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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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hätte ihn auch der Erdgeist geführt.
    »Im Sommer lagert Binnesman Kräuter ein, die er verkaufen will, und zum Fest kauft der König noch andere hinzu. Der Keller ist zur Zeit mit vielen Kisten vollgestellt. Er befindet sich auf dem Hügel, oberhalb der Stallungen.« Gaborn staunte.
    Sie brauchten sich nicht weit in die Burganlage hineinzuwagen und würden den Weg zurückgehen, den sie gekommen waren, um die Witterung zu verwischen. »Was ist mit den Wächtern? Gewürze sind kostbar.«
    Rowan schüttelte den Kopf. »Der Sohn des Kochs schläft in einem Zimmer über dem Keller. Aber er – nun, er ist dafür bekannt, daß ihn selbst ein Gewitter nicht weckt.«
    Gaborn hob das kleine Bündel Zwingeisen auf und hatte Mühe, sie in den weiten Taschen seines Gewandes unterzubringen. Der Keller schien das richtige Versteck zu sein. Ein verschwiegener Ort, wo sein Geruch überdeckt wurde.
    »Gehen wir«, sagte er, kletterte jedoch nicht geradewegs die Böschung hinauf. Statt dessen hob er Rowan hoch, trug sie hinunter zum Fluß und begann, geduckt im flachen Wasser flußaufwärts zu schleichen, um seine Witterung zu verbergen.
    Er hielt sich nahe dem Schilf. Vor ihm wurde die Strömung schnell. Ein kleiner Kanal zweigte vom Fluß ab und führte zum Burggraben. Die Ufer längs waren hoch gebaut worden, so daß Gaborn, als er ihn erreicht hatte, gut geschützt durch die flachen Stellen waten konnte, bis er unmittelbar unter das donnernde Mühlrad geriet, das klatschte und knarrte. Zu seiner Rechten befand sich eine Mauer aus Stein, die den kleinen Kanal für die Mühle vom Hauptlauf des Flusses und seinem breiten Umlenkdamm abteilte. Zu seiner Linken stand die Mühle, neben der ein steiler Pfad hinauf zur Burg führte.
    Gaborn hielt einen Augenblick inne. Vorwärts ging es nicht weiter, er mußte jetzt das Ufer hinaufsteigen, dann den Pfad nach oben zwischen den Bäumen hindurch zurück zur Burgmauer nehmen.
    Er drehte sich um und begann das Ufer hinaufzuklettern.
    Das Gras hier war braun und abgestorben.
    Genau vor sich sah er einen Ferrin, einen wilden, kleinen rattengesichtigen Mann mit einem spitzen Stock, der auch als Speer zu benutzen war. Er stand genau vor dem Mühlenhaus.
    Er bewachte, Gaborn den Rücken zugewandt, ein Loch im Fundament.
    Während Gaborn ihn beobachtete, huschte ein zweiter Ferrin aus dem Loch und trug einen kleinen Beutel in der Hand. Sie hatten Mehl vom Fußboden der Mühle gestohlen, wahrscheinlich nicht mehr als das, was auf dem Boden zusammengekehrt wurde. Doch für einen Ferrin war das ein gefährliches Unterfangen. Viele waren schon für weniger getötet worden.
    Bevor er sich zu voller Größe erhob und die kleinen Geschöpfe
    erschreckte,
    vergewisserte
    sich
    Gaborn
    flußabwärts, ob er auch nicht verfolgt wurde. Seine Augen waren genau auf gleicher Höhe mit den Grasspitzen.
    Und tatsächlich am Rand des Wassers, unter den Bäumen, bewegten sich sechs Soldaten – Soldaten mit Schwertern und Bögen. Einer trug ein Kettenhemd. Raj Ahtens Späher hatten also seine Fährte wieder aufgenommen.
    Gaborn klammerte sich seitlich an die Böschung und versteckte sich im hohen Gras. Zwei lange Minuten beobachtete er die Soldaten. Sie hatten ihren toten Kameraden gefunden und waren Gaborns und Rowans Witterung zum Flußufer gefolgt.
    Mehrere Männer blickten flußabwärts. Natürlich hatten sie erwartet, daß er flußabwärts gehen, an den Riesen vorbeischwimmen würde, um in die relative Sicherheit des Dunnwalds zu gelangen. Es schien das einzig Vernünftige zu sein, was Gaborn hätte tun können. Da er aus der Burganlage geflohen war, erwarteten sie bestimmt nicht, daß er wieder zurückschleichen würde.
    Wenn sie ihn in den Dunnwald hinein verfolgten, würden sie dort überall auf seine Witterung stoßen, schließlich war Gaborn am Vormittag hindurchgeritten.
    Doch der Bursche im Kettenhemd starrte angestrengt in Richtung Mühle. Für Gaborn kam der Wind von vorn. Er glaubte nicht, daß der Mann ihn riechen konnte. Aber vielleicht war er einfach vorsichtig.
    Oder er hatte den Ferrin oberhalb von Gaborn gesehen. Der Ferrin war von dunkelbrauner Farbe, hinter ihm befand sich grüner Stein. Wenn er sich nur bewegte, damit der Späher unten das Tier deutlicher erkennen konnte.
    Während seiner Jahre im Haus des Verstehens hatte Gaborn sich nicht die Mühe gemacht, im Saal der Sprachen zu studieren. Über seine eigene Sprache, Rofehavanisch, hinaus sprach er nur Indhopalisch. Sobald er ein paar

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