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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Ordens Wasserzauberer hatte gesagt, das Fläschchen enthalte genug Nebel, um, wenn nötig, eine ganze Armee zu verstecken.
    Möglicherweise war dieser Zauber von Nutzen. Orden reichte ihm den kunstvoll gearbeiteten Gegenstand und überlegte, ob er dem Mann auch seinen goldenen Schild mitgeben sollte.
    Der war mit einem mächtigen Zauber zur Abwehr von Wasser verstärkt. Der König hatte ihn als Verlobungsgeschenk für Sylvarresta mitgenommen. Jetzt überlegte er, ob er den Schild womöglich selbst brauchen würde.
    Er dachte nach. Er wollte Sylvarresta nicht töten. Doch wenn der sich Raj Ahten unterworfen hatte, war dies seine Pflicht.
    Die Könige von Rofehavan mußten wissen, daß niemand dem Wolflord Gaben ungestraft überlassen durfte. Nicht einmal Ordens bester Freund.
    »Wenn sie dem Feind dienen, werden wir unseren Freunden, unseren Verwandten antun, was wir ihnen antun müssen«, meinte Orden, ebenso an sich selbst wie an Borenson gerichtet.
    »Das ist unsere Pflicht. Wir befinden uns im Krieg.«

KAPITEL 14
Ein Zauberer in Ketten
    Kurz vor Sonnenaufgang kündigte das Geräusch zahlreicher klirrender Ketten Binnesmans Ankunft im Audienzzimmer des Königs ab. Wenig später schleiften die Wachen den Kräutersammler unter Iomes Augen vor Raj Ahten.
    Sie verkroch sich schaudernd in einer dunklen Ecke, aus Angst, irgendwie könnte Binnesmans Blick auf sie fallen und ihn dann ihre bloße Anwesenheit mit Ekel erfüllen. Während der letzten Stunden hatte sie Zeit gehabt, die Rune der Macht zu untersuchen, die man ihr in die Haut auf ihrem Arm gebrannt hatte. Sie war kompliziert, entsetzlich, und sie versuchte ihr viel mehr als Schönheit zu entziehen, nämlich den Stolz und die Hoffnung. Obwohl sie gegen den Einfluß der Rune ankämpfte, obwohl sie Raj Ahten diese Gunst versagte, kam sie sich immer noch untermenschlich vor. Wie bloßes Gelumpe in der Ecke.
    Einer Legende zufolge hatte der Annektor Phedrosh vor langer Zeit eine Rune des Willens geschaffen, ein Symbol, das seinen Opfern den Verstand entzog. Hätte Raj Ahten ein solches magisches Symbol in die Rune einarbeiten lassen, mit der Iome gezeichnet worden war, sie hätte sich ihm nicht verweigern können.
    Jetzt war sie dankbar, daß Phedrosh diese Rune der Macht und das Geheimnis ihrer Herstellung vernichtet hatte, bevor er nach Inkarra geflohen war.
    Binnesman wurde unter dem Gerassel seiner Ketten in den Raum gezerrt. Kräftige Eisen fesselten Binnesman von Kopf bis Fuß. Zwei Wachen schleiften ihn grob über den Dielenboden und warfen ihn Raj Ahten vor die Füße. Vier der Flammenweber des Wolflords gingen neben dem Kräutersammler, alle haarlos und von dunkler Haut. Drei jung aussehende Männer und eine einzelne Frau, alle mit jenem seltsam tanzenden Licht in den Augen, wie es nur Flammenweber zeigten. Die männlichen hatten safrangelbe Seidengewänder angelegt, die Frau einen dunkelroten Überwurf.
    Als die Frau, die voranging, näherkam, spürte Iome die Hitze ihrer Haut, eine trockene Hitze. Ihr Fleisch erschien ihr wie ein angewärmter Stein, den man sich in einer kalten Nacht ins Bett legt.
    Ihre Kraft spürte Iome auf andere Weise: Eine fieberhafte Lust ging mit ihr einher, gemischt mit einer seltsamen geistigen Erregung. Diese Lust war vollkommen anders als die derbe Sinnlichkeit, die Iome in Binnesmans Gegenwart verspürte – ein Verlangen, Kinder zu gebären, das Saugen kleiner Lippen an den Brüsten zu spüren. Nein, die Flammenweber strahlten das verzehrende Verlangen aus, zu vergewaltigen, zu nehmen, verkörperten einen richtungslosen Zorn, der von einem scharfen Intellekt beherrscht wurde.
    Der arme Binnesman war ein verdrecktes Wrack. Von Kopf bis Fuß mit rußiger Asche bedeckt, verrieten seine himmelblauen Augen dennoch keine Furcht, als er den Kopf hob.
    Du solltest dich aber fürchten, dachte Iome. Das solltest du.
    Niemand konnte Raj Ahten widerstehen, dem Glanz seines Gesichts, der Macht seiner Stimme. In den vergangenen Stunden hatte sie Dinge gesehen, die für sie unvorstellbar gewesen waren: zweihundert Gardisten ihres Vaters hatten Gaben abgetreten. Die meisten brauchten nicht lange überredet zu werden. Ein Blick in Raj Ahtens Gesicht, ein aufmunterndes Wort, und sie opferten sich.
    Nur wenige dachten gar an Widerstand. Kommandant Derrow von der Palastgarde bat darum, auf den Treueschwur an Raj Ahten verzichten zu dürfen, indem er vorbrachte, er sei durch einen Eid der Familie Sylvarresta verpflichtet. Daher bat er darum, als

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