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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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wenden, blickte hinauf in Raj Ahtens finstere Augen. »Gaborn hat unser Lager gestern abend sicher erreicht«, log er unverschämt, »und ich fürchte, ich kann kein Lösegeld mehr anbieten. Ich bin nur gekommen, um die Nachricht zu überbringen.«
    Sein Gegner zeigte keinerlei Regung. Doch die erschrockenen, unentschlossenen Gesichter seiner Berater sprachen Bände. Borenson erfüllte das sichere Gefühl, richtig geraten zu haben – Raj Ahten hatte den Prinzen nicht in seiner Gewalt. Er mußte an ein paar Späher denken, die seine Männer vergangene Nacht getötet hatten, und an einen weiteren Spähtrupp, mit dem seine Männer sich eine Stunde zuvor ein Gefecht geliefert hatten. Warum sonst sollten so viele Soldaten durch den Wald streifen? »Wie auch immer«, fuhr Borenson fort, »die Familie Sylvarresta ist ein alter und angesehener Verbündeter meines Lords. Ich kann Euch ein Angebot für die Übergabe der Familie des Königs machen.«
    »Das wäre?« fragte Raj Ahten.
    Borenson entfernte sich immer weiter von den Vorgaben Lord Ordens. »Einhundert Zwingeisen für jedes Mitglied der königlichen Familie.«
    Jetzt lachte Raj Ahten, lachte vor Erleichterung und voller Verachtung. Hier im Norden, wo das Blutmetall in den vergangenen zehn Jahren so knapp gewesen war, mochten dreihundert Zwingeisen wie eine königliche Summe erscheinen. Für Raj Ahten jedoch, der vierzigtausend Zwingeisen auf Longmot versteckt hatte, war dies nichts. Er glaubte nicht länger, daß Orden Burg Longmot eingenommen hatte, genau wie Borenson es beabsichtigte.
    »Überdenkt das Angebot gut, bevor Ihr mich verspottet und verlacht«, meinte Borenson. Jetzt war die Zeit gekommen, den Wolflord auf die Folter zu spannen. Selbstsicher sagte Borenson: »Lord Orden hat vierzigtausend Zwingeisen in Longmot erbeutet und beschäftigt seit zwei Tagen ein halbes Dutzend Annektoren damit, sie einem nützlichen Zweck zuzuführen. Für einen so reichen Mann wie Euch ist der Verlust von vierzigtausend Zwingeisen vielleicht eine Kleinigkeit – trotzdem wird mein Lord sein Lösegeldangebot für den König und die königliche Familie nicht erhöhen. Was nützen ihm diese Menschen, wenn sie Euch als Übereigner dienen? Einhundert Zwingeisen für jeden, nicht mehr!«
    Borenson beobachtete, wie Raj Ahtens Berater auf diese Nachricht hin zu zittern begannen, und empfand eine tiefe Befriedigung darüber, auch wenn Raj Ahten selber unerschütterlich dastand, während ihm langsam das Blut aus dem Gesicht wich.
    »Ihr lügt«, rief Raj Ahten, der sich keine Angst anmerken ließ. »Der Prinz ist nicht bei euch. Ihr habt auch keine Zwingeisen. Und es gibt keinen Spion. Ich weiß, welches Spiel Ihr spielt, Bote, und Eure List macht mir keine Angst. Ihr seid mir bloß… lästig.«
    Raj Ahten versuchte lediglich, seine Truppen durch den Einsatz seiner Stimmgewalt aufzurichten. Doch der Schaden war bereits entstanden. Verglichen mit den schmerzlichen Neuigkeiten, die Borenson mitgebracht hatte, klang Raj Ahtens Leugnen hohl und vergeblich.
    Und doch befürchtete Borenson, Raj Ahten könnte ihn durchschauen. Er spürte eine nagende innere Unruhe.
    Borenson gab seinem Pferd die Sporen und jagte es über das verbrannte Gras draußen vor der Burg. Da und dort stiegen noch immer kleine Rauchwölkchen vom Boden auf. Als er sich sicher außerhalb der Reichweite der Bogenschützen glaubte, ließ er sein Roß wenden.
    »Raj Ahten«, rief er, »mein Lord bittet Euch, ihn bei Longmot zu treffen, wenn Ihr Euch dorthin wagt. Bringt jeden Narren mit, der sterben will – Eure fünftausend gegen seine fünfzig!
    Dort, das schwört er, wird er kein Pardon geben und Euch fertigmachen wie den kleinen bösartigen Köter, der Ihr seid!«
    Er hob seinen Arm als Zeichen, und draußen, jenseits der Hügel im Wald, stießen seine Männer die Kriegshörner, kurz und abgehackt, und forderten alle Einheiten auf, sich neu zu formieren.
    Lord Orden hatte zweihundert Hörner auf diese Unternehmung mitgenommen, denn ursprünglich hatten seine Männer sie in den Hügeln erklingen lassen sollen, sobald Prinz Orden Iomes Hand errungen hätte.
    In Zeiten des Krieges jedoch wurden solche Hörner nur an die Kommandanten von je einhundert Mann ausgegeben. Raj Ahten wußte dies ganz sicher, und Borenson hoffte nur, daß das Gehör des Wolflords scharf genug war, die Anzahl der Hörner unterscheiden zu können.
    Es wäre gut, wenn Raj Ahten glaubte, daß Borensons achtzig Überlebende achttausend

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