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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Beobachter.
    Borensons Augen dagegen funkelten amüsiert. »Mylord, ich glaube, Ihr wart heute zuviel an der frischen Luft. Euer Gesicht ist blaß und verschwitzt. Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    »Ich… fühle mich sehr wohl«, antwortete Gaborn und fragte sich, ob er krank war. Ob er verrückt geworden war. Es geschah sehr selten, daß einen Runenlord eine Schwäche befiel. Eine Gabe der Geisteskraft konnte einen Lord mit schlechtem Gedächtnis wiederherstellen, eine Gabe des Durchhaltevermögens konnte einen kränkelnden König aufrichten. Aber Irrsinn…
    »Nun denn«, meinte Gaborn, der plötzlich mit seinen Gedanken allein sein wollte, um herauszufinden, was dieses tiefgründige Gefühl des Pflanzens hervorgerufen hatte. »Ich denke, ihr zwei solltet euch heute nachmittag etwas Zeit nehmen und euch kennenlernen.«
    »Ich bin Euer Leib, mein Lord!« entgegnete Borenson, nicht gewillt, ihm von der Seite zu weichen. Gaborn konnte die Male an den Fingern abzählen, bei denen Borenson länger als eine Nacht fortgewesen war.
    »Und ich werde faul in der Herberge sitzen, mit nichts Gefährlicherem als einem guten Stück Schweinebraten vor mir.«
    Borenson konnte kaum ablehnen. Der Anstand verlangte, daß er das Haus der Frau persönlich aufsuchte und um ihre Hand anhielt. Bei einer geistlosen, einfältigen Mutter und ohne einen Vater ließe sich dieser Brauch vielleicht ein wenig verkürzen.
    »Seid Ihr sicher? Ich halte das nicht für klug«, sagte Borenson nun todernst. Schließlich befand sich Gaborn. der rechtmäßige Erbe des reichsten Volkes in Rofehavan. in einem fremden Land.
    »Geht einfach, ja?« drängte Gaborn die beiden lächelnd.
    »Wenn es Euch beruhigt, verspreche ich. gleich nach dem Mittagessen auf mein Zimmer zu gehen und die Tür zu verriegeln.«
    »Wir werden lange vor der Dunkelheit zurück sein«, versicherte Myrrima.
    Gaborn erwiderte: »Nein, ich werde in Erfahrung bringen, wo Euer Haus steht. Ich möchte Eure lieben Schwestern kennenlernen, und Eure Mutter.«
    Myrrima bestürmte ihn atemlos: »Über die Himmeroft-Brücke vier Meilen den Glockenblumenweg entlang, ein graues, einfaches Haus auf einer Wiese.« Sie hätte es ihm nicht zu erklären brauchen. Gaborn hatte Gaben des Geruchssinns von zwanzig Männern übernommen. Er konnte sie über die Witterung verfolgen.
    Borenson schüttelte unerbittlich den Kopf. »Nein, ich werde Euch abholen. Ich lasse nicht zu, daß Ihr allein reitet.«
    »Gehabt Euch wohl dann, bis heute nachmittag«, verabschiedete sich Gaborn. Er schaute zu, wie sie durch die Menge davoneilten, Hand in Hand, mit einer gewissen Leichtigkeit im Gang.
    Ein paar Augenblicke lang verweilte Gaborn auf dem Markt und sah einem Schausteller zu, der Albinotauben zu allen Arten von Luftkunststückchen abgerichtet hatte, dann schlenderte er durch die gepflasterten Straßen von Bannisferre, stets beharrlich von seinem Days verfolgt.
    In der Stadtmitte erhob sich ein Dutzend Gesangshäuser aus Graustein, sechs oder sieben Stockwerke hoch, mit kunstvollen Friesen und Statuen an den Fassaden.
    Auf den Stufen eines der Häuser sang eine hübsche junge Frau eine zarte Arie und wurde dabei von Holzbläsern und Harfe begleitet. Eine dichte Menge Bauern strömte zusammen.
    Die Stimme hallte betörend und fast hypnotisierend von den hohen Häusern aus Stein wider. Natürlich diente diese Darbietung der Werbung. Sie hoffte. Publikum für ihren Auftritt später am Abend anzulocken. Gaborn beschloß, ihn zu besuchen und Borenson und Myrrima mitzunehmen.
    Weiter hinten standen dicht gedrängt robuste Badehäuser und Stätten der Leibesertüchtigung. Auf den breiten Promenaden  konnten  mühelos  mehrere  Kutschen  manövrieren. Elegante Geschäfte legten feines Porzellan, Silberwaren und Waffen für den Edelmann aus.
    Bannisferre war eine junge Stadt, weniger als vierhundert Jahre alt. Sie hatte ihren Ursprung in einem Marktflecken, wo die hiesigen Bauern ihre Waren tauschten. Dann hatte man längs der Durkin-Hügel Eisen gefunden. Die Eisenschmiede eröffneten eine Gießerei, und bald schon hatte die Qualität ihrer Erzeugnisse einen wohlhabenden Kundenkreis angezogen, der nach eleganten Unterkünften und Zerstreuung verlangte.
    Also  war  Bannisferre  zu  einem  Zentrum  der  Handwerkskunst herangewachsen, wo Schmiede Eisen, Silber und Gold verarbeiteten, Keramiker für ihre Emaillemalerei und ihr feines Porzellan bekannt waren und Glasbläser bezaubernde Krüge und Vasen in

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