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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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unverschämte Orden!«
    »Das ist kein natürlicher Nebel«, meinte ein Flammenweber, »sondern der Nebel eines Wasserzauberers.«
    »Rahjim, wollt Ihr mir weismachen, Ihr hättet Angst vor einem jungen Wasserzauberer, dem noch nicht mal Kiemen wachsen?« höhnte Raj Ahten. »Von Euch erwarte ich mehr.
    Dieser Nebel wird Orden ebensoviel schaden, wie er ihm nützt.«
    Der Zauberer schüttelte besorgt den Kopf. »Irgendeine Macht kämpft gegen uns. Ich spüre es!«
    Gaborn hätte die Hand ausstrecken und den Wolflord berühren, ihm den Kopf abschlagen können, aber er verhielt sich ruhig. Diese Gelegenheit vorbeistreichen lassen zu müssen, war bedrückend. Während Raj Ahten und seine Soldaten die Marktstraße hinunterstürzten, versuchte er ungeschickt, seinen Degen zu ziehen.
    »Nicht!« zischte Rowan, packte sein Handgelenk und drückte die Klinge in die Scheide zurück.
    Sie hatte recht. Doch als er sich die Straße genau besah, stellte er fest, daß dies der perfekte Platz für einen Hinterhalt war. Normalerweise öffneten die Läden erst in zwei Stunden – und dieser Tag war alles andere als normal. Vielleicht machten sie überhaupt nicht auf.
    Die Marktstraße bog nach Südwesten ab, so daß man trotz der Nähe zum Bergfried des Königs und der inneren Verteidigungsanlagen der Stadt weder von den Mauern oben noch von denen unten gesehen werden konnte. Die dreistöckigen Gebäude aus Stein machten dies unmöglich.
    Gaborn blieb stehen. Die morgendlichen Schatten waren noch immer tief, die Straße menschenleer. Er überlegte, ob er warten sollte, bis Raj Ahten die gepflasterte Straße wieder hinaufkäme.
    Er blickte hinauf zum Bergfried des Königs.
    Eine Frau kam auf ihn zugerannt, eine Frau in einem mitternachtsblauen Gewand, das unschicklich verknotet war und ihre spitzen Brüste halb entblößte. In ihrer rechten Hand trug sie eine silberne Kette mit einer kleinen Metallkugel, in der man Weihrauch schwelen ließ. Der Weihrauch in der Kugel jedoch brannte lichterloh. Lichter tanzten irre in ihren dunklen Augen, und ihr Kopf war kahl. Ihre Körperhaltung war von einer solchen Autorität, daß Gaborn wußte, sie mußte jemand Wichtiges sein.
    Erst als sie ihn fast erreicht hatte, spürte er ihre Hitze – das trockene Brennen unter ihrer Haut – und wußte, daß sie eine Flammenweberin war. Die Frau blieb mit einem Ruck stehen, sah ihn an, als erkenne sie ihn wieder. »Du!« rief die Flammenweberin.
    Er überlegte nicht. Er wußte mit jeder Faser seines Seins, daß sie sein Feind war. In einer fließenden Bewegung zog er seine Klinge, riß sie nach oben und trennte der Frau den Kopf vom Rumpf.
    Rowan japste erschrocken auf, schlug sich die Hand vor den Mund und wich zurück.
    Einen Sekundenbruchteil lang blieb die Frau stehen, den Weihrauchbrenner in der Hand, während ihr Kopf nach hinten flog.
    Dann verwandelte sich ihr ganzer Körper in eine grüne Flammensäule, die zum Himmel hinaufschoß. Ihre Hitze ließ die Steine zu ihren Füßen schreiend protestieren, verbrannte ihren Leib im Bruchteil einer Sekunde, und Gaborn spürte, wie seine Brauen sich kräuselten und versengt wurden. Die Klinge des Degens ging in Flammen auf, als wäre sie mit einem Fluch belegt, und das Feuer raste die blutverschmierte Klinge hinauf zum Griff, woraufhin Gaborn das Ding zu Boden schleuderte.
    Obendrein fühlte er sich irgendwie genötigt, seine Scheide abzureißen und sie ebenfalls zu Boden zu schleudern – als könnte sie wegen ihrer langen Verbindung mit dem Degen ebenfalls in Flammen aufgehen.
    Zu spät erkannte er seinen Fehler, die Flammenweberin getötet zu haben.
    Eine mächtige Flammenweberin kann nicht getötet werden.
    Man kann sie entleiben, und mit der Zeit wird sie sich auflösen und eins mit ihrem Element werden. Aber gibt es eine Zeitspanne, einen Augenblick der Bewußtheit zwischen Tod und Auflösung, in der die volle Kraft einer Flammenweberin freigesetzt wird, in der sie sich mit dem Element, dem sie diente, verbindet.
    Gaborn wankte zurück und riß Rowan mit sich. Selbst im Tod trachtete die Flammenweberin danach, ihre menschliche Form zu wahren, so daß im einen Augenblick eine gewaltige Feuersäule in den Himmel stieg und im nächsten eine riesige Frau aus Flammen, gut achtzig Fuß groß, Gestalt anzunehmen begann.
    Das Inferno formte sich zu einem Körper – einer wundersam kompakten Ansammlung topas-und smaragdfarbener Flammen – mit perfekt gestalteten Wangen und Augen. Die kleinen Brüste und

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