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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Vorbote des Krieges im nächsten Jahr?
    Hatte Raj Ahten Meuchelmörder geschickt, um den König des Nordens anzugreifen und dadurch die Königreiche zu schwächen? Oder war dies Teil eines noch verwegeneren Plans?
    Was Sylvarresta im Buch des Emirs gelesen hatte, bereitete ihm Sorgen. Raj Ahten machte sich selten die Mühe, einen Überfall vorzutäuschen. Statt dessen wählte er sich eine Burg aus, schlug mit aller Macht zu, überwältigte seinen Gegner und sicherte seine Stellung, bevor er weiterzog.
    Sylvarresta kam es sonderbar vor, daß Raj Ahten sich Heredon als Ziel ausgesucht haben sollte. Es war nicht Raj Ahtens nächster Nachbar. Es war auch nicht dasjenige Königreich im Norden, das sich am schlechtesten verteidigen ließ.
    Er mußte jedoch an das Schachspiel von vor so vielen Jahren denken. Raj Ahtens Bestreben, selbst die entlegenen Ecken des Bretts zu kontrollieren. Heredon lag zwar am Rand von Raj Ahtens Spielbrett, sein Verlust wäre jedoch verheerend: Raj Ahten würde ein Land im Norden einnehmen und dadurch Fleeds und Mystarria zwingen, sich sowohl an Fronten im Norden als auch im Süden zu verteidigen.
    Heredon war kein armes Land. Aus Sylvarrestas Schmieden kamen die besten Waffen und Rüstungen in Rofehavan, und das Land war reich an Rindern, die Fleisch lieferten, an Schafen, die Wolle produzierten, an Holz, mit dem man Befestigungen und Kriegsgerät herstellen konnte, und an Untertanen, die Gaben abtraten.
    Das alles würde Raj Ahten benötigen, wenn er den Norden einnehmen wollte.
    Meine Frau ist seine Cousine, ermahnte sich Sylvarresta.
    Vielleicht glaubt er, sie sei eine Gefahr für ihn. Weiß der Himmel, Venetta Sylvarresta hätte Raj Ahten vor Jahren im Schlaf erstochen, hätte sie Gelegenheit dazu gehabt. War dies Teil eines größeren Planes? überlegte Sylvarresta besorgt.
    Überfälle wie dieser konnten leicht in jeder Burg in Rofehavan stattfinden.
    Wenn
    alle
    Meuchelmörder
    gleichzeitig
    zuschlugen, blieb Sylvarresta keine Zeit, die anderen Könige zu warnen.
    Er rieb sich in Grübeleien versunken die Augen.

KAPITEL 6
Erinnerungen an ein Lächeln
    In den Forsten des Dunnwaldes ritt Prinz Gaborn schweigend durch das Sternenlicht und mied die engen, tief eingeschnittenen Wasserläufe und dunkleren Waldgebiete, wo sich vielleicht seltsame Wesen versammelten.
    Die Bäume über ihm waren verdrehte Exemplare ihrer Art mit halbkahlen Ästen. Die gelben Birkenblätter zitterten im Wind wie Finger. Der Laubteppich unter den Hufen seines Pferdes war tief und üppig und sorgte für einen lautlosen Ritt.
    Kurz nach Einbruch der Dunkelheit hatten die magischen Nebel sich zu lichten begonnen. Raj Ahten benötigte den Dunst nicht mehr, um sich zu verstecken. Statt dessen leuchteten die Sterne jetzt mit unnatürlicher Klarheit, vielleicht aufgrund
    irgendeines
    Zaubers,
    den
    Raj
    Ahtens
    Flammenweber bewirkt hatten – um der Armee des Wolflords im Wald bei der Orientierung zu helfen.
    Seit Stunden hatte Gaborn Raj Ahtens Armee getäuscht und war ihr aus dem Weg gegangen. Es war ihm gelungen, zwei weitere Frowth-Riesen zu töten und einen Kundschafter aus dem Sattel zu schießen. Seit drei Stunden jedoch hatte Gaborn kein Anzeichen mehr gesehen, daß er verfolgt wurde.
    Er ritt und wunderte sich. Der Dunnwald war ein altes Waldgebiet, eine in jeder Hinsicht eigenartige Gegend.
    Es gab natürlich Geister und magische Teiche. Das Quellgebiet des Wye war angeblich ein solcher Ort, wo in den Tiefen des Gewässers dreihundert Jahre alte Störe lebten, die ebenso klug wie weise waren.
    Allerdings waren es nicht sie, über die Gaborn sich wunderte. Es war der legendäre Hang der Wälder zu »Recht«
    und »Gesetz«. Die Lords des Himmels, erzählte man sich, vermieden es, ihre Wolkenschiffe über diese Wälder zu fliegen. Wenige Gesetzlose waren je hierher vorgedrungen.
    Natürlich, da war Edmon Tillerman, der als Gesetzloser in den Wald gegangen war, ein Verrückter, der Gaben der Muskel-und Geisteskraft von Bären übernahm, bis er selbst zu einem Geschöpf des Waldes wurde. Den Erzählungen zufolge gab er sein Diebshandwerk auf und wurde mit der Zeit zum Helden – der arme Bauern rächte, denen durch andere Gesetzlose Schaden zugefügt worden war, und der die Geschöpfe des Waldes beschützte.
    Er kannte noch seltsamere Geschichten: Die alte Frau, die vor Hunderten von Jahren ermordet und im Dunnwald unter einem Blätterhaufen versteckt worden war, und die dann zu einem Geschöpf aus Holz und

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