Dunkel wie der Tod
Worte so gelassen wie irgend möglich klingen zu lassen.
âBitte schön. Einen schönen Abend, Mrs. Hewitt ⦠Pfarrer Beals.â
Adam sah sie nicht an, als sie die Treppe hinaufgingen. âIch weiÃ, was Sie denkenâ, meinte sie, während sie den Gang hinunter zu Wills Zimmer liefen. âAber ich habe nie darum gebeten, dass an der Rezeption ein Schlüssel für mich hinterlegt wird oder dass man mich so nennt â¦â
âNicht doch, bitteâ, unterbrach er sie, fast schon flehentlich, als wünsche er, dass sie nur aufhören würde, ihn anzulügen.
âAber â¦â
âDa wären wirâ, sagte er, sobald sie Zimmer 2D erreichten. Und er hatte recht gehabt â auch Nell nahm augenblicklich den typischen süÃlich verbrannten Geruch wahr.
Sie steckte den Schlüssel ins Schloss, zögerte dann jedoch und klopfte. âWill?â
Keine Reaktion. Nun drehte sie den Schlüssel um und öffnete die Tür.
âOh Gott, nicht Sie beideâ, grummelte es ihnen entgegen.
Es dauerte einen Augenblick, bevor Nell ihn in dem düsteren rauchverhangenen Zimmer überhaupt ausmachen konnte, denn obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war, hatte er bereits alle Vorhänge zugezogen. Von dem schwach brennenden Kaminfeuer abgesehen, gab nur noch eine kleine Spirituslampe Licht, die samt Opiumzubehör auf einem chinesischen Lacktablett stand. Das Tablett wiederum stand auf dem niedrigen Tisch vor dem Sofa, wo Will nur mit kragenlosem Hemd und Hose bekleidet lag, die Hosenträger baumelten lose herab, sein Haar war ungekämmt, eine Zigarette hing ihm zwischen den Fingern seiner vom Rausch erschlafften Hand. Mittlerweile dick verschorfte Hautabschürfungen verunstalteten seine linke Wange und das unrasierte Kinn, und an einem Nasenloch war immer noch getrocknetes Blut zu erkennen. Seit gestern Nacht dürfte er sich weder gewaschen oder umgezogen, sondern sich einzig dem Opium hingegeben haben, vermutete Nell.
âOh Will, warum tun Sie das nur?â, fragte sie ihn.
âWeil ich ein Opiumraucher bin, Cornelia. Und wir sind nun einmal unverbesserlich.â Seine Augen waren trüb und seine Lider schwer, und sein Stimme klang so schläfrig und matt, wie sie es nur war, wenn er bereits seit Stunden Berauschendes geraucht hatte.
âWie viel haben Sie schon geraucht?â, fragte sie.
âNoch lange nicht genug.â Will zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie aus, nahm dann ein kleines Taschenmesser und eine Bambuspfeife vom Tablett und begann, aus dem eiförmigen Pfeifenkopf aus Keramik die verbrannten Opiumreste herauszukratzen. âAdam, wenn Sie sich als Ihres Amtes würdig erweisen wollen, dann sehen Sie verdammt noch mal zu, dass Sie Nell schleunigst von hier wegbringen.â
Adam schien indes gar nicht daran zu denken, nahm sich seinen schmalen weiÃen Pastorenkragen ab und warf ihn achtlos auf einen Stuhl.
âWir wollten Sie zur Vernunft bringenâ, sagte Nell. âWir machen uns Sorgen um Sie und können es nicht mit ansehen â¦â
âOh Gottâ, murmelte Will finster und schabte seine Pfeife aus. âWohlmeinende Freunde, die sich um mich sorgen ⦠Welch ein Fluch in meinem unseligen Leben. Gehen Sie weg, Miss Sweeney. Und Sie auch, Pfarrer.â
âWir werden nicht weggehenâ, verkündete Adam.
âDann gehe ich eben.â Will lieà das Taschenmesser einschnappen und setzte sich mühsam auf. âIch gehe ins Deng Baoâs. Da lassen sie mich mein Pfeifchen wenigstens in Ruhe rauchen.â
âNell, geben Sie mal her.â Adam nahm ihr den Schlüssel aus der Hand, schloss die Zimmertür ab und steckte sich den Schlüssel in seine Westentasche.
Sofort wanderte Wills Blick zum Schreibtisch hinüber, was Adam natürlich nicht entging. Mit ein paar Schritten war er dort und nahm auch Wills Schlüssel an sich.
âNa dann ⦠ganz wie Sie wollen.â Will streckte sich der Länge nach seitwärts auf dem Sofa aus und legte seinen Kopf auf die Armlehne. Mit einer zierlichen Spindel nahm er ein wenig Opiumpaste aus einem hölzernen Kästchen, hielt es über die Flamme der Spirituslampe und drehte es langsam hin und her, bis das Opium leise knisterte und Blasen zu schlagen begann.
âVor gerade einmal zwei Tagenâ, erinnerte ihn Adam, âhaben Sie mich noch gebeten, Sie besser rasch zu
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