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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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mehr Gaben der Geisteskraft besäße und ihm diese Dinge leichter fielen, das hatte er geplant, wollte er ein Sprachenstudium anschließen.
    Allerdings hatte er an kalten Winterabenden mit gewissen, nicht geziemenden Freunden des öfteren eine Bierschänke aufgesucht. Einer von ihnen, ein kleiner Taschendieb, hatte ein Ferrinpaar für die Suche nach Münzen abgerichtet, die er gegen Nahrung eintauschte. Die kleinen Wesen konnten die Münzen von überall herhaben – verlorengegangene Münzen, die auf die Straße gefallen waren, Münzen, die sie vom Fußboden in Geschäften gestohlen hatten, oder von den Augen der Toten in Gräbern.
    Dieser Freund hatte ein paar Brocken der Ferrinsprache gesprochen, eine sehr ungehobelte Sprache, die aus schrillen Pfeiftönen und Knurrgeräuschen bestand. Gaborn besaß genügend Gaben der Stimme, um sie nachzuahmen.
    Jetzt pfiff er. »Essen. Ich habe Essen.«
    Über ihm drehte sich der Ferrin erschrocken um. »Was?
    Was?« knurrte er. »Ich höre dich.« Die Formulierung Ich höre dich enthielt oft die Bitte, der Sprecher möge dasselbe wiederholen. Die Ferrin orteten andere ihrer Art gewöhnlich mittels ihrer pfeifenden Rufe.
    »Essen. Ich habe Essen«, pfiff Gaborn freundlich. Das war bereits ein volles Zehntel des gesamten Ferrinwortschatzes, den Gaborn beherrschte.
    Aus dem Wald oberhalb der Mühle pfiff ein Dutzend Stimmen zur Antwort: »Ich höre dich. Ich höre dich«, worauf etliche Ausdrücke folgten, die Gaborn nicht verstand.
    Vielleicht sprachen diese Ferrin einen anderen Dialekt, denn viele ihrer Kreisch-und Knurrlaute klangen vertraut. Er glaubte zu hören, wie das Wort »Komm« mehrere Male wiederholt wurde.
    Dann plötzlich flitzte ein Dutzend Ferrin auf den Pflastersteinen des Mühlenhauses herum. Sie kamen aus den Bäumen. Dort oben hatten sich mehr Ferrin versteckt gehalten, als Gaborn gesehen hatte.
    Sie reckten ihre kleinen Schnauzen in die Luft, näherten sich Gaborn vorsichtig und knurrten: »Was? Essen?«
    Gaborn warf einen Blick flußabwärts, fragte sich, wie der Späher reagierte. Der Mann im Kettenhemd konnte die Ferrin jetzt erkennen, ein ganzes Dutzend, das um das Fundament der Mühle herumlief. Dem gesunden Menschenverstand zufolge hätten die Ferrin, wenn Gaborn in der Nähe gewesen wäre, auseinanderlaufen müssen.
    Nach kurzem Zögern deutete der Mann mit seinem Breitschwert auf das Flußufer, während er seinen Leuten Befehle zurief. Wegen des donnernden Wasserrades, das ihm in den Ohren dröhnte, konnte Gaborn ihn nicht verstehen.
    Kurz darauf jedoch liefen alle sechs Soldaten bergauf unter die Bäume und schwenkten in südlicher Richtung ab.
    Als Gaborn sicher war, daß sie fort waren und keine neugierigen Augen in seine Richtung blickten, trug er Rowan die Böschung hinauf.

KAPITEL 12
Angebote
    Chemoise Solette fühlte sich wie betäubt. Mit anzusehen, daß ihre beste Freundin Iome ihre Anmut verlor, entsetzte sie bis auf den Grund ihrer Seele.
    Nachdem Raj Ahten mit der Prinzessin fertig war, drehte er sich zu ihr um und sah ihr fest in die Augen. Seine Nasenflügel weiteten sich, als er sie musterte.
    »Du bist ein wunderschönes junges Ding«, sagte Raj Ahten leise. »Werde meine Dienerin.«
    Chemoise konnte den Ekel nicht verbergen, den sie bei diesen Worten empfand. Iome lag noch immer auf dem Boden, benommen, kaum bei Bewußtsein. Ihr eigener Vater hockte noch immer auf dem Karren im Bergfried der Übereigner, wo die Annektoren Chemoise gefangengenommen hatten.
    Sie gab keine Antwort. Raj Ahten lächelte schwach.
    Er konnte keine Gabe von einer Frau übernehmen, die ihn so sehr haßte, und seine Stimme konnte Chemoise nicht betören.
    Aber er konnte ihr andere Dinge nehmen. Er ließ seinen Blick zu ihrer Taille hinunterwandem, als stünde sie nackt vor ihm.
    »Bringt sie fürs erste in den Bergfried der Übereigner. Sie soll sich um ihren König und ihre Prinzessin kümmern.«
    Ein grausiges Frösteln beschlich Chemoise, und sie wagte zu hoffen, daß Raj Ahten sie im Bergfried vergessen würde.
    Ein Wächter packte Iome also am Ellbogen, zerrte sie die schmale Treppe hinunter, die aus dem großen Saal hinausführte, die Straße entlang zum Bergfried der Übereigner hinauf und stieß sie durch das Fallgitter. Dort sprach er ein paar Worte auf indhopalisch mit den Wachen, die dort gerade postiert worden waren. Die anderen Männer feixten wissend.
    Chemoise eilte zurück zu ihrem Vater, den man in die Halle der Übereigner geschleppt hatte und

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