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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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unverantwortlich.
    Sie blickte zu ihrer Days hinüber, um zu sehen, wie sie reagierte. Die dünne Frau machte große Augen vor Überraschung.
    Iome wandte sich wieder Gaborn zu und merkte, daß sie sich sein Gesicht einprägen wollte, um diesen Augenblick im Gedächtnis festzuhalten.
    Eine Stunde genügte nicht, sich zu verlieben, aber eine Stunde war alles, was ihnen zur Verfügung stand. Gaborn hatte ihr Herz in weit kürzerer Zeit erobert und Iome dabei ihr eigenes Herz noch deutlicher vor Augen geführt. Er hatte erkannt, daß sie ihr Volk liebte, und das war auch richtig so.
    Sie mußte sich trotzdem wundern: Selbst wenn Gaborn diesen Eid als Akt der Liebe für die Menschheit verstand, war es nicht reiner Wahnsinn? Liebte Gaborn seine Ehre mehr als das Leben seines Volkes?
    »Ich hasse Euch dafür«, war alles, was sie hervorbrachte.
    Genau in diesem Augenblick erhob sich lautes Trommeln aus dem Grund des Tals. Das letzte Licht der Sonne schwand.
    Zwei Frowth-Riesen am Waldrand schlugen auf schwere Kupferpauken ein, und aus der Dunkelheit am Rand des Waldes sprengte ein Dutzend scheckiggrauer Pferde unter den Bäumen hervor. Ihre Reiter trugen sämtlich schwarze Kettenhemden unter gelben Umhängen, auf deren Brust die roten Wölfe Raj Ahtens prangten. Der vorderste Reiter trug einen grünen Wimpel an einem langen Speer, die Bitte um eine Unterredung.
    Die anderen in der Vorhut trugen sämtlich Äxte und Schilde in der Farbe von Kupfer eine Ehrengarde mit dem Emblem des Schwerts und dem Stern Indhopals auf ihren Schilden.
    Sie trugen alle die gleiche Uniform, das heißt, bis auf einen…
    Auf dem letzten Pferd in der Gruppe, in seiner schwarzen Kettenrüstung, den hohen Helm mit Flügeln der weißen Schnee-Eule verziert, ritt Raj Ahten persönlich, und hielt an einen Arm dem Schild, den langstieligen Kriegshammer der Reiter in der anderen Hand.
    Wo er ritt, schien er ein Licht zu verströmen, als sei er ein Stern in einer schwarzen, sternenlosen Nacht oder ein bescheidenes Signalboot mit brennenden Leuchtfeuern auf dem Wasser.
    Iome konnte die Augen nicht von ihm lassen. Selbst auf diese Entfernung raubte sein Anblick ihr den Atem. Sie konnte seine Gesichtszüge nicht erkennen – denn auf diese Entfernung war er nicht mehr als ein undeutlicher Schemen. Dennoch hatte sie den Eindruck großer Schönheit, selbst von hier aus. Und sie wußte, daß es gefährlich war, ihm ins Gesicht zu sehen.
    Sie bewunderte seinen Helm mit seinen ausladenden weißen Flügeln. Was wäre das für eine feine Ergänzung meiner Sammlung, dachte sie, wenn Raj Ahtens Schädel mich daraus anlächeln würde.
    Hinter ihm folgte auf einer gewöhnlichen braunen Stute der Days des Wolfslords, der Mühe hatte, Schritt zu halten. Iome fragte sich, welche Geheimnisse er wohl zu erzählen wußte…
    Unten bei den Toren riefen sich die Soldaten ihres Vaters warnend zu: »Hütet euch vor seinem Gesicht! Hütet euch vor seinem Gesicht!«
    Sie sah zu ihren Leuten auf den Mauern hinüber, sah, wie viele ihre Waffen zogen. Kommandant Derrow, der große Gaben an Muskelkraft besaß, lief mit einer Stahlarmbrust, die kein anderer im Königreich spannen konnte, über die Brustwehr, in der Hoffnung, Raj Ahten mit ein paar Bolzen zu treffen.
    Wie als Antwort auf die Warnrufe ihrer Soldaten bildete sich über Raj Ahten eine wirbelnde Wolke goldenen Lichts, ein Wirbelwind schwelender Glut, der sich herabsenkte und die Augen vieler auf seine Gesichtszüge lenkte.
    Irgendein Flammenwebertrick, erkannte Iome. Raj Ahten wollte, daß ihr Volk ihn ansah.
    Aus so großer Entfernung hatte Iome keine Angst vor Raj Ahtens Antlitz. Sie zweifelte, ob seine Schönheit hier ihre Urteilskraft trüben konnte.
    Raj Ahten eilte auf die Stadttore zu. Die Pferde seiner Krieger schwärmten mit unglaublicher Geschwindigkeit aus, ritten in Formation und brausten wie ein Sturm über die Felder hinweg, denn dies waren keine gewöhnlichen Tiere. Es waren Kraftpferde. Anführer von Herden, die wie ihre Herren durch die Kunst der Runenlords mit Macht erfüllt waren. Als sie über die im Dämmerlicht liegenden Felder dahinschossen wie Kormorane dicht über dem Meer, versetzte ihr Anblick Iome in Staunen. Noch nie hatte sie so viele Kraftpferde im Gleichschritt galoppieren sehen. Noch nie hatte ihr Auge etwas so Erhabenes erblickt.
    Prinz Gaborn lief zum oberen Rand der Treppe und rief zum Bergfried der Übereigner hinunter: »König Sylvarresta, Ihr werdet gebraucht. Raj Ahten wünscht eine

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