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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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können.
    Fünf Minuten später kehrte Borenson zurück, und seine große rechte Hand umfaßte sanft Myrrimas Ellbogen, so als wollte er sie stützen, falls sie auf dem Pflaster stolperte. Es war ein Bild voll Zärtlichkeit.
    Als die beiden vor ihm standen, verbeugte sich Myrrima leicht. »Mein Lord wünscht mich zu sprechen?«
    »Ja.« Gaborn nickte. »Um die Wahrheit zu sagen, ich war mehr daran interessiert, daß Ihr Borenson kennenlernt, meinen Leib.« Den Zusatz »Wächter« ließ er weg, wie es in Mystarria üblich war. »Er ist jetzt seit sechs Jahren mein Leib und Kommandant meiner persönlichen Garde. Er ist ein guter Mann. Meiner Ansicht nach einer der besten in Mystarria.
    Ganz bestimmt der beste Soldat.«
    Borensons Wangen röteten sich, und Myrrima blickte vorsichtig lächelnd zu dem großen Gardisten auf und musterte ihn. Ihr konnte unmöglich entgangen sein, daß er eine Gabe Stoffwechsel zu Buche stehen hatte. Die Heftigkeit seiner überdrehten Reaktionen und seine offenkundige Unfähigkeit zur Ruhe waren ein sicheres Zeichen.
    »Borenson wurde vor kurzem in den Rang eines Barons erhoben und erhielt Ländereien und ein Gut in… der Drewberry-Marsch.«
    »Mein Lord, davon habe ich gar nichts…«, setzte Borenson an, Gaborn jedoch bedeutete ihm mit einem Wink, zu schweigen.
    »Wie ich sagte, fand die Beförderung erst vor kurzer Zeit statt.« Der Drewberry-Besitz war ein großes Pachtgut, mehr Land, als Gaborn normalerweise einem hervorragenden Soldaten für seine lebenslangen Dienste überlassen würde.
    Andererseits jedoch, so argumentierte er, würde dieser kleine Akt der Großzügigkeit Borenson um so ergebener machen als geriete seine Ergebenheit je ins Wanken. »Wie auch immer, Myrrima, wie Ihr seht, verbringt Borenson eine Menge Zeit in meinen Diensten. Er braucht eine Frau, die ihm hilft, seinen Besitz zu verwalten.«
    Es war eine Freude, den überraschten Ausdruck auf Borensons Gesicht zu sehen. Offensichtlich war der große Kerl von dieser Schönheit aus dem Norden hingerissen, und Gaborn hatte ihnen praktisch befohlen, zu heiraten.
    Myrrima musterte das Gesicht des Leibwächters ganz offen, so als bemerkte sie zum erstenmal sein kraftvolles Kinn und die eindrucksvollen Muskelberge unter seinem Wams. Sie liebte ihn nicht, noch nicht. Vielleicht würde sie es nie tun. Es war eine arrangierte Ehe, und einen Mann zu ehelichen, der doppelt so schnell lebte wie man selbst, einen, der alt werden und sterben würde, während man sich selbst erst den mittleren Jahren näherte, konnte kein überwältigend attraktives Angebot darstellen. Nachdenklich überlegte sie sich die Vorzüge der Heirat.
    Borenson stand sprachlos da, wie ein Junge, den man beim Äpfelklauen erwischt hatte. Sein Gesicht verriet, daß er sich diese Heirat erhoffte.
    »Ich sagte Euch bereits, ich glaube, daß Ihr Euch bei Hofe gut machen würdet«, fuhr Gaborn fort. »Mir würde es gefallen, wenn es sich dabei um meinen Hof handelte.«
    Die Frau verstünde gewiß, wie er dies meinte. Ein Runenlord konnte sie unmöglich heiraten. Das Beste, auf das sie hoffen konnte, war ein reicher, junger Kaufmann, den die Lust des Heranwachsenden plagte.
    Gaborn bot ihr eine Machtposition mehr, als sie normalerweise erwarten durfte an der Seite eines ehrenvollen und anständigen Mannes, dessen Leben ihn zu einem merkwürdigen und einsamen Dasein verdammte. Ein Liebesversprechen war das nicht. Allerdings war Myrrima eine nüchtern denkende Frau, die die Schönheit ihrer Schwestern und die Klugheit ihrer Mutter erhalten hatte. Jetzt, da diese Gaben ihr gehörten, mußte sie auch die Verantwortung übernehmen. Sie kannte die Last der Macht.
    Um einen Besitz in Mystarria zu führen, war sie die perfekte Frau.
    Sie schaute auf, Borenson in die Augen, und die beiden blickten einander eine ganze Weile an, bis Myrrima schließlich versuchsweise die Hand ausstreckte und die seine ergriff.
    Borenson legte nichts von der Unschlüssigkeit an den Tag, auf die sie bei Gaborn gestoßen war. Er umschloß ihre schlanke Hand mit beiden Fäusten.
    »Ihr müßt verstehen, schöne Lady, ganz gleich, wie unerschütterlich meine Liebe zu Euch sein wird, meine oberste Ergebenheit wird immer meinem Lord gelten.«
    »So wie es sein sollte«, erwiderte Myrrima leise und sah mit einem leichten Nicken zu Gaborn hinüber.
    Gaborns Herz tat einen Sprung. Ich habe ihre Liebe ebenso sicher gewonnen, wie Borenson dies tun wird, dachte er.
    In diesem Augenblick überkam ihn ein

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