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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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zusammennehmen, ihn zu töten.
    »Durchaus
    harmlos,
    Euer
    Lordschaft«,
    antwortete
    Binnesman mit kraftvoller Stimme. Er hockte zwar noch immer auf allen vieren, doch er blickte den Wolflord gleichgültig an.
    »Ihr dürft Euch erheben«, sagte Raj Ahten.
    Binnesman nickte, kam umständlich auf die Beine, obwohl seine Ketten ihn in eine gebückte Stellung zwangen, so daß er den Kopf nicht aufrichten konnte. Jetzt sah Iome noch deutlicher, daß er Fesseln an den Füßen trug, daß seine Hände in Handschellen steckten und eine kurze, schwere Eisenkette von den Fußfesseln zu Handschellen und Hals führte.
    Binnesman kümmerte die gekrümmte Haltung nicht. Er hatte sich so viele Jahre über Pflanzen gebeugt, daß sein Rücken krumm geworden war.
    »Hütet Euch vor ihm, mein Lord«, meinte die Feuerdeuterin neben Raj Ahten leise. »Er besitzt große Macht.«
    »Wohl kaum«, erwiderte Binnesman mißbilligend. »Ihr habt meinen Garten zerstört, die Arbeit von Meistergärtnern über fünfhundert Jahre hinweg. Die Kräuter und Gewürze, die ich geerntet hätte, sind allesamt verloren. Ihr seid als praktisch denkender Mann bekannt, Raj Ahten. Ihr wißt doch sicher, daß diese Dinge von nicht geringem Nutzen waren!«
    Raj Ahten lächelte ziemlich amüsiert. »Tut mir leid, daß meine Magier Euren Garten zerstört haben. Aber Euch haben wir nicht zerstört, oder? Ihr könnt einen neuen Garten anlegen. Ich besitze selber ein paar hervorragende Gärten in der Nähe meiner Häuser und Paläste im Süden. Bäume aus den entlegenen Gebieten der Welt, fruchtbare Erde, reichlich Wasser.«
    Binnesman schüttelte den Kopf. »Niemals. Ich werde niemals einen anderen Garten haben können als den, den Ihr niedergebrannt habt. Er war mein Herz. Versteht Ihr…?« Er krallte die Hand in sein Gewand.
    Raj Ahten neigte sich vor. »Tut mir leid. Es war notwendig, Euch die Flügel zu stutzen, Erdwächter.« Er sprach den Titel ernst aus, mit mehr Achtung, als er jedem anderen an diesem Abend entgegengebracht hatte. »Und dennoch, Meister Binnesman, wollte ich Euch wirklich keinen Schaden zufügen.
    Es gibt wenige angesehene Erdwächter auf der Welt, und ich habe die Wirksamkeit der Kräuter getestet, die ein jeder von Euch anbaut, habe die Salben und Aufgüsse geprüft, die Ihr liefert. Ihr, Binnesman, seid der Meister Eures Faches, dessen bin ich sicher. Ihr verdient mehr Ehre, als man Euch gewährt.
    Ihr solltet als Lehrmeister im Saal der Erdkräfte im Haus des Verstehens dienen – und nicht dieser Schwindler Hoewell.«
    Iome staunte. Selbst im fernen Indhopal hatte Raj Ahten von den Leistungen des Zauberers vernommen. Der Wolflord schien über den Norden im Bild zu sein.
    Binnesman sah ihn unter seinen buschigen Brauen hervor an.
    Sein faltiges Gesicht wirkte weise, und nach Jahren des Lächelns verlieh es ihm ein sanftes, gütiges Aussehen. Doch in seinem Blick lag keine Freundlichkeit. Iome hatte ihn mit diesem berechnenden Blick in seinem Garten Käfer zerquetschen sehen. »Die Ehrungen der Menschen interessieren mich nicht.«
    »Was interessiert Euch dann?« wollte Raj Ahten wissen. Als er keine Antwort erhielt, fügte er leise hinzu: »Werdet Ihr mir dienen?«
    Auf seinen Tonfall, die kaum merkliche Veränderung im Klang seiner Stimme hin hätte sich so manch anderer Mann in den Staub geworfen.
    »Ich diene keinem König«, gab Binnesman zurück.
    »Ihr habt Sylvarresta gedient«, erinnerte ihn Raj Ahten sachte. »Genau wie er jetzt mir dient.«
    »Sylvarresta war mein Freund und nie mein Herr.«
    »Ihr habt seinem Volk gedient. Ihr habt ihm als Freund gedient.«
    »Ich diene der Erde und allen Menschen auf ihr, Lord Raj.«
    »Werdet Ihr Euch mir also verschreiben?«
    Binnesman bedachte ihn mit einem tadelnden Blick, so, als sei Raj Ahten ein Kind, das man bei einer Freveltat erwischt, obwohl es dies eigentlich besser wissen müßte.
    »Wünscht Ihr meine Dienste als Mann oder als Zauberer?«
    »Als Zauberer.«
    »Dann, Lord Raj, kann ich leider keinen Schwur leisten, Euch zu dienen, denn das würde meine Kräfte mindern.«
    »Wie das?« fragte Raj Ahten.
    »Ich habe geschworen, der Erde zu dienen, und niemandem sonst«, sagte Binnesman. »Ich diene ebenso den Bäumen in der Stunde ihrer Not wie dem Fuchs und dem Hasen. Ich diene Menschen nicht mit mehr oder weniger Hingabe als anderen Geschöpfen. Bräche ich aber meinen Schwur, der Erde zu dienen, und trachtete ich statt dessen danach, Euch zu dienen, würden meine Kräfte

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