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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Archkerris Sprache.
    Unterdessen hatten sie keine weiteren Fußabdrücke oder Lagerspuren des Yawtl gefunden. Deyv wäre de s wegen beunruhigt gewesen, wenn nicht der Archkerri seine eigenen unfehlbaren Methoden gehabt hätte, den Dieb aufzuspüren.
    Vana erklärte: „Er folgt seinen Geisterspuren.“
    „Was meinst du damit?“ fragte Deyv und erblaßte. „Ist der Yawtl etwa ein Geist?“
    „Nein“, antwortete sie verächtlich. „Kann ein Geist vielleicht ein Seelenei tragen? Natürlich nicht. Das Ei würde ihn verbrennen – er würde schreiend davonla u fen.“
    „Ich habe nie davon gehört.“
    „Das weiß doch jeder. Jedenfalls dachte ich, daß das jeder wüßte, bevor ich dich kennenlernte. Was ich mei n te, ist Slooshs Fähigkeit und die seines ganzen Volkes, das zu sehen, was wir Menschen nicht sehen können. Er sagt, daß alles, was lebt, seine Spuren hinterläßt, wo i m mer es hingeht. Für ihn sind sie wie rötliche Flecken, die ungefähr die Form des dazugehörigen Wesens haben.“
    Nachdem er noch einige Fragen mehr gestellt hatte, verstand Deyv soviel, daß es sich bei den Spuren um so l che der Psyche handelte. Als er soweit war, daß er sich mit Sloosh unterhalten konnte, fragte er nach weiteren Einzelheiten.
    „Ja. Was Vana gesagt hat, ist alles wahr. Ihr Menschen tut mir wirklich leid. Eure Welt muß sehr blaß und ve r gleichsweise uninteressant sein. Ich sehe nicht nur das, was ihr seht – und mit weit mehr Verstand, möchte ich wohl behaupten –, sondern ich sehe auch erheblich mehr. Meine Welt ist erfüllt von den Formen des Gegenwärt i gen, aber auch des Zukünftigen. Sie ist ganz erfüllt von den Mustern dieser Abdrücke, die Muster von atemb e raubender Schönheit und Vielfalt sind. Das brauche ich natürlich nicht erst sagen. Ich meine, Vielfalt ist schlie ß lich gleich Schönheit und Schönheit gleich Vielfalt.“
    Sloosh hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: „Vana irrt sich, wenn sie sagt, daß diese Formen alle rö t lich aussähen. Ich habe ihr gesagt, daß die Abdrücke des Diebs rötlich sind. Aber jede Lebensform hinterläßt ihre eigene Farbe. Ich sehe Hunderte von Farbtönen und Farbabstufungen. Die Abdrücke des Diebs sind nicht wie Fußabdrücke, sondern sehen aus wie ein einziger fortla u fender Abdruck, alle miteinander verbunden, wie tausend Yawtl, die alle eng hintereinanderstehen. Tausend Yawtl, die doch alle nur einer sind. Alle blaßrot. Durchsichtig und doch deutlich sichtbar. “
    „Du und Vana, ihr habt allerdings ein blasses Rot, das mit schillernden grünen, scharlachfarbenen und schwa r zen Strichen durchwirkt ist, und jeder hat das Muster se i ner Gattung und ist doch zweifelsfrei ganz individuell. Eure Formen ziehen sich hinter euch her wie riesige Raupen, die zum Ende hin blasser werden. Ein Ende, das ich natürlich nicht sehen kann, weil es über den Horizont hinausreicht. Aber wenn ich eure Spuren zurückverfo l gen müßte, könnte ich viele Ruhezeiten lang gehen, b e vor eure Eindrücke ganz verschwunden wären. “
    „Schade, daß ihr sie nicht auch sehen könnt. Aber so ist das. Manche Lebensformen haben eben die Fähigkeit und andere nicht.“
    Deyv ärgerte sich etwas über Slooshs Selbstgefälli g keit, seine Überheblichkeit. Er ließ sich seinen Ärger j e doch nicht anmerken. Er brauchte den Archkerri.
    „Dann werden wir den Dieb ganz leicht einholen kö n nen?“
    „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, daß wir imstande sein werden, seinen Abdrücken zu folgen. Aber es kann sein, daß er irgendwohin geht, wohin wir ihm nicht folgen können. Vielleicht werden wir auch von irgendeinem Tier getötet. Oder wir …“
    Deyv entfernte sich. Der Archkerri redete immer so gewunden über Dinge, die die Menschen für selbstve r ständlich ansahen oder nicht aussprachen, weil das unn ö tig war.
    Auch war Sloosh durchaus nicht so überlegen, wie er tat. Erstens einmal war er sehr langsam. Entweder wollte oder konnte er nicht so schnell laufen wie seine Kamer a den. Er ging in seinem eigenen Tempo. Die Bitten der anderen, doch etwas schneller zu gehen, ignorierte er. Deyv machte dies eine Zeitlang nervös, weil der Yawtl mit jeder Ruhezeit mehr an Vorsprung gewann. Nach einigem Überlegen hatte er sich jedoch wieder beruhigt. Wenn es auch länger dauern würde, den Dieb zur Strecke zu bringen, machte doch der Archkerri die Gefange n nahme unausweichlich. Seine Gegenwart ließ es ihnen als unzweifelhaft erscheinen, daß sie seine

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