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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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seinen Tonfall bemerkt. Mit dem Ausdruck »meine Dame« wollte er seinen Anspruch auf sie unterstreichen. Sie wußte, was er erwartete: völlige Hingabe.
    Ihr Leben.
    »Ja, mein Lord?«
    »Zu Hause«, erkundigte sich Prinz Orden, »habt Ihr da zwei häßliche Schwestern, um die Ihr Euch kümmern müßt? Und einen einfältigen Bruder?«
    »Ihr seid scharfsinnig, mein Lord«, erwiderte Myrrima. »Nur ist meine Mutter die Einfältige, nicht irgendein Bruder.«
    Gequält verzog sie das Gesicht. Sie hatte eine schwere Last zu tragen und einen hohen Preis für die Magie zu zahlen. Es ist schwer genug, von jemandem eine Gabe der Muskel-oder Geisteskraft oder der Anmut zu erstehen und die finanzielle Verantwortung für diesen Menschen zu übernehmen. Aber noch schmerzhafter wird es, wenn dieser Mensch ein geliebter Freund oder Verwandter ist. Myrrimas Familie mußte in entsetzlicher Armut leben, in hoffnungsloser Armut, daß sie sich gezwungen fühlten, etwas Derartiges zu wagen eine Frau mit der Schönheit von dreien zu beschenken und der Weisheit von zweien und dann danach zu trachten, sie mit irgendeinem Reichen zu verheiraten, der sie alle aus der Verzweiflung retten soll.
    »Wo habt Ihr nur das Geld für die Zwingeisen hergenommen?« fragte Gaborn. Die magischen Eisen, mit denen man einem Menschen Eigenschaften entzog und sie an einen anderen weitergab, waren überaus teuer.
    »Meine Mutter hatte ein kleines Erbe und wir haben hart gearbeitet, wir alle vier«, erklärte Myrrima. Er hörte die Angespanntheit in ihrer Stimme. Vor kurzem hatte sie vielleicht noch geschluchzt, wenn sie davon sprach, vor ein oder zwei Wochen, als sie gerade erst wunderschön geworden war.
    »Ihr habt als kleines Mädchen Blumen verkauft?« fragte Gaborn.
    Myrrima lächelte. »Auf der Wiese hinter unserem Haus wuchs sonst nur wenig, das uns ernährt hätte.«
    Gaborn griff in seinen Geldbeutel und zog eine Goldmünze hervor. Auf der einen Seite war der Kopf von König Sylvarresta zu sehen, auf der anderen die Sieben Aufrechten Steine aus dem Dunnwald, die der Legende nach die Erde stützten. Mit der hiesigen Währung war er nicht vertraut, aber er wußte, daß die Münze wertvoll genug war, um ihre Familie ein paar Monate lang von allen Sorgen zu befreien. Er nahm ihre Hand und ließ sie hineingleiten.
    »Ich habe… nichts dafür getan«, meinte sie und suchte seinen Blick. Vielleicht fürchtete sie ein unsittliches Angebot.
    Manche Lords nahmen sich Mätressen. Gaborn würde so etwas nie tun.
    »Doch, doch, das habt Ihr«, sagte Gaborn. »Ihr habt gelächelt und mir dadurch das Herz froh gemacht. Bitte, nehmt dieses Geschenk an. Eines Tages werdet Ihr Euren reichen Kaufmann finden, und von all den Schätzen, die er hier auf den Märkten von Bannisferre vielleicht entdeckt, werdet Ihr wahrscheinlich der kostbarste sein.«
    Sie hielt die Münze voller Scheu in der Hand. Nie rechnete jemand damit, daß ein so junger Mensch wie Gaborn sich mit solcher Gewandtheit ausdrückte, nach Jahren des Übens im Saal der Stimmen fiel ihm dies jedoch leicht. Sie sah ihm mit neuer Achtung in die Augen, so als erblicke sie ihn in Wirklichkeit zum erstenmal. »Danke, Prinz Orden.
    Vielleicht… ich sag es Euch jetzt… sollte Iome Euch tatsächlich akzeptieren, werde ich ihren Entschluß gutheißen.«
    Sie machte kehrt und schlenderte durch die dichter werdende Menge davon, um den Brunnen herum. Gaborn betrachtete ihren elegant geschwungenen Hals, das Wolkenmuster ihres Kleides, die brennenden Flammen ihres Schals.
    Borenson kam herbei, lachte in sich hinein und schlug Gaborn vergnügt auf die Schulter. »Ah, mein Lord, was für eine süße Verlockung.«
    »Ja, sie ist rundherum wundervoll«, stimmte Gaborn leise zu.
    »Hat Spaß gemacht. Euch zuzuschauen. Sie blieb einfach ein Stück zurück und musterte Euch wie ein Kotelett auf dem Klotz des Metzgers. Fünf Minuten hat sie gewartet«, Borenson hielt seine Hand mit gespreizten Fingern in die Höhe, »darauf, daß Ihr sie bemerkt! Aber Ihr tagblinder Ferrin! Ihr wart zu sehr damit beschäftigt, irgendeines Händlers Nachtgeschirr zu bewundern! Wie konntet Ihr sie übersehen? Wie konntet Ihr sie übergehen? Ah!« Borenson zuckte übertrieben mit den Achseln.
    »Ich wollte niemanden kränken«, erwiderte Gaborn und blickte seinen Untergebenen an. Borenson war zwar sein Leibwächter und sollte deshalb stets nach Meuchelmördern Ausschau halten, doch in Wahrheit war der große Mann ein lebenslustiger Kerl. Er

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