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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Ärger‘. Ihr Kleid ganz eng zusammengeschnürt und dann diese aufgetürmten roten Haare! Dachte, sie wär was Bess’res als wir, weil sie in Boston gelebt hat.“
    â€žDabei war sie nix anderes“, warf Mary ein, „als ganz billiges irisches Gesindel.“
    Nell zeichnete weiter und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Solange sie ihren Namen nicht nannte, erkannten meist nur ihre einstigen Landsleute sie als Irin. Es folgte eine lange Litanei von Klagen über unnütze Fremde, die ihnen die Arbeit in der Fabrik wegnahmen, doch schließlich kamen sie wieder auf Bridie Sullivan zu sprechen. Nun erfuhr Nell alles über Bridies geschminktes Gesicht und ihre kokette Art, ihre verdächtig feine Kleidung und all die Haarspangen und Stiefel – Letztere trafen bei den anderen Mädchen wohl einen besonders wunden Punkt. Nell fiel auch auf, dass Evie abermals sehr schweigsam geworden war.
    â€žIst nie mit uns in die Kirche gegangen“, ereiferte sich Mary, „und hat deshalb einen riesigen Aufstand gemacht, weil ihr der Kirchenzehnte gleich vom Lohn abgezogen worden ist.“
    â€žSie ist nämlich katholisch“, fügte Ruth hinzu.
    â€žDie Kirche ist protestantisch“, erklärte Cora. „Bridie hat nicht hier gelebt, sondern bei ihren Eltern. Also, wenn ihr mich fragt, hat sie sich zu Recht darüber aufgeregt.“
    â€žEvie und Luther sind auch katholisch“, erinnerte sie Ruth. „Sie gehen jeden Sonntag in ihre Kirche und stellen sich trotzdem nicht so an wegen dem Zehnten.“
    â€žSollten sie aber“, meinte Cora.
    Evie zuckte mit den Schultern und rupfte einen Grashalm aus. Ihr Bruder schaute nur verwirrt drein.
    â€žDu hast ja keine Ahnung, Cora“, sagte Ruth. „Man merkt, dass du nie mit dieser Bridie Sullivan arbeiten musstest, sonst würdest du sie jetzt bestimmt nicht in Schutz nehmen.“
    Nell mischte sich rasch ein und erkundigte sich, woher Bridie denn all ihre feinen Sachen gehabt hätte.
    â€žVon Männern natürlich“, erwiderte Ruth. „So eine war sie.“
    â€žIhr Schatz war ein verdammt gut aussehender Bursche“, sinnierte Cora.
    â€žOh ja, mir haben diese Sterne gefallen … machten ihn irgendwie geheimnisvoll“, pflichtete Mary ihr bei.
    Ruth lachte. „Das kann man wohl sagen!“
    â€žWenn er nicht so gut ausgesehen hätte, wär das mit den Sternen seltsam gewesen“, meinte Cora, „aber er war ein richtig stattlicher Kerl mit Schultern von hier bis nach da, und ganz dunklen Haaren, aber heller Haut und den größten blauen Augen, die man je gesehen hat. Die andern Mädels haben alle versucht, ihn auf sich aufmerksam zu machen, bis sie dann rausfanden, dass er gerade erst aus’m Knast gekommen war.“
    â€žWeshalb war er drin?“, fragte Nell.
    â€žNiemand hier hat sich mit Bridie gut genug verstanden, um sie danach zu fragen“, erwiderte Cora.
    â€žEr war aber nicht der Einzige“, sagte Ruth. „Alle sind sie früher oder später um sie herumscharwenzelt, und die meisten sind nicht enttäuscht worden – solange nur Bridie dabei auch auf ihre Kosten kam.“
    Mary fügte hinzu: „Die richtig teuren Sachen – Hüte, Ohrringe und die meisten von ihren Kleidern – hat sie von Mr. Harry persönlich bekommen.“
    â€žHarry Hewitt?“, vergewisserte sich Nell und sah auf. „Waren er und Bridie … haben sie …?“
    â€žBei jeder Gelegenheit“, bestätigte Ruth. „Er hat dann seinen kleinen Jasager Carlisle vorbeigeschickt und sie von der Arbeit weg in sein Büro bringen lassen. Wenn sie dann zurückkam, hatte sie die Haare immer anders als vorher und diesen gewissen Ausdruck im Gesicht.“
    â€žEr hat sie während der Arbeit holen lassen?“, fragte Cora ungläubig. „Evie, ist das wahr?“
    Evie saß schweigend neben ihrem Bruder, hatte die Arme um ihre Knie geschlungen und zuckte mit den Schultern.
    Ruth stieß Cora leicht an und flüsterte ihr zu: „Frag sie bloß nicht nach Bridie und Mr. Harry.“
    â€žAch je, das hab ich ja ganz vergessen!“
    Wahrscheinlich war Nell ihre Verwirrung anzumerken, denn Otis grinste sie an und meinte: „Evie ist nämlich in Mr. Harry verliebt – nicht wahr, Evie?“
    â€žLass sie in Ruhe“, sagte Ruth. Evie sah beiseite und schlang die Arme noch fester um

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