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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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verkneifen.
    â€žSie und Evie und ich, wir haben in derselben Reihe gearbeitet – seit Juni, als Bridie hier angefangen hat. Vor ein paar Tagen ist sie rausgeschmissen worden, aber das war ja auch kaum eine Überraschung.“
    â€žEvie?“, rief plötzlich jemand. Alle fuhren herum und sahen einen jungen Mann – groß und kräftig mit zotteligem weißblonden Haar – aus dem Wäldchen kommen, das zwischen Fluss und Fabrik lag. „Evie, was machst du hier? Du sollst zum Mittagessen kommen.“
    Evie seufzte. Nell hörte sie zum ersten Mal etwas sagen: „Es war einfach zu schönes Wetter.“
    â€žIch war in deinem Haus und hab nach dir gesucht“, sagte er vorwurfsvoll; seine kindlich schmollende Miene wollte nicht so recht zu seiner Statur und der tiefen Stimme passen. „Mrs. Hathaway schreibt dich auf, weil du nicht zum Essen da warst. Du sollst doch nicht schwänzen!“
    â€žTut mir leid, Luther. Komm“, Evie klopfte neben sich auf den Boden, „setz dich zu mir, bis wir wieder zurückmüssen.“
    Die anderen begrüßten Luther freundschaftlich, der nun behäbig zu Evie hinübertrottete und sich im Schneidersitz neben sie setzte. Evie strich ihm mit den Fingern durch sein Haar, während er Nell mit offenem Mund anstarrte. „Was machst du da?“
    â€žStarr sie nicht so an, Luther“, ermahnte ihn Evie. „Sie malt ein Bild – von Mary, Ruth und Cora.“
    â€žKann ich mal seh’n?“
    â€žEs ist noch nicht ganz fertig“, meinte Nell, „aber hier.“ Sie zeigte ihm ihr Skizzenbuch.
    Er strahlte über das ganze Gesicht, als er sich die Skizze anschaute. „Sieht ja genauso aus, wie sie wirklich aussehen!“
    â€žLuther ist Evies Bruder“, ließ Otis Nell wissen. „Die beiden arbeiten schon von klein auf hier.“
    â€žWelche Arbeiten machen denn die Kinder?“, fragte Nell und wandte sich wieder ihrer Zeichnung zu. „Die Maschinen sahen mir alle außerordentlich groß und kompliziert aus.“
    â€žIch habe die vollen Garnspulen von den Spinnmaschinen genommen und wieder leere draufgesetzt – das musste jede Stunde gemacht werden, hat aber nicht so lange gedauert, und den Rest der Zeit konnte ich spielen. Luther hat Botengänge für die Arbeiter in der Spinnerei gemacht.“
    â€žMacht er immer noch, nicht wahr, mein Freund?“ Otis beugte sich vor und knuffte Luther gutmütig in den Arm. „Wir armen Garnspinner wüssten gar nicht, was wir ohne unsern guten Luther machen würden.“
    Luther rieb sich den Arm und sagte zu Nell: „Ich bin stark wie ein Stier. Hier gibt’s niemand, der so viel tragen kann wie ich! Niemand.“
    â€žIst ein Schwerstarbeiter, unser Luther“, meinte Otis. „Und wenn er’s besonders gut macht, kriegt er was Süßes.“
    â€žIch mach’s nicht für das Süße“, wehrte sich Luther und schien zutiefst beleidigt. „Ich krieg Geld, genauso wie ihr.“
    â€žWas zahlen sie dir noch mal?“, fragte Otis ihn und zwinkerte Nell zu. „Zwei Dollar die Woche? Hast du das nicht schon verdient, als du neun warst?“
    â€žHör auf, ihn zu ärgern, Otis“, fuhr Evie dazwischen. „Du weißt doch, wie er wird, wenn man ihn auslacht.“
    â€žIch krieg zwei Dollar und fünfzig Cent“, verkündete Luther und starrte Otis dabei finster an. „Du weißt auch nicht immer alles.“
    Um die mit einmal sehr gereizte Stimmung etwas zu entspannen und die Unterhaltung wieder zum Anlass ihres Besuchs zurückzuführen, fragte Nell: „Was meintest du eigentlich damit, Ruth – dass es keine Überraschung gewesen sei, als man diese Bridie Sullivan rausgeschmissen hat?“
    â€žBridie ist weg“, stellte Luther fest.
    â€žRuhig, Luther“, sagte seine Schwester. „Das wissen wir alle.“
    â€žSie war ein schlechtes Mädchen.“
    â€žLuther, sei einfach nur …“
    â€žWarum?“, fragte Nell scheinbar beiläufig, während sie weiterzeichnete und dabei zwischen ihrem Skizzenbuch und den drei Mädchen hin und her sah.
    Evie antwortete für ihren Bruder: „Er sagt das nur, weil alle das sagen.“
    â€žWir wussten von Anfang an, was das für eine ist“, meinte Ruth. „Gleich am ersten Tag, als sie in die Weberei kam, sag ich zu Evie, ‚die macht

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