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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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töten, sollten Sie jemals wieder damit anfangen.“
    â€žDazu müssen Sie sich keineswegs mehr verpflichtet fühlen.“ Will knetete das erhitzte Opium zu einem kleinen Kügelchen zusammen, schob es in den Pfeifenkopf, hielt es mit der Spindel dort fest und entzündete es an der Spiritusflamme. Das Opium löste sich in Rauch auf, den Will in einem einzigen tiefen Zug in sich aufsog.
    Langsam atmete er wieder aus; die Augen fielen ihm zu. Die Pfeife glitt ihm aus der Hand und fiel auf das Tablett. Schlaff und reglos lag Will auf dem Sofa.
    Nell deutete auf das Tablett und meinte: „Am liebsten würde ich das alles verbrennen und was sich nicht verbrennen lässt, unten am Hafen ins Wasser werfen.“
    â€žDann dürfte Will aber sehr wütend werden.“
    â€žWeil wir ihm nicht doch eine Kugel in den Kopf gejagt haben?“, fragte sie, als sie sich über das Tablett beugte und die brennbaren von den unbrennbaren Dingen trennte. „Es dauert ungefähr zwanzig Minuten, bis er aus dem Opiumrausch erwacht. Bis dahin will ich diese Sachen hier beseitigt haben.“
    â€žUnd was ist damit?“ Adam deutete auf den Nachttisch, wo Wills Morphiumvorrat samt Zubehör stand.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Er braucht es gegen seine Schmerzen im Bein und um einen Entzug zu verhindern – wenngleich eine etwas geringere Dosierung ihm gewiss guttäte.“
    â€žWenn er sich nur ein wenig zusammenreißen würde, bräuchte er das überhaupt nicht. Ich habe es auch eine Zeit lang wegen meines Beins genommen – es mir selbst injiziert, genau wie Will –, doch ich habe damit aufgehört, als ich merkte, dass ich davon abhängig wurde.“
    â€žEs war eine außergewöhnlich schwere Verletzung, die zu Wills Abhängigkeit führte“, versuchte Nell zu erklären. „Als er damals aus dem Lager in Andersonville flüchtete, hatte er eine schwere Schussverletzung am Bein, mit der er sich neun Monate durch feindliches Gebiet geschleppt hat, um zurück in den Norden zu gelangen. Noch immer hat er starke Schmerzen, die sich oft nur mit Morphium ertragen lassen. Natürlich weiß ich nicht, was mit Ihrem Bein geschehen ist. Gewiss ist es auch sehr schmerzhaft, aber …“
    â€žSyphilis“, unterbrach er sie.
    Es dauerte einen kurzen Augenblick, bevor Nell merkte, dass sie Adam mit offenem Mund anstarrte. „Oh. Oh, das … das tut mir leid.“ Mehr noch verblüffte es sie jedoch, dass er dies so unumwunden einer Frau gegenüber zugab, anstatt sich etwas weniger anstößiger Begrifflichkeiten wie „Blutvergiftung“ oder „Französische Krankheit“ zu bedienen.
    â€žIch habe Sie schockiert“, stellte er fest. „Aber ich dachte, da Sie doch einmal Krankenschwester waren …“
    â€žJa, gewiss. Ich bin auch nicht schockiert, nur …“ Unwillkürlich wanderte ihr Blick zu seinem Bein.
    â€žMittlerweile sind auch die Knochen und Gelenke befallen, und selbst meine Sehkraft lässt nach. Vor einigen Monaten hatte ich einen erneuten Schub, und ich leide unter unerträglichen Kopfschmerzen. Aber die Symptome des Endstadiums dürften Ihnen ja bekannt sein.“
    â€žZum Teil, ja.“ Sie kannte sich zumindest gut genug aus, um zu wissen, dass Adam Erblindung, Lähmung und Demenz bevorstanden, wenn es nicht gelang, die Krankheit unter Kontrolle zu bringen. „Kann man denn gar nichts mehr machen?“
    â€žVier Jahre lang habe ich mich mit Quecksilber behandeln lassen. Ich habe es eingenommen, mich damit eingerieben, mich bedampfen lassen … Sogar in einen Schwitzkasten hat man mich gesteckt, aus dem nur noch mein Kopf herausragte. Unten wurde ein Feuer angezündet, damit das Quecksilber in dem Kasten verdampfte. Sie können sich nicht vorstellen, welche Höllenqualen ich ausgestanden habe.“
    â€žOh Adam, wie furchtbar!“ Nell wurde schon ganz flau zumute, wenn sie nur daran dachte – ja, sie spürte gar, wie ihr der Schweiß auf der Stirn stand. „Hat es denn wenigstens geholfen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Die Krankheit ist immer wieder ausgebrochen. Die Ärzte wollen es jetzt mit Kaliumjodid versuchen, doch wenn das nur annähernd so schrecklich ist wie die Therapie mit Quecksilber …“
    â€žNein, das ist es nicht“, versicherte sie ihm. Kaliumjodid war längst nicht so

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