Dunkel ist die Sonne
Leuchtend stieg er höher und höher, bis er verschwunden war. Er war auf das andere Ende des Tales zugeschwebt, wo er zwischen zwei Gipfeln Durchlaß fand.
In der Nähe der Wanderer waren der frisch geschlag e ne Stumpf eines weiteren Iyvrat -Baums, ferner abg e hauene Äste und Holzspäne zu sehen.
„Er ist zu der Insel übergesetzt“, bemerkte Sloosh. „Ob er auch angekommen ist, kann ich allerdings nicht sagen. Aber er ist fast am Ziel.“
Slooshs Zweifel rührte von den gigantischen Fischen her, die ab und zu aus dem Wasser sprangen und wieder eintauchten. Sie schienen groß genug, um, ohne sich sonderlich anstrengen zu müssen, ein Kriegskanu mi t samt zwanzig Mann zu verschlingen.
„Wir könnten um den See herumgehen und auf der anderen Seite nach der Spur suchen“, schlug Deyv vor. „Das würde uns allerdings weit zurückwerfen.“
„Wir würden seine Spur da drüben auch kaum wiede r finden“, versetzte der Archkerri. „Diese verschlagene Person hat nämlich die Absicht, ein junges Tharakorm zu besteigen und davonzusegeln.“
Deyv und Vana fragten ihn, was er damit meinte.
„Die Insel dort muß ein Brutplatz der Tharakorm sein. Nun ist das Wort ‚Brut’ vielleicht nicht ganz richtig, da die Tharakorm keine Tiere sind. Erinnert ihr euch, daß ich euch mal diese winzig kleinen, mit bloßem Auge nicht sichtbaren Wesen mit Namen Bakterien und Viren beschrieben habe? Das Weiße, das da oben von der Spi t ze des Berges fließt, das ist der Überschuß einer gewalt i gen Menge sich ständig selbst reproduzierender Viren. Die eigentliche Masse befindet sich innerhalb der Spitze in einer Vertiefung und zieht die um sie herumfliegenden Vögel an, indem sie einen starken Duft verströmt, Wo l ken aus Molekülen, die die Vögel anlocken.
Wie ihr wißt, besitze ich keinen Geruchssinn, im G e gensatz zu euch Menschen. Das ist etwas, worin ihr mir voraus seid – was bei mir natürlich mehr als ausgegl i chen wird durch meine größere Intelligenz, ganz zu schweigen von anderen Sinnen.
Wie dem auch sei, jedenfalls können wir diese mol e kularen Mengen, die die Vögel an sich ziehen, als ob sie sie an der Kette hätten, beobachten. Die Vögel fressen diese siedenden, pulsierenden Virenmassen, und kurz darauf sterben sie. Sie strömen immer wieder in Scharen herbei, obwohl sie ihre Kameraden sterben sehen. Die Viren benötigen die Toten als Nahrungsgrundlage, um sich reproduzieren zu können. Daher auch der ständige, gärende Fluß der Viren am Berghang.“
„Ich rieche nichts Ungewöhnliches“, sagte Vana.
„Weil der Wind den Geruch im rechten Winkel von uns wegträgt. Aber wenn wir nahe genug herangehen, dann riechst du es – falls uns nicht vorher einer von di e sen großen Fischen verspeist.“
„Wird es auf uns genauso wirken wie auf die Vögel?“ fragte Deyv.
„Nein. Menschen empfinden den Geruch sogar als ä u ßerst unangenehm.“
„Wo fließt das ganze Zeug denn hin?“ fragte Deyv weiter.
„Zum Vorgebirge der Insel, wo es sich in kleinen Seen sammelt und schließlich zu Klumpen wird. Diese verwa n deln sich mit der Zeit in die Jungen der Tharakorm, in diese Wesen, die aus totem Fleisch und abgestorbenen Pflanzen ein Treibgas erzeugen und sich vom Wind tre i ben lassen. Das Ding, das ihr vorhin am Himmel saht, war eines von den Jungen. Ach, seht mal! Da ist noch eins!“
Sloosh schwieg einen Moment, währenddessen sie z u sahen, wie das weiße Etwas emporstieg und auf den Durchgang zwischen den beiden Bergen zuschwebte. Dann sagte er: „Auf dem sitzt der Yawtl. Ich kann den dünnen, rötlichen Strich hinter ihm gerade noch erke n nen.“
Deyv war verzweifelt. Selbst wenn es ihnen gelänge, ein Tharakorm zu besteigen und loszufliegen, wie kon n ten sie dem Dieb jemals auf der Spur bleiben? Der Wind würde sich drehen, und das Schiffstier des Yawtl würde einen Weg nehmen, der von dem ihren verschieden war. Die Lage war hoffnungslos.
Vana sah blaß aus, und ihr Gesicht wirkte abgespannt, aber sie sagte: „Na, dann nichts wie los.“
Sie machten sich an die Arbeit, und als es an der Zeit war zu ruhen, waren sie beinahe fertig. Dieses Mal b e nutzten sie ein einziges großes Boot.
Als sie erwachten, sahen sie, wie eine gewaltige V o gelschar gegen den Wind auf die Insel zuflog.
„Das geht alles in den großen Fleischtopf“, bemerkte Sloosh dazu.
„Man sollte eigentlich meinen, daß die Vögel in dem Tal bald ausgestorben sein müßten“, äußerte sich Deyv.
„Der
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