Dunkel ist die Sonne
Bug z u gewandt, und er selbst befand sich hinter der Kajüte.
Er erhob sich mit dem Blasrohr in der Hand. Leise ging er an der einen Kajütenwand entlang. Das Husten wiederholte sich nicht. Vor der Kajüte war niemand, aber die Tür stand offen. Jemand mußte auf Deck sein. Aber wo?
Gelassen schloß er die Tür und ging auf die andere Seite der Kajüte hinüber. Derjenige, der gehustet hatte, bewegte sich auf den Bug zu, der nach unten zeigte. Deyv sah zu den Ankerwinden zurück. Von der Kajüte konnte er sie nur allzu deutlich erkennen. Der Mann aber hatte nicht bemerkt, daß die Trommel der Winde, an der die Strickleiter hing, fast leer war. Auf dem Rückwege würde er es jedoch bemerken müssen, jedenfalls wenn er richtig wach war.
Es gab nur eines. Deyv ging auf den Mann zu, der jetzt nahe am Bug stand und sich offensichtlich erleichtern wollte. Mit diesem Vorhaben war er vollkommen b e schäftigt, als ihn Deyvs Tomahawk am Hinterkopf traf. Er kippte über die niedrige hölzerne Reling, die an das Deck geklebt war, und verschwand, ohne zu schreien.
19
Deyv wirbelte herum, die Sinne zum Zerreißen gespannt; hoffentlich hatte niemand gehört, wie die Waffe den Knochen gespalten hatte. Wenig später drang das g e dämpfte Aufprallen eines Körpers an sein Ohr.
Deyv ging ganz ruhig an den Schacht zurück und hielt an einem Kajütenfenster kurz inne, um zu lauschen. Nichts war zu hören. Kurz darauf kam der schwer durch den Mund an der Brust atmende Sloosh nach oben. Deyv half ihm herauf, lud den Würfel ab und band Aejip los. Die Katze sprang mit einem Satz an Deck und verzog ohne einen Ton das Gesicht. Deyv gab ihr einen leichten Klaps und streichelte sie, um sie zu beruhigen. Er flüste r te ihr zu, so lange sitzen zu bleiben, bis Vana da wäre. Es war im voraus vereinbart worden, daß die Frau beim A n griff Aejips Partnerin sein sollte.
Als nächster kam der Yawtl, der sich mit Jum auf dem Rücken emporarbeitete. Deyv liebkoste und beruhigte auch den Hund. Vana kam gleich nach Hoozisst an Bord. Deyv sagte ihnen, was er beobachtet und daß er einen Mann getötet hatte.
„Mir war auch so, als hätte ich etwas durch die Du n kelheit fallen sehen“, entgegnete der Yawtl. „Ich fürcht e te schon, du seist es gewesen. Aber als ich keinen Alarm hörte, wußte ich, daß es einer von denen war. Wenn er aus der Kajüte dort herauskam, war es einer von Feershs Söhnen – hoffentlich nicht Skibroziy. Ich will, daß er leidet, bevor er stirbt.“
Hoozisst hatte die Lage und Anordnung des Schiff s wesens ausführlich beschrieben. Feersh schlief in einer Kammer auf dem unteren Deck; manchmal allein, manchmal auch mit einem Sklaven zusammen. Jowanarr verbrachte ihre Ruhezeit mit zwei oder drei Sklaven und Sklavinnen in der Kajüte, die achte rn lag. Seelgee war in der Kajüte am Bug, Kiyt in einer bei seiner Mutter; Je y dee und Skibroziy schliefen gewöhnlich entweder allein oder mit mehreren Sklaven oder Sklavinnen in der mittl e ren Kajüte. Hoozisst hatte auch die Söhne und Töchter beschrieben, damit man sie nicht mit den Sklaven ve r wechseln konnte.
Der einzige Weg unter Deck führte vermutlich durch die Kajüten – wenn man nicht gerade ein Khratikl war. Ihr Plan sah vor, Feersh als Geisel zu nehmen. Hoozisst hatte gesagt, daß sie so lange in Sicherheit sein würden, wie sie sie in ihrer Gewalt hätten. Die anderen würden tun, was sie sagte – hoffte er. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, daß Jowanarr, die ohne Zweifel ungeduldig darauf wartete, das Kommando zu übernehmen, ihre Mutter einfach töten lassen würde.
Die Eindringlinge begaben sich hinter die Hauptkaj ü te, wo Vana die Fackeln verteilte, die sie auf ihrem Rü c ken heraufgetragen hatte. Indem sie die Kajüte und ein an Deck gefundenes Segeltuch als Windschutz benutzten, zündeten sie die Fackeln an. Zuerst gossen sie aus einem Kürbis etwas eigens dafür mitgebrachten Fischtran, dann zündete der Yawtl ihn mit Hilfe von Eisen und Feue r stein an. Er goß noch etwas nach, und abwechselnd hie l ten sie die Enden ihrer mit Fischtran getränkten Fackeln in die Flamme.
Gerade als sie die dritte Fackel in Brand setzen wol l ten, hörten sie zur Rechten einen gellenden Schrei. Sie drehten sich blitzschnell in die Richtung, aus der er g e kommen war, konnten aber nichts sehen. Einen Auge n blick später stürzte sich ein wütend kreischender Khratikl aus der Dunkelheit auf sie. Die ledernen Flügel prügelten auf Deyv ein, und
Weitere Kostenlose Bücher