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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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beendet hatten. Da dieses von mittags bis lange in Nacht hinein andauerte – wobei zwischen den Gängen Unterhaltung geboten wurde von Musikanten, Narren und durch Geschicklichkeitsspiele –, aßen die Bediensteten natürlich erst kurz vor Mitternacht.
    Während der König und seine Gäste speisten, starrten die Kinder, die servierten, daher sehnsüchtig auf die Puddingspeisen und Kapaune.
    Gaborn hatte gierig gegessen und seinen Teller bis zum letzten Bissen geleert als Zeichen der Anerkennung für das Mahl des Lords. Bald jedoch erkannte er, daß Iome auf jedem Teller ein, zwei Häppchen übrigließ, und Gaborn fragte sich, ob er in seinen Tischsitten einen Fehler begangen hatte. Er beobachtete Iome: Jedesmal, wenn das Mädchen, das sie bediente – ein Kind von vielleicht neun Jahren –, ihr einen Teller brachte, stand ihm der Hunger ins Gesicht geschrieben.
    Iome lächelte dann und bedankte sich bei dem Mädchen, als wäre sie ein Lord oder eine Lady, die ihr eine Gefälligkeit erwies, und nicht bloß eine Dienerin. Dann betrachtete Iome das Gesicht des Serviermädchens und versuchte abzuschätzen, wie wohlschmeckend das Mädchen das Gericht fand. Mochte das Mädchen die Speise sehr, ließ Iome ein paar Bissen liegen, von denen das Mädchen dann auf dem Weg zur Küche naschen konnte. Daher war Gaborn überrascht, als Iome ein gefülltes Rebhuhn in Orangensoße kaum anrührte, einen Teller kalten, eingelegten Kohls jedoch verschlang, als sei er eine Delikatesse.
    Erst beim vierten Gang fiel Gaborn auf, daß der Junge, der ihn bediente – ein Knabe von vier Jahren –, bei der Vorstellung, daß er vor dem späten Abend keinen Bissen abbekommen würde, zunehmend erbleichte.
    Als der Junge eine Holzplatte köstlichen, in Wein, Schalotten und Walnüssen gedünsteten Fleisches brachte, winkte Gaborn es fort, so daß der Kleine davon kosten konnte, solange das Fleisch noch warm war.
    Zu Gaborns Überraschung bemerkte König Sylvarresta sein Tun und starrte ihn fest an, so, als hätte Gaborn sich einer Beleidigung schuldig gemacht. Als Iome jedoch keine fünf Sekunden später das gleiche tat, kaute Sylvarresta nachdenklich auf seinem Fleisch herum und richtete dann das Wort mit lauter Stimme an seine Tochter: »Ist das Essen nicht nach deinem Geschmack, mein Schatz? Vielleicht sollte man die Köche hereinholen und mit Prügeln strafen, wenn sie dich beleidigt haben.«
    Iome war auf den Scherz hin rot geworden. »Ich… nein – das Essen ist zu gut, mein Lord. Ich fürchte, ich bin ein wenig satt.
    Ihr solltet die Köche eher belohnen als tadeln.«
    König Sylvarresta lachte und zwinkerte ihm heimlich zu.
    Gaborn hatte sich zwar nie zu erkennen gegeben, trotzdem war Sylvarresta seine Anwesenheit vom ersten Tag der Jagd an aufgefallen, Ihr ähnelt euch, hatte das Augenzwinkern des Königs besagt. Ich wäre mit der Ehe einverstanden.
    Tatsächlich jedoch hatte Gaborn nach wenigen Eindrücken entschieden, daß er Iome vielleicht gar nicht verdiente. In den Augen des Serviermädchens hatte viel zuviel Verehrung für Iome geglänzt, und wenn die Menschen aus ihrer Umgebung sich unterhielten, sprach aus ihren Worten eine Mischung aus Zuneigung und Respekt, die an Verehrung grenzte. Obwohl Iome damals ein Mädchen von kaum mehr als sechzehn Jahren war, liebten sie, nicht nur jene, die sie am besten kannten, Sie hielten die junge Prinzessin wie einen Schatz in Ehren. Während Gaborn seine Abreise aus Heredon vorbereitete, hatte sein Vater ihn zu einem privaten Gespräch mit König Sylvarresta mitgenommen.
    »So«, hatte König Sylvarresta gesagt, »nun habt Ihr endlich doch meinem Reich einen Besuch abgestattet?«
    »Ich hätte dies schon eher getan«, erwiderte Gaborn, »aber meine Ausbildung stand dem im Weg.«
    »Ihr werdet nächstes Jahr wiederkommen«, hatte König Sylvarresta gesagt. »Dann etwas offener, hoffe ich.«
    »Gewiß, mein Lord«, hatte Gaborn geantwortet. Dabei hatte sein Herz geklopft. »Ich freue mich darauf. Es gibt da eine Angelegenheit, mein Lord, über die wir sprechen müssen.«
    Gaborns Vater harte seine Hand ausgestreckt, ihn am Ellbogen berührt und gewarnt zu schweigen, doch Sylvarresta, die grauen Augen weise und wissend, hatte bloß gelacht. »Nächstes Jahr«, hatte er versprochen.
    »Aber die Angelegenheit ist wichtig«, hatte Gaborn gedrängt.
    Mit einem mahnenden Blick hatte König Sylvarresta daraufhin geantwortet: »Ihr seid übereifrig, junger Mann. Ihr trefft hier ein und habt es gleich

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