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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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las das Datum. Der 20.
    Tag im Monat der Ernte. Geschrieben vor fast zwei Tagen, über einhundert Meilen von hier entfernt.
    Die Herzogin erwartete nicht, daß Raj Ahten Burg Sylvarresta vor übermorgen erreichte. Also würde sie sich im Morgengrauen umbringen, bevor die Besatzerarmee eintraf.
    Schade, daß sie sich nicht heute morgen umgebracht hatte.
    Ihr Opfer hätte sich für Lord Sylvarresta von einigem Nutzen erwiesen.
    Orden kritzelte hastig einen Brief an den Herzog Groverman und an den Grafen Dreis – jene Lords, deren Burgen Longmot am nächsten standen, und bat beide, Hilfe zu schicken und diese zur selben Zeit von Nachbarn zu erbitten. Die Herzogin hatte diese Lords zwar bereits um Hilfe ersucht, trotzdem fürchtete Orden, daß ihre Boten das gleiche Schicksal ereilt haben könnte wie jenen Mann, den er an der Straße gefunden hatte. Um sicherzugehen, daß sie kamen, erklärte er ganz offen, Raj Ahten habe einen großen Schatz in Longmot zurückgelassen.
    »Borenson!« rief König Orden, als er fertig war. Der Leib seines Sohnes saß auf einem Felsen über ihm, nur ein paar Fuß unter den verflochtenen Zweigen des Graaknests.
    »Was gibt es, mein Lord?« fragte er und kletterte zu Mendellas hinunter.
    »Ich habe einen Auftrag für Euch, einen gefährlichen Auftrag.«
    »Gut«, meinte Borenson, noch immer mit Begeisterung in der Stimme. Im Schein der Sterne ließ er sich neben dem König nieder. Er war einen ganzen Kopf größer als der Lord, sein Haar quoll unter dem Helm hervor und fiel ihm über die Schultern. Es war nicht richtig, daß Untertanen so groß waren.
    Erwartungsvoll sah er den König an.
    »Ich führe fünfhundert Mann nach Süden, zur Burg Longmot jetzt gleich. Eintausend weitere werden bei Sonnenaufgang folgen. Ich möchte, daß Ihr jetzt gleich fünfhundert Mann mitnehmt. Unsere Späher berichten, daß sich ein paar tausend Nomen in den Wäldern bei Burg Sylvarresta aufhalten. Wenn Ihr schnell reitet, könnt Ihr bei Sonnenaufgang draußen vor der Burganlage auf sie stoßen und den Männern Gelegenheit geben, ihr Können mit dem Bogen zu üben.
    Laßt Eure Truppen in den Wäldern. Der Wolflord wird nicht wagen, aus der Burg Verstärkung zu schicken, solange er Eure Zahl nicht abschätzen kann. Sollte er trotzdem angreifen, zieht Euch geschickt zurück und reitet nach Longmot. Gegen Mittag sollen sich Eure Leute ohnehin nach dort zurückziehen.
    Offenbar hat die Herzogin von Longmot alle Hände voll zu tun. Raj Ahten hat ihre Burg eingenommen und von ihrem Volk Hunderte Gaben geraubt. Sie plant, sich im Morgengrauen umzubringen – sich und alle anderen, die Übereigner für Raj Ahten sind. Offenbar hat sie einen großen Schatz erbeutet. Ich muß also zu ihr und sie von ihrer Last befreien. Daher möchte ich, daß Ihr mir den Wolflord vom Hals haltet.«
    Mendellas überlegte seinen nächsten Zug. Er kannte diese Wälder gut, hatte er doch während der letzten zwanzig Jahre oft im Dunnwald gejagt. Dieses Wissen mußte er sich zunutze machen.
    »Ich werde die Brücke bei Hayworth zerstören, was immer das nützen wird. Ihr werdet also Eure Männer zur Wildschweinfurt schicken – zur schmalen Schlucht unterhalb der Furt. Dort werdet Ihr Euch in den Hinterhalt legen. Sobald Raj Ahtens Truppen dort durchkommen, werden Eure Männer angreifen – Felsbrocken von oben auf sie herabwerfen, Pfeile abschießen, das Ostende der Schlucht in Brand stecken. Aber gebt nur dann Befehl, die Schwerter zu ziehen, wenn Ihr müßt.
    Anschließend werden Eure Soldaten im Eilritt nach Longmot reiten. Habt Ihr verstanden? Ihr habt lediglich die Aufgabe, den Wolflord zu verfolgen und ihm in Geplänkeln möglichst großen Schaden zuzufügen, um ihn dadurch aufzuhalten.«
    Borensons Lächeln war noch breiter geworden, mittlerweile grinste
    er
    wie
    irre.
    Es
    war
    praktisch
    ein
    Selbstmordkommando. Mendellas fragte sich, wieso dieses Vorhaben ihn so entzückte. Sehnte sich der Mann nach dem Tod, oder war es lediglich die Herausforderung, die ihn so in Begeisterung versetzte?
    »Leider werdet Ihr nicht bei Euren Soldaten sein.«
    »Nein?« Borensons Lächeln geriet ins Wanken.
    »Nein. Für Euch habe ich einen noch tollkühneren Plan.
    Morgen gegen Mittag, während Eure Soldaten sich in den Hinterhalt legen, möchte ich, daß Ihr persönlich – und zwar allein – zur Burg Sylvarresta reitet und Raj Ahten eine Botschaft überbringt.«
    Borenson fing wieder an zu grinsen, doch nicht mehr so irre und unbekümmert

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