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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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verschreibe.«
    Er zitterte am ganzen Körper. Der Mann aus Staub beugte sich vor, bis sein Helm fast Gaborns Stirn berührte. Das Geräusch des Windes flüsterte in Gaborns Ohr, und die Erde grollte unheilvoll.
    Binnesman sprach mit krächzender Stimme die Worte: »Ich werde Euch beim Wort nehmen, auch wenn Ihr mich mit der Zeit verfluchen werdet.«
    Der Erdgeist hob zwei Finger aus Staub, den Mittel-und den Zeigefinger seiner linken Hand, berührte Gaborns Stirn und zeichnete eine Rune auf sie.
    Daraufhin legte der Erdgeist ihm die beiden Finger an die Lippen.
    Gaborn öffnete den Mund. Der Erdgeist steckte die Finger hinein. Gaborn biß zu, schmeckte saubere Erde auf der Zunge.
    In diesem Augenblick fielen die feinen Haarfäden aus Staub von dem Geschöpf ab, seine Muskeln erschlafften, und es sank zu einem Haufen Staub auf dem Boden zusammen.
    Sofort ließ die erdrückende Gegenwart der Erdkraft nach.
    Noch immer schien schwaches Licht durch die Bäume, und Gaborn atmete tief durch.
    Als Binnesman sich das nächste Mal bewegte, war sein Gesicht fahl, und der Zauberer blickte ehrfurchtsvoll auf den Haufen Staub. Respektvoll steckte er einen Finger hinein und kostete den Staub.
    Er nahm noch eine weitere Prise, sprenkelte sie erst über Gaborns linke Schulter, dann über seine rechte, und sang dazu: »Die Erde heile, die Erde verstecke dich, die Erde mache dich zu ihresgleichen! – Und jetzt, Gaborn Val Orden«, sprach Binnesman leise und legte Gaborn die Hände auf die Schultern, »nenne ich Euch einen wahrhaft Erdgeborenen. So wie Ihr dem Land helft, wird es auch Euch helfen.«
    Noch immer konnte Gaborn hier auf der Lichtung Gartenraute riechen, doch jetzt kribbelte ihm der kräftige Geruch nur noch in der Nase. Er ging zu dem Strauch, liebkoste eine verblaßte gelbe Blüte und riß ein paar Blätter von den Ästen.
    Gaborn blickte hinüber, sah, daß Binnesman ihn anstarrte, während sich so etwas wie Scheu in seine Züge eingegraben hatte. »Ihr benötigt nicht soviel, um ein ganzes Dorf auszulöschen. Kommt jetzt, die Zeit ist knapp!«
    Der Zauberer rollte die Gartenrautenblätter zwischen seinen Fingern, und als er die Hand Öffnete, waren die Blätter zu Staub zerfallen. Binnesman nahm einen Beutel von seinem Hals, ließ die zerbröckelten Blätter hineinfallen und hängte ihn Gaborn um.
    Widerwillig nahm Gaborn ihn entgegen: er wollte hundert Fragen stellen. Aber als er diesen wilden, verflochtenen Garten betreten hatte, hatte er ein Gefühl von Sicherheit verspürt, das Gefühl, beschützt zu werden. Jetzt bemerkte er, daß die Zeit knapp wurde, und er empfand Dringlichkeit. Für Fragen blieb keine Zeit mehr. Die Küchenmagd hatte die ganze Zeit über am Rand der Lichtung gestanden. Ihr Gesicht offenbarte Entsetzen. Binnesman führte sie und Gaborn den Hügel hinunter zur Südmauer des Gartens. Sie eilten einen schmalen Pfad entlang, wobei Gaborn die Zwingeisen mit der einen, dem Griff seines Degens mit der anderen Hand umklammert hielt.
    Er fühlte sich so seltsam. So benommen. Er wollte sich ausruhen, brauchte Zeit, um sich die Dinge durch den Kopf gehen zu lassen.
    Als sie die andere Seite der Wiese im Schatten der exotischen Bäume erreicht hatten, hörte Gaborn hinter ihnen Rufe. Er blickte zurück.
    Inzwischen war es fast stockdunkel geworden. Gaborn bemerkte die Lichter, die jetzt in den Wachtürmen des Bergfrieds der Übereigner, im Turm der Krieger und in den Gemächern des Königs selbst brannten. Hin paar vereinzelte Sterne waren am Himmel zu sehen. Das überraschte ihn, denn der Augentrost unterstützte sein Sehvermögen auf eine Weise, daß es überhaupt nicht Nacht zu sein schien.
    Oben auf dem Hügel jedoch, hinter ihnen auf dem Pfad und weit heller als alle anderen Lichter, kam ein feuriger Mann in Sicht. Die grünen Flammen flackerten über seine Schultern wie Schlangenzungen, die die glatte Haut seines haarlosen Schädels leckten.
    Der Flammenweber befand sich noch hinter dem Tor. das Gaborn vor wenigen Minuten passiert hatte. Die Gardisten hatten sich verdrückt, und der Feuerzauberer streckte eine Hand aus. Ein Strahl aus Sonnenlicht schien gierig von seinen Fingern hervorzuschießen, und das Eisentor verbog sich und schmolz. Der Flammenweber betrat den Garten.
    Hinter ihm folgten Späher. Männer in dunklen Gewändern, die Gaborns Witterung aufnehmen wollten.
    »Beeilt euch!« zischte Binnesman. Wären es gewöhnliche Männer gewesen, hätte Gaborn keine Angst gehabt. Doch hierbei

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