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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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empört zu klingen. »Ihr wißt, daß es die Wahrheit ist. Prüft zum Beweis Euer eigenes Empfinden. Heute früh im Morgengrauen hat Lord Sylvarresta alle getötet, die Euch Gaben abgetreten hatten. Ihr habt den Angriff gespürt. Ihr habt seine Rache gespürt. Das könnt Ihr nicht bestreiten! Und nun werde ich Euch verraten, wie es gemacht wurde: Wir haben uns vor dreieinhalb Wochen in Marsch gesetzt«, sagte Borenson aufrichtig und nannte den Zeitraum, seit er Mystarria verlassen hatte, und rechnete dann aus, wann Raj Ahtens Truppen sich in Marsch gesetzt haben mußten. »Kurz nachdem wir Nachricht von Eurem Aufbruch im Süden erhalten hatten. Zu diesem Zeitpunkt sandte mein König Orden Nachricht in alle entlegenen Ecken von Rofehavan und stellte damit seine Falle für diesen Welpen von Wolflord auf. Jetzt, Raj Ahten, steckt Euer Kopf in der Schlinge, und schon bald werdet Ihr merken, daß Ihr im Begriff seid zu ersticken – an Eurer Gier!«
    Jetzt tuschelten die Männer auf den Mauern untereinander, sahen einander bestürzt an, und Borenson ahnte, was sie wissen wollten. »Ihr fragt Euch, woher mein Lord wußte, daß Ihr Heredon angreifen würdet?« meinte Borenson achselzuckend. »Mein Lord weiß vieles. Er hat durch die Spione, die an Eurer Seite arbeiten, von Euren Plänen erfahren.«
    Borenson sah bedeutungsvoll zu den Beratern und Magiern hinüber, die neben Raj Ahten standen, und konnte sein Schmunzeln kaum unterdrücken. Dann ließ er den Blick auf dem herrisch dreinblickenden Days ruhen. Vielleicht traute Raj Ahten diesen Männern tatsächlich noch, von nun an aber, vermutete Borenson, trauten sie sich jedoch gegenseitig nicht mehr über den Weg.
    Der Wolflord lachte über Borensons List stillvergnügt in sich hinein und konterte mit Worten, die Entsetzen in Borensons Herz auslösten. »Lord Orden hat Euch also geschickt, um Nachricht über seinen Sohn einzuholen. Keine Sorge, der junge Mann steht für ein Lösegeld bereit. Welches Angebot schlägt Orden vor?«
    Borenson holte tief Luft und sah verzweifelt zu den Burgmauern hinüber. Er hatte den Auftrag, ein Lösegeld für einen ungenannten Freund zu bieten, damit Raj Ahten die Namen jener preisgab, die er gefangenhielt. Doch Raj Ahten hatte sein Spiel durchschaut. Dennoch hoffte er, den Wolflord mit seinen nächsten Worten weiter zu entmutigen. »Ich habe nicht den Auftrag, irgend etwas anzubieten – solange ich den Prinzen nicht untersucht habe.«
    Raj Ahten lächelte amüsiert. »Wenn König Orden nicht in der Lage ist, seinen Sohn im Auge zu behalten, werde ich ihm die Freude nicht machen. Außerdem würde Euch nicht gefallen, was Ihr zu sehen bekämt.«
    Borenson staunte. Das Spiel wurde kompliziert, komplizierter, als ihm lieb war. Wenn Raj Ahten Gaborn tatsächlich gefangenhielt, dann hätte er nicht zögern dürfen, den jungen Mann zu zeigen. Es sei denn, er hatte den jungen Prinzen tatsächlich ermordet.
    Aber wenn Raj Ahten den Prinzen nicht gefangengenommen hatte, dann hatte Borenson mit seinem Eingeständnis, das Tauschobjekt untersuchen zu müssen, dem Wolflord gegenüber zugegeben, daß auch er Gaborns Aufenthaltsort nicht kannte.
    Zu spät erkannte Borenson, daß er von den Vorgaben abgewichen war, die König Orden für ihn erdacht hatte. Er bemühte sich zu sehr, gerissen zu sein und seinem Lord einen Vorteil zu verschaffen. Gut möglich, daß er dadurch seine ganze Mission gefährdete.
    Das Gesicht vor Scham erglühend, ließ Borenson sein Pferd drehen und ritt davon. Er bezweifelte, daß Raj Ahten ihn gehen lassen würde. Der Wolflord mußte in Angst und Schrecken versetzt werden, mußte sich fragen, ob König Orden die Zwingeisen in Longmot erbeutet hatte. Mußte sich fragen, wie viele von ihnen als Lösegeld angeboten werden würden.
    »Wartet!« rief Raj Ahten Borenson hinterher.
    Borenson sah sich um.
    »Was bietet Ihr, wenn ich Euch den Prinzen zeige?«
    Borenson schwieg, denn im Augenblick hatte er Angst zu sprechen, daher ließ er nur sein Pferd langsamer gehen.
    Borenson ritt zweihundert Schritt weit, sich völlig bewußt, daß diese Begegnung einen ungünstigen Ausgang nehmen konnte. Er befand sich noch immer in Reichweite der Burg, und auf den Mauern standen Raj Ahtens Zauberer. Der Wolflord würde ihn nicht entkommen lassen, ohne zu versuchen, ihm Informationen zu entlocken.
    Und so fragte sich Borenson abermals: Wenn Raj Ahten den Prinzen in seiner Gewalt hatte, wieso zeigte er ihn dann nicht?
    Borenson ließ sein Pferd

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