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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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angesichts der Information einen Wutanfall bekommen.
    Iomes Vater nickte nachdenklich. »Ich bezweifle, daß Raj Ahten weiß, daß eine solche Menge über seine Grenzen geschafft werden konnte. Mehr werden wir auch nächstes Jahr nicht zu Gesicht bekommen. Fügt also unserer Schadensaufstellung ein Lösegeld von dreißig Pfund Blutmetall hinzu.«
    »So viel haben sie nicht!« protestierte Meister Hollicks.
    »Sie werden es schon auftreiben«, meinte Lord Sylvarresta.
    »Wenn sie es ins Land schmuggeln, haben sie heimlich irgendwo etwas versteckt. Und nun geht und benachrichtigt unsere ausländischen Freunde. Erklärt ihnen, der König tobe vor Wut. Drängt auf schnelles Handeln, denn Sylvarresta könne kaum abwarten, endlich Rache zu nehmen. Erklärt ihnen, ich säße zur Zeit in meiner Vorratskammer, ließe mich mit Branntwein vollaufen und schwanke noch, ob ich dem Mann zuerst Geheimnisse herausfoltern oder ihm einfach den Bauch aufschlitzen und ihn mit seinen eigenen Eingeweiden erwürgen soll.«
    »Sehr wohl, mein Lord«, erwiderte Hollicks aufgebracht. Der buntscheckige Kaufmann verneigte sich und ging. Der Gedanke an die bevorstehenden Verhandlungen trieb ihm den Schweiß auf die Stirn.
    Während dieser ganzen Unterredung hatte der finstere Kanzler Rodderman geschwiegen, hatte auf einer Bank nahe der Königin gesessen und den Gedankenaustausch zwischen dem König und dem Jahrmarktsmeister aufmerksam verfolgt.
    Als Hollicks ging, sagte der Kanzler: »Euer Ehren, glaubt Ihr, Ihr werdet soviel Lösegeld bekommen?«
    Lord Sylvarresta gab schlicht zurück: »Wir wollen es hoffen.«
    Iome wußte, wie dringend ihr Vater Geld brauchte. Die Kosten für Rüstungen und Vorräte, die der nahende Krieg forderte, waren erdrückend.
    Sylvarresta sah sich um. »Jetzt, Kanzler, holt mir Kommandant Derrow. Wenn ich mich nicht täusche, werden wir heute abend von Meuchelmördern heimgesucht werden.
    Wir müssen uns vorbereiten, um sie angemessen zu begrüßen.«
    Der Kanzler erhob sich steif, rieb sich das Kreuz und ging.
    Iomes Vater schien tief in Gedanken versunken. Sie wollte gerade das Zimmer verlassen, als ihr ein quälender Gedanke einfiel. »Vater, Euer Schachspiel mit Raj Ahten wer ist als Sieger daraus hervorgegangen?«
    Lord Sylvarresta lächelte anerkennend. »Er.«
    Iome schickte sich an zu gehen, da fiel ihr eine weitere beunruhigende Frage ein. »Vater, jetzt, da wir Raj Ahtens Ritter gesehen haben, sollten wir nicht damit rechnen, daß er als nächstes seine Zauberer zieht?«
    Der finstere Blick ihres Vaters war Antwort genug.

KAPITEL 4
Wirrbeerenwein
    Borenson sah Gaborn ins Gesicht. »Ob ich etwas spüre, Mylord? Was meint Ihr damit? Hunger vielleicht, Erregung?
    Ich spüre vieles.«
    Gaborn konnte das eigenartige Gefühl schlecht beschreiben, das ihn auf dem Markt in Bannisferre überkommen hatte.
    »Nein, nichts so Gewöhnliches. Es ist. als ob… die Erde… vor Erwartung bebt! Oder…« Plötzlich sah er ein Bild vor seinem inneren Auge. »Es ist ähnlich dem Augenblick, wenn man die Hand an den Pflug legt und man davon ergriffen wird, wie die Saat in der dunklen Erde bald aufgehen wird. Bäume und Felder, die sich endlos bis zum Horizont erstrecken.«
    Es war seltsam. Das Bild überwältigte ihn mit einer solchen Macht, daß Gaborn nichts anderes zu sagen wußte. Worte schienen das, was er sah und empfand, nur unzureichend zu erfassen, denn er fühlte buchstäblich, wie seine Hände die abgenutzten Griffe des Pfluges packten, wie sich die Gurte in seinen Rücken drückten, als der Ochse anzog, wie sich die scharfe Schar des Pfluges in das Erdreich grub, es umbrach und Würmer ans Licht brachte. Er schmeckte den metallischen Beigeschmack der Erde auf der Zunge, sah die Felder und Wälder, die sich vor ihm erstreckten. Seine Taschen waren schwer von Saatgut, das nur darauf wartete, ausgesät zu werden.
    Ihm war, als erlebte er all diese Dinge auf einmal, und er fragte sich, ob je ein Bauer dieses erregende Gefühl der Erwartung verspürt hatte, das ihn in diesem Augenblick überkam. Um so eigenartiger erschien Gaborn dies alles, da er diese Tätigkeiten nie ausgeübt hatte nie hatte er sich hinter einen Pflug geschnallt oder sich gebückt, um Setzlinge in den Boden zu pflanzen.
    Trotzdem, in diesem Augenblick wünschte er sich, er hätte es getan. Just in dieser Sekunde wünschte er sich, in der Erde zu stehen.
    Myrrima blickte in befremdet an. Gaborns Days gab keine Antwort, er spielte den unsichtbaren

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