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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Verteidigung von Burg Sylvarresta unmöglich gemacht.
    Wenn sein Vater die Absicht hatte, jetzt, heute, anzugreifen, dann hätte er einen Zugang in die Burg.
    Gaborn bemerkte eine winzige Gestalt oben auf der Mauer, die über die Feuerwände nach draußen blickte – die Gestalt eines Mannes in schwarzer Rüstung, dessen weiße Eulenschwingen seines Helms nach hinten geschwungen waren.
    Einen langstieligen Kriegshammer in die Höhe reckend, rief er mit einer Stimme von tausend Mann, so daß seine Worte klar von den Hügeln widerhallten und die Burgmauern erzittern ließen: »Mendellas Draken Orden! ich werde dich und deine Brut töten!«
    Gaborn floh von seinem Ausguck oben auf der Treppe und verschwand in der nächsten Gasse.

KAPITEL 16
Die Finte
    Borenson war auf seinem Ritt von Tor Hollick hierher sehr nachdenklich geworden. Die bevorstehende Schlacht war es nicht, die ihn beschäftigte. Sondern Myrrima, die Frau, der er in Bannisferre die Ehe versprochen hatte. Vor zwei Tagen hatte er sie, ihre Schwestern und ihre Mutter in die Stadt gebracht, um zu verhindern, daß ihnen etwas zustieß, solange Raj Ahten durch die Lande zog und alles verwüstete.
    Myrrima hatte die Umstände verkraftet, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie würde eine brauchbare Soldatenfrau abgeben.
    In den wenigen, von Zärtlichkeit erfüllten Stunden mit dieser Frau hatte sich Borenson tief und unwiderruflich verliebt. Es war nicht nur ihre Schönheit, obwohl er die durchaus schätzte.
    Es war alles an ihr – ihr verschmitzt berechnendes Auftreten, ihre zupackende Art, die unerschrockene Lust, die in ihren Augen blitzte, als sie mit ihm zum Haus ihrer Mutter ritt.
    Sie hatte sich tatsächlich umgedreht und ihm ins Gesicht gelächelt, die dunklen Augen reinste Unschuld, als sie fragte: »Sir Borenson, ich nehme an, Ihr seid ein Mann, der Gaben des Durchhaltevermögens besitzt?«
    »Zehn sogar«, hatte er geprahlt.
    Darauf setzte sie eine finstere Miene auf und zog die Augenbrauen hoch. »Das könnte interessant werden. Wie ich gehört habe, entdecken junge Frauen in der Hochzeitsnacht oft, daß das große Durchhaltevermögen eines Soldaten auch noch für etwas anderes gut ist, als zu verhindern, daß er den Wunden aus der Schlacht erliegt. Stimmt das?«
    Borenson hatte stammelnd nach einer Antwort gesucht. Er hätte sich nie träumen lassen, daß eine so liebreizende Frau ihn so offen nach seinen Fähigkeiten im Bett fragen könnte.
    Bevor er eine Antwort hervorbringen konnte, schnitt sie ihm das Wort ab: »Ich mag die Farbe Rot an Euch. Sie steht Euch sehr gut zu Gesicht.« Er errötete noch heftiger und war froh, als sie den Blick abwandte.
    Mehr als einmal war er davon überzeugt gewesen, daß die Liebe ihm nicht vergönnt sei. Doch diesmal verhielt es sich anders. Er war kein mondsüchtiges Kalb, das des Nachts nach irgendeiner jungen Kuh schrie. Das hier fühlte sich… richtig an. Sie zu lieben, fühlte sich richtig an, bis zum Grund seines Herzens.
    Er hatte zum erstenmal gespürt, daß er sich verliebt hatte, als er losritt, um König Orden vor der Invasion zu warnen. Im schärfsten Galopp war er über eine Straße dahingeritten und an drei entzückenden jungen Frauen vorübergekommen, die am Wegrand Beeren pflückten. Eines der Mädchen hatte ihm verführerisch zugelächelt, doch war er so in Gedanken an Myrrima vertieft gewesen, daß ihm erst zehn Meilen später auffiel, daß er nicht zurückgelächelt hatte.
    So verrückt war er geworden.
    Auf seinem Ritt zur Burg Sylvarresta hatte er Myrrima aus seinen Gedanken verbannt, indem er sich immer wieder sagte: Je eher ich diesen Kampf beende, desto früher kann ich zu ihr zurück.
    Ein gutes Stück vor Erreichen der Festung waren sie immer häufiger auf Raj Ahtens Späher gestoßen, auf Jägertrupps von fünf oder zehn Mann, die die Straßen überwachten. Seine Bogenschützen hatten die Männer frohgemut niedergemacht, während Borenson seinen Angriff auf die Nomen plante.
    Am Wye macht er halt und öffnete das Fläschchen mit Nebel, das König Orden ihm gegeben hatte. Er hatte Mühe, es festzuhalten, da ein heftiger Nebelsturm heulend aus dem Flaschenhals entwich.
    Weil er das Fläschchen über Wasser entkorkt hatte, bildete es doppelt soviel Nebel als gewöhnlich, und er konnte die Hälfte des Inhalts für später aufsparen.
    Als sich aber der Geruch von Meeresnebel in den Tälern rings um Burg Sylvarresta verbreitete, schmeckte Borenson das Salz in der Luft und dachte an die Heimat,

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