Dunkel ist die Sonne
Archkerri nach seiner Meinung.
„Was glaubst du, warum der Yawtl sich so weit vo r gewagt hat, um an die Eier heranzukommen? Warum hat er sich nicht einfach Stämme gesucht, die näher an se i nem eigenen Gebiet liegen, und dann einzelnen Personen im Dschungel aufgelauert? Wo immer er auch leben mag, jedenfalls ist es weit entfernt von meinem Land.“
Die riesengroßen Augen inmitten des Wirsings schlossen sich. Nach einer Weile öffneten sie sich wi e der.
„Ich würde sagen, er hat eine ganz bestimmte Sorte gesucht. Nicht einfach die Eier von irgendwem. Aber frage mich nicht, welche Sorte. Ich weiß es nicht.“
Gerade bevor es an der Zeit war zu ruhen, drehte sich der Wind und blies ihnen jetzt entgegen. Genau in dem Moment, in dem sie überlegten, ob sie sich in den Dschungel zurückziehen sollten, begann Jum mit g e sträubten Haaren zu knurren. Sie konnten vor sich auf der Straße nichts erkennen, aber Deyv wußte, daß jemand auf sie zukam.
Hinter dem Gebüsch versteckt, sahen sie die Krieger zurückkehren. Es waren großgewachsene, sehnige Mä n ner mit langen Beinen und fast schwarzer Haut, ganz dünnen Lippen, großen Hakennasen, langen, glatten schwarzen Haaren und dunkelbraunen Augen. Sie waren barfuß und trugen blaue, mit Fransen eingefaßte Kilts, orangefarbige Gürtel und auf dem Kopf Menschensch ä del, die mittels Riemen unter dem Kinn befestigt waren.
An Waffen hatten sie Blasrohre, Steinäxte, Speere und Schwerter aus hölzernen Klingen mit spitzen Steinen an den Rändern.
All dies war nur von beiläufigem Interesse. Was alle r dings die Aufmerksamkeit der heimlichen Beobachter fesselte, war die Person in der Mitte der Schar. Sie war kleiner als die anderen, von untersetzter Gestalt, und der Körper war mit einem fuchsroten Pelz bedeckt. Das G e sicht war beinahe menschlich zu nennen, obwohl die Kiefer beträchtlich vorstanden und die Augen schräg wie die eines Kojoten waren. Die Ohren besaßen Ähnlichkeit mit denen eines Wolfs. Das blaßrote Gesicht selbst war unbehaart bis auf einen breiten schwarzen Pelzstreifen über den rötlichen Augen. Die Nase war so rund und schwarz wie die von Jum. Die Person trug einen schwa r zen Lendenschurz, und falls sie irgendwelche Waffen bei sich gehabt hatte, so hatte man ihr diese abgenommen.
Die Hände waren vorn zusammengebunden.
Einer der Krieger trug einen Lederbeutel. Darin mu ß ten die Seeleneier sein.
Deyv stöhnte: „Was machen wir denn jetzt?“
Es gab nur eine Möglichkeit. Jedenfalls dachten Deyv und Vana das. Sloosh war allerdings anderer Meinung.
„Ich war bereit, den Yawtl so lange zu verfolgen, wie er die Richtung einschlug, die auch die meine war. Um euch zu helfen wäre ich sogar, wenn es nicht zu weit g e wesen wäre, von meinem Wege abgewichen. Ich finde euch sehr interessant, wenn auch etwas bedauernswert. Außerdem war da das irgendwie doch faszinierende Rä t sel, was er wohl mit den Eiern vorhatte. Immerhin nützen sie nur ihren rechtmäßigen Besitzern etwas.
Aber zu versuchen, die Eier von diesem Stamm z u rückzubekommen, wenn unsere Chancen derart schlecht stehen, halte ich für reichlich irrational. Um nicht zu s a gen für dumm. Was nicht unbedingt dasselbe ist, wie ihr sicher wißt.
Ich lege keinen allzu großen Wert auf mein Leben. Wenn ich es aber verlieren müßte, so sollte es wenigstens für etwas von großem Wert sein. Darum werde ich me i nen Weg fortsetzen. Ich wünsche euch viel Glück, wenn ich auch bezweifle, daß ihr es haben werdet.“
Der Archkerri hörte so lange auf zu reden, bis die leichten Erschütterungen des jüngsten Erdbebens abg e klungen waren.
„Aber was ist mit deinem Kristall?“ fragte Deyv.
„Ohne den Kristall werde ich zwar beeinträchtigt sein, aber ich habe genug Vertrauen in meinen Verstand, um sichergehen zu können, daß ich zu meinem Land zurüc k finde. Dort besorge ich mir dann einen anderen. Und dann nehme ich meine Suche von neuem auf.
Übrigens, habt ihr schon mal daran gedacht, wie euer Leben ohne eure Seeleneier aussähe? Sind sie wirklich so furchtbar wichtig?“
„Du bist ja verrückt“, entgegnete Vana.
Für eine Weile herrschte Schweigen. Schließlich öf f nete Sloosh die Augen. „Ich habe meine Argumentation noch einmal überdacht“, meinte er dann. „Sie ist rational und analytisch. Nein, verrückt bin ich nicht.“
„Was meintest du mit ‚Suche’?“ fragte Deyv.
„Eigentlich sind es zwei. Mein erstes Anliegen b e stand darin, ein bestimmtes
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