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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Unterredung.«
    Iomes Vater begann fluchend seine Rüstung hervorzuholen.
    Sie schepperte beim Anlegen.
    Hinter Raj Ahten, in der Nähe der verlassenen Bauernhöfe überall am Waldrand, begannen Raj Ahtens Truppen aus der Dunkelheit hervorzuströmen. Fünf Flammenweber, so dicht davor, eins mit den Elementen zu werden, daß sie nicht länger Kleidung tragen konnten, leuchteten wie strahlend helle Signallichter, gehüllt in züngelnde Flammen grünen Feuers.
    Die trockenen Gräser zu ihren Füßen loderten auf.
    Als die Krieger aus dem Schatten der Wälder heraustraten, wurde das von den Flammenwebern ausgehende Licht plötzlich von polierten Rüstungen zurückgeworfen und funkelte auf Schwertern.
    Mitten unter den Tausenden von Soldaten, die vorrückten, waren noch seltsamere Wesen als Flammenweber zu erkennen.
    Die zottigen Frowth-Riesen, zwanzig Fuß hoch bis zur Stirn, stapften unbeholfen in ihren Kettenrüstungen voran und hielten riesige, eisenbeschlagene Knüppel in der Hand. Sie hatten Mühe, sich in Geduld zu fassen und Raj Ahtens Schwertkämpfer
    auf
    ihrem
    Vormarsch
    nicht
    niederzutrampeln.
    Kampfhunde hielten mit den Riesen Schritt, gewaltige Tiere, Mastiffs, denen man Runen eingebrannt hatte.
    Am Waldrand zuckten schwarze Schatten. Pelzige Kreaturen mit dunklen Mähnen sprangen zischend und knurrend in geduckter Haltung auf krallenbewehrten Knöcheln voran, jede einen gewaltigen Speer in der Hand.
    »Nomen!« brüllte jemand. »Nomen von jenseits Inkarras!«
    Nomen, die Mauern wie Affen erklimmen können sollten.
    Nomen mit scharfen Zähnen und roten Augen.
    Iome hatte noch nie einen gesehen – lebendig. Nur einmal hatte sie einen uralten Pelz gesehen, dem bereits die Haare ausgingen. Sie waren Wesen der Legende.
    Nomen. Kein Wunder, daß Raj Ahtens Armee nur bei Tage durch die Wälder zog und nur nachts angriff.
    Das alles war natürlich nur Imponiergabe: Raj Ahten, der in seiner ganzen Macht auftrat, mit seinem gesamten Gefolge.
    Die Stärke seiner Armee war beeindruckend. Sein Reichtum unermeßlich.
    Seht ihr mich? schien er zu verkünden. Ihr Menschen aus dem Norden hockt hier in eurem öden Königreich und wißt überhaupt nicht, wie verarmt ihr seid. Seht euch den Wolflord aus dem Süden an. Seht, wie reich ich bin.
    Aber Iomes Volk war bereit zu kämpfen. Sie sah, wie junge und alte Männer auf den Burgmauern die Hefte ihrer Speere fester faßten und sich vergewisserten, ob die neben ihnen abgelegten Pfeile richtig lagen. Ihr Volk würde eine Schlacht liefern. Eine Schlacht, die man vielleicht in der Zukunft folgenden Jahren besingen würde.
    In diesem Augenblick war ihr Vater mit dem Ankleiden fertig, ergriff seine Waffen und sprang die Stufen des Turmes hinauf. Sein Days, ein älterer Gelehrter mit weißem Haar, hinkte so schnell wie möglich hinterher.
    Iome war auf die Veränderung in ihrem Vater nicht gefaßt.
    In den vergangenen paar Stunden hatte er sechzig Gaben aus seinem Volk empfangen und damit viel Kraft gewonnen.
    Sechs Stufen nahm er auf einmal, und das in voller Rüstung.
    Er bewegte sich wie ein Panther.
    Als er oben auf dem Turm ankam, hörten die Frowth-Riesen mit dem Getrommel auf, und Raj Ahtens Armee hielt in einiger Entfernung an, während die wilden Nomen knurrten und fauchten, als könnten sie es kaum erwarten, in die Schlacht zu ziehen.
    Lord Raj Ahten selbst stieß einen Ruf aus und zügelte sein Pferd. Er besaß die Gaben der Stimmgewalt von vielen Menschen, und so wurden seine Worte vom Wind deutlich verständlich bis hier herauf auf die Zitadelle getragen. Er klang freundlich und angenehm, ein Widerspruch zu seinem bedrohlichen Auftreten.
    »König Sylvarresta, Volk von Heredon!« rief Raj Ahten, seine Stimme
    glockenhell
    und
    wohltönend
    wie
    ein
    Holzblasinstrument. »Laßt uns Freunde sein – nicht Gegner im Kampf. Ich hege keinen Groll gegen euch. Seht euch meine Armee an!« Er breitete die Arme aus. »Ihr könnt sie nicht besiegen. Seht mich an. Ich bin nicht euer Feind. Ihr wollte mich doch bestimmt nicht zwingen, heute nacht hier in der Kälte zu hocken, während ihr neben euren Feuern speist?
    Öffnet die Tore. Ich werde euer Lord sein, und ihr mein Volk.«
    Seine Stimme klang so angenehm, war so überreich an Vernunft und Sanftmut, daß es Iome bald schwergefallen wäre, ihr zu widerstehen.
    Und tatsächlich, in diesem Augenblick vernahm sie das Knirschen der Zahnräder am Hauptfallgatter, und die Zugbrücke begann sich zu senken.
    Iomes Herz klopfte ihr

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