Dunkel ist die Sonne
Gerät ausfindig zu machen, das angeblich in Vanas Stammesgebiet gesichtet worden war, als mein Großvater noch jung war. Da ich Spezialist für diese Art von Geräten bin, begab ich mich dorthin. Aber kurz nach meiner Ankunft wurde es bei einem b e sonders starken Beben verschüttet. Die Einwohner der Gegend konnte ich leider nicht so weit für die Angel e genheit interessieren, daß sie mir bei der Ausgrabung geholfen hätten. So blieb ich eine Weile da, um das L e ben der Eingeborenen zu studieren.“
Eine Weile, dachte Deyv. Immerhin lange genug, daß Vana aufwachsen konnte.
„Dann trat ich die zweite und wichtigere Phase meiner Suche an, während der mir der Dieb den Kristall stahl.“
Er zeigte nach oben. Deyv blickte auf, konnte aber nichts sehen außer der Schwärze des Schwarzen Tieres und einigen Vögeln.
„Diese geheimnisvollen Gebilde, die aus dieser Ric h tung dort über den Himmel ziehen“, bemerkte Sloosh, „unzählige Generationen meines Volkes haben versucht, sie zu deuten.“
„Was gehen sie dich an?“ Es war schwierig, mit einer Pfeife Ärger auszudrücken, aber Vana schaffte es. „Du weißt doch, daß dein Volk innerhalb einer Generation tot sein wird. Warum also lange darüber nachdenken?“
„Das Wissen ist etwas Freudiges und Schönes. Ich würde auch dann nach ihm suchen, wenn ich genau wü ß te, daß ich eine Sekunde, nachdem ich es gewonnen hä t te, sterben müßte. Oder meinetwegen auch eine Sekunde vorher. Die Suche nach dem Wissen ist genauso aufr e gend wie die Sache selbst.“
„Geh du nur deiner eigenen Wege!“ rief Deyv aus. „Wir brauchen dich nicht! Im Gegenteil, du wärst uns eher hinderlich!“
„Wie das?“ fragte der Archkerri ruhig.
„Du bist uns zu langsam. Wenn wir rennen müßten, dann könntest du mit uns nicht Schritt halten.“
„Das läßt sich nicht leugnen.“
„Du gehst mir unheimlich auf die Nerven“, pfiff Vana.
„Sehr poetisch“, antwortete Sloosh. „Das muß ich mir merken.“
Deyv schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Was sollte man mit so einem Geschöpf bloß anfangen?
Der Archkerri trottete von dannen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Deyv wandte sich der Frau zu. „Jetzt hängt alles von uns allein ab. Vielleicht fällt uns auf dem Rückweg zum Dorf etwas ein.“
Gemeinsam legten sie sich einen Plan zurecht. Es war durchaus kein Plan, der sie in gute Laune hätte versetzen können. Es hing soviel von der genauen Zeitplanung und den weiteren Umständen ab, damit der Plan überhaupt durchführbar wurde.
Vorsichtig begaben sie sich auf den Pfad, der zum Dorf hinführte. Lange bevor sie es erreicht hatten, kon n ten sie ganz leise die Trommeln und Flöten hören. Kurz darauf hörten sie auch die hohen Stimmen der Stamme s angehörigen.
Genau vor der Lichtung draußen vor der Einfriedung hielten sie an. Vana und Deyv kletterten auf einen Baum, um sich einen Überblick zu verschaffen. Doch eine Horde Stinkschaben ergoß sich aus einem Astloch und stürzte sich auf sie. Die beiden sprangen daraufhin so schnell wie möglich wieder hinunter. Mit Abschü r fungen und Prellungen und obendrein mit einem wide r lichen Zeug bespritzt landeten sie auf dem Boden. Es stank so abscheulich, daß es kaum auszuhalten war. Der Hund und die Katze wichen zurück und hockten sich hinter ein paar Büsche. Die beiden Menschen d a gegen konnten nichts anderes tun, als den nächstgel e genen Bach aufzusuchen und darauf zu hoffen, den übelkeiterregenden Geruch von sich abwaschen zu können.
Deyv war es gelungen, kurz vor dem Angriff der Schaben einen flüchtigen Blick in das Innere der Umzä u nung zu werfen. Als sie sich in einen trüben Bach gewo r fen hatten, meinte er: „Sie haben den Yawtl mit dem Mann zusammengebunden, den er getötet hat, und dann beide an einem Pfahl hochgezogen. Den Beutel mit den Eiern konnte ich aber nicht sehen.“
„Dann kann er wer weiß wo sein.“
„Er könnte in der Hütte des Schamanen stecken. Das ist die größte, in der Mitte des Dorfes.“
„Vielleicht können wir über den Zaun klettern und uns hinschleichen, solange die Schwarzen mit dem Yawtl beschäftigt sind.“
„Das geht nicht“, erwiderte Deyv. „Die Dorfbewohner haben Hunde. Die würden uns riechen, sobald wir in i h rer Nähe wären. Eigentlich ist es erstaunlich, daß sie uns auf dem Baum nicht schon gerochen haben.“
„Der Baum steht doch so nahe am Dorf, daß sie den Geruch wahrscheinlich längst gewöhnt sind.“
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