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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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das auf dem Felsen über ihm hockte. Diese Männer wußten, daß die Zwingeisen dort versteckt waren. Bei den Mächten, Orden hätte gerne ein Hundertstel von dem geahnt, was den Days mit Sicherheit an Wissen zur Verfügung stand.
    Raj Ahten war ein Narr, einen so großen Besitz an einem einzigen Ort aufzubewahren. Denn jemand würde diese Zwingeisen stehlen.
    Bei den Mächten, ich werde sie stehlen! überlegte Orden.
    Es sei denn, es war eine Falle! Hatte Raj Ahten wirklich geglaubt, er könnte Longmot halten?
    Orden wurde nachdenklich. Wenn man in eine fremde Burg eindrang, Hauptgaben von der gesamten königlichen Familie, den besten Soldaten, übernahm, konnte man seine Feinde in einer einzigen Nacht überwältigen, ihrer Kraft berauben und sie am Boden zerstört und besiegt zurücklassen.
    Die Herzogin hatte gesagt, es seien die Hausdiener gewesen, denen es gelungen war, sich aufzulehnen – und kaum Soldaten. Ihre Soldaten waren also tot – oder ihrer Gaben entledigt. Vielleicht war es keine Falle.
    Raj Ahten hatte darauf vertraut, daß seine Leute den Schatz für ihn in Longmot bereithielten – eine hervorragende Burg, mit erstaunlichen Verteidigungsanlagen. Welcher Ort wäre zur Aufbewahrung so vieler Zwingeisen besser geeignet? Und von dort aus hätte er das edle Metall nach Burg Sylvarresta gebracht, um seine Feinde auszusaugen. Wahrscheinlich befanden sich in Wirklichkeit schon etliche in seinem Besitz.
    Lord Orden las weiter:
    Ich nehme an, diese Zwingeisen sind für Euch in diesem Krieg von großem Nutzen. Inzwischen nähert sich eine Besatzerarmee von Süden her. Offiziellen Verlautbarungen zufolge müßte sie in drei Tagen hier eintreffen.
    Ich habe zu Groverman und Dreis geschickt und um Unterstützung gebeten. Ich glaube, mit ihrer Hilfe können wir einer Belagerung standhalten.
    Der Wolflord hat mir keine Palastgarde hiergelassen, keine Soldaten. Die abgetretenen Gaben werden mittels meiner Söhne an Raj Ahten weitergeleitet.
    Raj Ahten befindet sich auf dem Weg zu Euch nach Burg Sylvarresta. Ich glaube nicht, daß er Euch bis zum Vorabend des Hostenfestes erreichen kann.
    Er ist gefährlich. Er besitzt so viele Gaben der Anmut, daß er wie die Sonne strahlt. Seit Jahrzehnten schon war Longmot das Zuhause vieler eitler Frauen, die alle hofften, schöner zu sein als ihre nächsten Mitmenschen. Ihre Schönheit wird über mich weitergeleitet.
    Ich werde Eure Feinde nicht unterstützen.
    In zwei Tagen werden alle, die in Longmot Gaben übereignet haben, durch meine Hand sterben. Es betrübt mich, daß ich meine eigenen Söhne töten muß, doch nur dadurch kann ich genügend Soldaten wiederherstellen, um die Stadt zu verteidigen.
    Die Zwingeisen habe ich versteckt. Sie liegen begraben unter dem Tulpenfeld in Gut Bredsfor. Vermutlich werdet Ihr mich nicht mehr wiedersehen, nicht lebend. Ich übergebe Kommandant Cedrick Tempest von der Wache vorübergehend die Befehlsgewalt über Longmot.
    Mein Gatte hängt immer noch an seinem Eisengitter, erwürgt von einem Seil aus seinen eigenen Eingeweiden. Ich werde den Schurken nicht abschneiden. Hätte ich vorher von seinem Verrat erfahren, hätte ich ihn nicht so freundlich behandelt.
    Ich gehe jetzt und wetze ein Messer. Sollte ich scheitern, wißt Ihr, was zu tun ist.
    Eure ergebene Nichte Herzogin Emmadine Ot Laren Mendellas Orden las den Brief klopfenden Herzens und legte ihn dann zur Seite. Ihr wißt, was zu tun ist. Der uralte Hilferuf all derer, die gezwungen werden, als Vektoren zu dienen: Tötet mich, wenn ich mich nicht selbst töten kann.
    König Orden war der Herzogin oft begegnet. Sie war ihm stets wie eine unscheinbare, kleine Dame vorgekommen, die zu schüchtern war für große Taten.
    Es gehörte eine starke Frau dazu, sich selbst und ihre Kinder umzubringen. Aber Mendellas wußte, es gab einen Augenblick, da konnte man keinen anderen Weg gehen. Raj Ahten hatte also die Soldaten über die königliche Familie vektoriert und gezwungen, Hauptgaben abzutreten, so daß sie nicht in der Lage waren, jemals wieder zu kämpfen – es sei denn, die königliche Familie wurde getötet.
    Die Herzogin würde ihre Pflicht tun und ihre Kinder ermorden müssen, um das Königreich zu retten. Eine üble Angelegenheit. König Orden hoffte nur, daß sein eigener Sohn nicht Raj Ahten in die Hände fiel. Orden glaubte, stark genug zu sein, seinen eigenen Sohn zu töten, sollte die Notwendigkeit entstehen.
    Trotzdem graute ihm davor.
    Mendellas drehte den Brief um und

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