Dunkel ist die Sonne
u send Kammern nennen. Andere bezeichnen es als Ede l steinwüste oder Strahlende Scheußlichkeit.
Feersh muß jedoch den Mut gehabt haben, in ein Randgebiet dieses Reiches einzudringen. Sie muß einen Edelstein abgebrochen haben und damit geflohen sein. Es heißt, sie sei kurz danach erblindet. Ich weiß nicht, ob an dieser Geschichte etwas Wahres ist. Ich bezweifle es. Nicht die Geschichte über die Shemibob; daran, daß es die Riesenhexe wirklich gibt, kann kein Zweifel best e hen. Nein, ich meine Feershs Behauptung, daß sie den Smaragd selbst gestohlen habe. Wie man weiß, verlassen die Hexen selten ihre Häuser, ob es nun Häuser der A l ten, Schlösser, Höhlen oder Tharakorm sind.“
Sloosh hatte ihn an dieser Stelle unterbrochen. „Das kommt daher, weil sie zu abhängig geworden sind von den Artefakten der Alten. Sie fühlen sich unsicher, wenn sie sie nicht um sich haben. Es gibt bei ihnen keine Stämme, und sie können niemandem trauen außer ihren Familien, und manchmal nicht mal denen. Ja, die meisten Hexen leiden geradezu an einer Geisteskrankheit, die sie außerstande setzt, sich ohne Furcht aus ihren Wohnungen zu wagen. Sie sind die Gefangenen ihrer eigenen Macht.“
„Wie dem auch sei“, war Hoozisst fortgefahren, „j e denfalls erzählte mir die Hexe, daß sie mit dem Smara g den ‚sprechen’ und ihm Informationen über Dinge eing e ben könne, die in der nahen Zukunft geschehen könnten. Der Edelstein antwortet dann und sagt, was am wah r scheinlichsten eintritt. Damit meine ich nicht, daß der Smaragd eine richtige Stimme hätte. Er reagiert, indem er in seinem Inneren bestimmte Muster zeigt, die allein die Hexe deuten kann. Jedenfalls sagte sie das.“
„Wenn sie blind ist“, hatte Vana eingeworfen, „wie kann sie die Muster denn dann sehen?“
„Sie ist auf ihre älteste Tochter Jowanarr angewiesen, die ihr die Muster beschreibt. Jowanarr wird Familie n oberhaupt, wenn Feersh eines Tages stirbt. Wenn sie dann nicht zu alt ist, um noch Kinder zu bekommen, wird sie sie mit einem Sklaven zeugen, der wegen seiner Inte l ligenz, seines guten Aussehens, vortrefflichen Körpe r baus und seiner Manneskraft dazu auserwählt werden wird. Wenn sie unfruchtbar ist, wird ihre Schwester Seelgee die Kinder zur Welt bringen, aber Jowanarr wird dennoch an der Spitze der Familie bleiben.
Das aber ist nicht weiter wichtig. Wichtig ist allein die Tatsache, daß Feersh mir den Smaragden versprach, wenn ich dreißig Eier gestohlen hätte. Sie wollte mir dann beibringen, wie man die Informationen an den Stein weitergibt und wie man die Muster zu lesen hat. Ich hätte wissen sollen, daß sie mich belogen hatte, dieses Weib!“
„Du kannst von Glück reden, daß du nicht tot bist“, hatte Deyv eingewendet. „Eigentlich müßtest du tot sein, selbst wenn ein Baum deinen Sturz aufgefangen hat.“
„Wir Yawtl sind zäh“, hatte Hoozisst gemeint. „A u ßerdem habe ich ihrem Sohn Jeydee eine Decke von den Schultern gerissen, und indem ich mich an den vier Zi p feln festhielt, konnte ich meinen Fall etwas verlangsamen. Wenn es natürlich auch mehr Glück als alles andere war, was mir das Leben rettete. Die Baumgötter beschützten mich, damit ich zu meiner Rache kommen sollte.“
Was immer die Fähigkeiten des Smaragden sein moc h ten – Feersh hatte er jedenfalls nicht gewarnt. Aber schließlich wußte sie ja auch nichts von seiner Anwese n heit und der seiner Leute, dachte Deyv. Und wenn sie doch etwas wußte, so machte sie sich deswegen vielleicht keine Sorgen. Immerhin war der Stein abhängig von den Daten, die sie ihm eingab, und wenn diese nicht ausreic h ten, hatte der Stein eben nicht das, was er für eine richt i ge Vorhersage brauchte.
Andererseits war es durchaus möglich, daß sich Feersh sehr wohl dessen, was vorging, bewußt war. Sie hatte ihnen eine Falle gestellt; sie beobachtete ihn die ganze Zeit von der dunklen Kajüte aus. Die dort drinnen waren wach und taten nur so, als ob sie schnarchten.
Er blickte den Schacht hinunter. Da kam schon der e r ste herauf; es war Sloosh. Auf dem Rücken trug er das zusammengefaltete Fahrzeug und Aejip, die an ihn g e bunden war. Die Katze hatte Angst, aber sie gab keinen Laut von sich.
In dem Moment hörte er ein Husten. Er ließ sich auf Hände und Knie fallen und drehte sich langsam um. Er konnte niemanden sehen. Das bedeutete, daß entweder jemand in der Kajüte gehustet hatte oder daß er oder sie durch die Tür gekommen war. Diese war dem
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