Dunkel ueber Longmont
grasbewachsenen Hügeln aufgelöst, doch noch immer hingen ein paar Schwaden in den Schatten des Dunnwalds.
Offenbar war der Wolflord ein großes Risiko eingegangen, da er sich auf ein Scharmützel am Waldrand mit Ordens Soldaten eingelassen hatte, aber es war ihm gelungen, sie entweder zu töten oder auseinanderzutreiben.
Raj Ahtens Männer ritten scharf, die Waffen zum Salut erhoben.
Chemoise hatte Iome beim ersten Zeichen eines Angriffs hier auf den Bergfried der Übereigner gebracht – »Zu Eurem Schutz«, wie sie behauptete.
Draußen auf den Feldern brannten noch die Reste von so manchem Zelt und manchem Bauernhof, und ein verheerendes Feuer, das mittlerweile vom Ostwind weiter angefacht wurde, wütete zwei Meilen von der Burg entfernt durch den Dunnwald.
Eine Zeitlang hatten sich die Flammen gewunden, als wären sie ein lebendiges Wesen – Ranken schossen in alle Richtungen, rupften hier einen Baum aus, brachten dort einen Heustapel zur Explosion, verschlangen gefräßig ein Haus.
Die lodernden Brände im Innern der Burg waren erloschen, denn die Flammenweber hatten ihnen die Kraft entzogen. Raj Ahten schickte zwar Männer auf die Straßen, um den Mörder seiner Flammenweberin zu suchen, seiner geliebten Feuerdeuterin, allerdings mit geringem Erfolg. Die Urgewalt hatte den größten Teil der Marktstraße niedergebrannt und dabei jeden Hinweis auf die Identität ihres Mörders vernichtet.
Inmitten der verkohlten und rauchenden Trümmer vor den Toren von Burg Sylvarresta waren zahlreiche Spuren der Zerstörung zu erkennen. Eintausend Nomen waren in der Nähe des Burggrabens verbrannt, wo sie versucht hatten, Ordens Rittern Widerstand zu leisten. Ordens gefallene Ritter konnte man ebenfalls dazurechnen – etwa zweihundert verschmorte Fleischklumpen, die einmal Soldaten in blinkender Rüstung gewesen waren und die dichtgedrängt in rauchenden Haufen entlang der Schlachtlinie lagen.
Hundert weitere Nomen lagen verstreut am Waldrand, wo die Schlacht offenbar zuerst heftig und schwer getobt hatte.
Von den Bäumen dort waren nur verkohlte Skelette geblieben.
Drei Dutzend Frowth-Riesen lagen mit abgesengtem Haar über das Schlachtfeld verteilt. So hatte Iome sie sich nicht vorgestellt, als sie nun die rosige Haut, ihre lange Schnauze wie die eines Kamels und die ungeheure Größe ihrer Krallen sah. Von oben auf der Burg der Übereigner ähnelten sie ungestalten haarlosen Mäusen. Einige tote Riesen hielten noch immer Ritter und Pferde in den Pranken.
Raj Ahtens Pferde waren tot, waren zusammen mit zahlreichen Wachen, die am Waldrand postiert gewesen waren, niedergemetzelt worden.
Doch jetzt feierten seine Männer einen Sieg, eine gewonnene Schlacht.
Iome wußte nicht, ob sie sich über Raj Ahtens Sieg freuen oder um Orden trauern sollte.
Sie war jetzt eine Übereignerin von Raj Ahten. Iome mußte nicht sosehr Raj Ahten furchten, als vielmehr die Ermordung durch andere Könige oder Unabhängige Ritter, die gegen den Wolflord kämpften.
Chemoise stand neben ihr, ließ den Blick über die abgeflammten Felder wandern und verfolgte mit Tränen in den Augen, wie Raj Ahtens Truppen zur Burg ritten. Noch immer lag Rauch über der Asche, und bis oben auf dem Hügel hin brannten überall Baumstümpfe.
Warum weinte Chemoise? fragte sich Iome. Dann merkte sie, daß auch ihr die Tränen in den Augen standen.
Sie verstand. Chemoise weinte, weil die Welt schwarz geworden war – schwarze Felder, schwarze Wälder. Schwarze Zeiten standen bevor. Sie raffte ihren Kapuzenumhang fester um sich, versteckte ihr Gesicht. Der schwere Wollstoff kam ihr vor wie ein nur dürftiger Schutz.
Ein paar Soldaten warteten im unteren Burghof. Raj Ahten ritt vom Schlachtfeld auf die Stadttore zu, um sich mit seinen Beratern und den Flammenwebern zu treffen.
Selbst die Frowth-Riesen duckten sich durch die Ausfallpforten der Tore und betraten schutzsuchend den unteren Innenhof.
In den Hügeln nach Süden erscholl ein Jagdhorn, gefolgt von einem anderen weiter östlich, dann noch einem. Ein paar Nachzügler aus Ordens Armee vielleicht, die einander Zeichen gaben.
Iome wartete darauf, daß Raj Ahtens Männer kehrtmachen, hinausreiten und die Überlebenden niedermachen würden.
Angesichts seiner Truppenstärke verstand sie nicht, wieso so viele seiner Männer hier in der Burg blieben. Es sei denn, auf dem Schlachtfeld war etwas geschehen, das sie nicht hatte sehen können. Vielleicht fürchtete Raj Ahten um seine eigenen Leute. Waren
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