die des Wesens zueinander in Beziehung gesetzt.
Deyv hatte das Gefühl, daß er weitergekommen war, wenn auch nicht viel. Die Zeit, die er damit zugebracht hatte, ihr seine Sprache beizubringen, war umsonst g e wesen. Jetzt mußte er die ihre erlernen, um die gesum m ten Laute des Archkerri übersetzen zu können. Das aber ärgerte ihn gewaltig. Da er der Anführer war, sollte e i gentlich er derjenige sein, der ihnen seine Sprache be i brachte.
Sie marschierten weiter, nachdem Deyv Vana zu ve r stehen gegeben hatte, daß sie mit dem Pflanzenmenschen so wenig wie möglich sprechen sollte. Eine in leisem Ton geführte Unterhaltung bedeutete kein Risiko, aber laute Pfiffe kamen nicht in Frage, denn sie waren weithin zu hören. Sie schüttelte den Kopf und pfiff etwas zu dem Wesen hinüber. Es kam daraufhin näher und summte e i ne Reihe ganz leiser Lautgruppen. Unter diesen Umstä n den konnten sie miteinander reden.
Deyv machte es sich zur Aufgabe, ihre Sprache zu e r lernen. Mehrere Ruhezeiten vergingen, und er lernte schnell, obwohl die Struktur ihrer Sprache keiner der Sprachen der neun Stämme auch nur im geringsten ä h nelte. Nach einer Weile begriff er, daß der Archkerri nicht seine eigene Sprache gebrauchte. Es war die Spr a che-des-Handels derjenigen Stämme, die in Vanas he i matlichem Territorium lebten. Der Archkerri hatte ei n fach bestimmte gesummte Lautgruppen mit den Lauten der Handelssprache koordiniert. Dies befähigte ihn, ein flüssiges, wenn auch einfaches Gespräch mit den Me n schen zu führen.
Deyv schnitzte sich eine Pfeife aus dem Schenkelkn o chen eines toten Vogels. Während er sich Vanas Sprache aneignete, lernte er gleichzeitig, sie in Pfiffe umzusetzen; später lernte er auch
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