Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
ältesten seiner Berater, »was meint Ihr: Hat König Orden seinen Sohn bei sich?«
    »Natürlich nicht«, zischte Feykaald. »Der Bote war zu verwirrt, zu verängstigt, als Ihr das erste Mal das Lösegeld erwähnt habt. Der Bote steckte voller Lügen. Er hat kein einziges wahres Wort gesprochen.«
    »Ich stimme zu, daß Orden seinen Sohn noch nicht bei sich hat, aber auch wenn das Auftreten des Boten ihn als Lügner ausweist, so hat er doch das eine oder andere wahre Wort gesprochen.«
    »Er hat seinen Sohn nicht bei sich«, pflichtete Jureem ihm bei, während er sich jede Feinheit der Stimme des Boten, jeden Gesichtsausdruck noch einmal vor Augen rief.
    »Einverstanden«, meinte Raj Ahten. »Was ist mit Longmot?«
    »Er kann es unmöglich erobert habe?« fauchte Feykaald augenblicklich.
    »Er hat es aber getan«, erwiderte Raj Ahten, dessen Stimme nichts von der Besorgnis verriet, die diese Tatsache in ihm hervorgerufen haben mußte. Jureem stockte bei dem Gedanken fast das Herz.
    »Größtes aller Lichter«, sagte Jureem, »da muß ich Euch widersprechen. Das Verhalten des Boten hat eindeutig gezeigt, daß auch dies gelogen war. Orden muß ein Narr sein, einen so armseligen Lügner mit einem solchen Auftrag loszuschicken!«
    »Es ist nicht das Verhalten des Boten, das mich überzeugt hat«, gab Raj Ahten daraufhin zurück. »Ich habe im Morgengrauen ein Schwindelgefühl verspürt. Ein Teil der Jugend hat mich verlassen, dessen bin ich sicher. Viele hundert Übereigner sind gestorben, und ihre Gaben sind verloren. Ich bin ganz sicher.«
    So viele Gaben zu verlieren war ein harter Schlag, eine angsteinflößende Wunde. Jureem jedoch besorgte dies nicht.
    In fernen südlichen Ländern suchten Raj Ahtens Annektoren eifrig neue Übereigner für ihn. Es waren Männer mit einem hohen Maß an Anmut und Stimmgewalt, die andere in seine Dienste locken und ihnen die Zwingeisen ansetzen konnten.
    Raj Ahten befand sich in einem Zustand ständiger Veränderung und gewann in erstaunlichem Tempo an Körper-und Geisteskraft, an Anmut und Durchhaltevermögen. Jureem wußte längst nicht mehr, wie viele tausend Menschen seinem Lord als Übereigner dienten. Er wußte nur, daß sein Lord Tag für Tag an Macht gewann. Noch war nicht zu erkennen, was aus seinem Lord werden würde, sobald er die Summe aller Menschen war.
    An diesem Morgen jedoch hatte er einen Rückschlag erlitten.
    In ein oder zwei Tagen würde Raj Ahtens Besatzungsarmee eintreffen, einhunderttausend Mann stark, und die Burg belagern. Mit einer so großen Armee konnte Orden unmöglich gerechnet haben.
    Zur selben Zeit würden drei Armeen in das Königreich Orwynne im Westen einmarschieren, und König Theros Val Orwynne würde, hatte er erst einmal erkannt, daß sich die Zange um ihn geschlossen hatte, kaum eine andere Wahl bleiben, als sich entweder zu ergeben oder für eine Belagerung einzuigeln. Er würde Orden auf Longmot keine Hilfe schicken können.
    Inzwischen hatten Saboteure in Fleeds damit begonnen, die Kornvorräte für die Stallungen des Hohen Königs Connal zu vergiften und so die Reiterstämme an ihren grimmigen Kavallerieattacken zu hindern.
    Nein, Orden hatte mit Sicherheit fürchterliche Angst. Also schickte er diesen kleinen kläffenden Boten los, der Raj Ahten anblaffen sollte.
    »Vielleicht«, meinte Jureem, »hat Orden Longmot eingenommen, kann es aber nicht halten.« Wenn Raj Ahten dagegen recht hatte, wenn Longmot gefallen war und es dieser Bote geschafft hatte, während seines ganzen Vortrags Unehrlichkeit zu heucheln, war es dann vielleicht doch möglich, daß er in jedem Punkt die Wahrheit gesprochen hatte?
    Jetzt sprach Raj Ahten das aus, was Jureem am meisten fürchtete. »Haben wir einen Spion in unserer Mitte?«
    Jureem überlegte, sah keinen anderen Weg, wie sich erklären ließ, daß Orden von Raj Ahtens Angriff auf Heredon erfahren hatte. Orden hätte auch nicht von den auf Longmot versteckten Zwingeisen wissen dürfen, oder davon, daß die Burg unterbesetzt war.
    Sofort befürchtete Jureem, er könnte selbst das Problem gewesen sein. Hatte er einem seiner Liebhaber gegenüber etwas davon erwähnt? Hatte vor Dienern oder Fremden etwas fallenlassen? Ein unbedachtes Wort ins falsche Ohr gesprochen?
    Schon möglich, daß ich es war, dachte Jureem. Er hatte gegenüber einem seiner Liebhaber, einem Pferdekenner, der ausgezeichnete Hengste züchtete, geäußert, er habe Angst, Longmot unterbesetzt zurückzulassen. Aber hatte er die Zwingeisen

Weitere Kostenlose Bücher