Dunkel ist die Sonne
Spur nicht aus den Augen verlieren würden.
Dennoch stellte die Zeit, die Sloosh zur Nahrungss u che und zur Aufnahme derselben benötigte, Deyvs G e duld hart auf die Probe. Der Mund des Archkerri war unter den Blättern an der sogenannten Brust des Obe r körpers verborgen. Als er das merkte, war Deyv zunächst schockiert. Es war ihm grotesk und auch ein wenig e r schreckend erschienen. Seine Großmutter hatte ihm einst von einem Ungeheuer erzählt, das, anders als Sloosh, die Gestalt eines Menschen besaß, dessen Mund sich aber an der Brust befand und dessen Nahrung sich ausschließlich auf die Kinder von Menschen beschränkte. Als Kind ha t te man Deyv damit gedroht, wenn er sich nicht ordentlich benahm.
Sloosh pflegte Fleisch zu essen, das verfaulteste Aas mit eingeschlossen. Meistens aber aß er Obst und Gem ü se, und das in rauhen Mengen. Um die Nahrungssuche zu beschleunigen, durchstöberten die beiden Menschen den Rand des Dschungels. Sie hatten sich aus Rohr einige Körbe geflochten, in denen sie die Früchte aufbewahrten. Auf diese Weise kamen sie schneller voran und konnten Sloosh während des Marsches füttern. Das Sammeln der Nahrung nahm jedoch ebenfalls geraume Zeit in A n spruch.
„Du bist vollkommen im Irrtum, was den Yawtl b e trifft, der mein Seelenei gestohlen haben soll“, erklärte Sloosh. „Wir Archkerris besitzen so etwas nämlich nicht. Die Eier sind nur für die Menschen bestimmt. Ja, sie sind eine alte Entdeckung des Menschen. Ich weiß nicht, wann die Alten die ersten Seeleneierbäume gepflanzt haben, aber sie haben sicher gute Gründe dafür gehabt. Mein Volk trägt einen Kristall, den Vanas Volk Caqg h woonma nennt. Er ist so groß wie dein Kopf, aber viel besser geformt. Er ist ein Prisma inmitten sechs gleicher, rhombischer Flächen. Man kann ihn auch vergraben, da er unter der Erde wächst, im Gegensatz zu den Seelene i erbäumen , von denen der größte Teil über der Erde wächst. Diese Kristalle sind sehr selten, was einer von fünfzehn Gründen ist, weshalb ich im Gebiet von Vanas Stamm danach gesucht habe.“
„Einen Moment“, unterbrach Deyv. „Dein Stamm lebt nicht im gleichen Gebiet wie ihr Volk?“
„Ich habe keinen Stamm. Stämme sind ganz primitive soziale Einheiten, über die wir Archkerris längst hinaus sind. Nein, ich war nur dort, um Nachforschungen anz u stellen. Nach längerer Zeit …“
„Nach wie langer Zeit?“
Vana sagte: „Er tauchte auf, als ich noch ein Kind war, kurz nachdem ich entwöhnt wurde. Aber er ging, kurz bevor ich ging. Er konnte keinen einzigen Caqghwoonma finden, und alles andere, was er wissen wollte, hatte er schon erfahren. Was immer das war. Ich glaube …“
„Ungeduld ist das Zeichen eines zurückgebliebenen Geistes“, sagte Sloosh. „Und jemanden während des Sprechens zu unterbrechen ist ein Zeichen von Ungeduld und einem starken Ich. Laßt mich fortfahren. Das krista l lene Rhomboeder ist eine Entdeckung meines Volkes. In ihm sind bewegliche Bilder zu sehen. Das sind die Ele k troformen der Gedanken der Pflanzenwelt. Wie ihr wißt – ich hoffe jedenfalls, daß ihr es wißt –, haben alle Pfla n zen Eindrücke gespeichert, die sie von ihren Vorfahren empfangen haben. Und alle Einheiten der pflanzlichen Welt zusammen bilden einen einzigen Körper. Einen ei n zigen Geist, sollte ich wohl korrekterweise sagen. O b wohl bislang der Unterschied von Körper und Geist längst nicht befriedigend geklärt wurde.
Aber ich will euch nichts Falsches sagen. Wir Arc h kerris sind nicht Teil dieses Geistes. Wir sind empfi n dende Wesen und darum Individuen, wenngleich nicht in dem Sinne, in dem ihr es seid, und zwar deshalb nicht, weil wir Archkerris halb aus Eiweiß bestehen, obwohl wir pflanzlichen Ursprungs sind. Wenn dem nicht so w ä re, wären wir genauso unbeweglich wie der Baum dort und genauso abhängig von der Strahlung des Himmels und – aber ich weiche vom Thema ab.
Die Rhomboedra sind unsere Kommunikationsmittel, oder vielleicht sollte ich besser so sagen: Es sind Mittel, um die ‚Gedanken’ oder Eindrücke der pflanzlichen Welt zu empfangen. Wenn wir kommunizieren, muß sie, nä m lich die Welt, auch empfindungsfähig sein. Die Komm u nikation verläuft in zweierlei Richtungen.“
Was Sloosh da mitteilte, besagte im wesentlichen, daß die Kristalle die ererbten Eindrücke in den pflanzlichen Zellen anzapften und anschließend verarbeiteten. Die Kristalle stellten die visuellen Deutungen vergangener und
Weitere Kostenlose Bücher