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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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ihre Knie.
    â€žJa du, lass sie in Ruhe“, wiederholte Luther, und sein Hals färbte sich bedrohlich rot.
    â€žAch, kommt schon, Evie weiß doch, was da läuft“, erwiderte Otis und drehte sich derweil eine neue Zigarette. „Mr. Harry will eben nichts von ihr wissen. Dass Bridie Sullivan oder eine von den andern ihn in seinem schicken Büro unter ihren Rock lässt, das will er.“
    â€žVon den andern?“, fragte Nell.
    â€žBridie ist nicht die Einzige“, meinte Otis. „Es gibt mindestens ein halbes Dutzend von den Mädels, die springen, wenn er ruft. Wir nennen sie ‚Harrys Harem‘. An der Tür zu seinem Büro ist so’n Fenster mit … wie heißt das Ding doch gleich … na ja, mit so’nem Rollo. Immer wenn das Ding unten ist, wissen alle in der Fabrik, was dann da drin vor sich geht.“
    â€žAber hauptsächlich ist es Bridie“, wandte Mary ein. „Oder war. Sie hätten den mal sehen sollen, wenn sie in der Nähe war! Der konnte die Augen gar nicht mehr von ihr lassen – als ob sie ihn verhext hätte.“
    Ruth sagte: „Evie, hör nicht auf sie. Die wissen ja gar nicht, was sie da reden.“
    Otis schnaubte verächtlich. „Damit tust du Evie keinen Gefallen. Es ist doch so. Harry Hewitt verliebt sich ganz gewiss in keines von den Mädchen aus der Fabrik und stellt sie zu Hause seiner Mama vor. Und schon gar nicht irgend so ein unscheinbares, kleines …“
    â€žDu hältst deinen Mund!“, verlangte Luther. „Halt einfach deinen dummen Mund.“
    â€žIch sag ja nur, was Evie eh schon weiß“, verteidigte sich Otis. „Warum sagst du deiner Schwester nicht, dass sie endlich aufhören soll, diesem reichen hübschen Jungen hinterherzuschmachten, der solche wie sie doch eh kein zweites Mal anschaut? Da hockt sie und ist ganz verzweifelt wegen Mr. Harry und ganz gelb vor Neid auf Bridie Sullivan, wenn doch …“
    â€žEvie!“, rief Luther, als seine Schwester jäh aufsprang und davonrannte. Mit mittlerweile hochrotem Kopf stand er langsam und bedächtig auf und schaute Otis von oben herab an. „Du hast Evie wehgetan.“
    â€žLuther“, sagte Cora schnell, „lauf deiner Schwester hinterher. Los, geh schon“, drängte sie ihn und zeigte zum Wäldchen, in dem Evie verschwunden war.
    Unentschlossen stand Luther da, während seine Hände sich wie von selbst zu Fäusten ballten. Otis grinste und zündete sich scheinbar seelenruhig seine Zigarette an, doch Nell sah, dass seine Hände zitterten.
    â€žEvie braucht dich jetzt, Luther“, ließ Cora nicht locker. „Wahrscheinlich weint sie.“
    Luther sah kurz zum Wäldchen, dann wieder zu Otis, sein Kinn gespannt und seine Augen vor Wut funkelnd. Als er sich schließlich umdrehte und seiner Schwester hinterherrannte, atmeten alle erleichtert auf – auch Nell.
    â€žEigentlich ist Luther ganz lieb, wie ein großes Kind“, erklärte Ruth. „Aber wenn er sauer wird, dreht er ein bisschen durch. Letztes Jahr hat er einen Mann fast totgeschlagen, weil der Evie dumm gekommen ist.“
    â€žWas hast du dir eigentlich dabei gedacht, ihn so zu reizen?“, fragte Cora Otis.
    â€žWir sind Freunde“, erwiderte er gelassen und blies den Rauch aus. „Luther würde mir nie etwas tun.“
    â€žDa wär ich mir aber nicht so sicher“, murmelte Ruth.
    â€žSind Sie mit dem Bild bald fertig?“, fragte Mary Nell. „Mir tut schon alles weh vom Stillhalten.“
    â€žGleich“, erwiderte Nell, während sie noch ein paar unnötige Schraffuren hinzufügte. „Also, was ich ja überhaupt nicht verstehe“, begann sie, „wenn Bridie und Mr. Harry … nun ja, ihr wisst schon … warum hat er sie dann rausgeworfen?“
    â€žEr hat wohl nicht gern geteilt“, stellte Otis fest und erntete zustimmendes Gelächter von den Mädchen.
    â€žHat er das mit ihrem Freund herausgefunden?“, fragte Nell.
    Otis nickte und zog an seiner Zigarette. „Letzten Freitag ist es passiert, als abends um halb sieben die Glocke Feierabend schlug. Mr. Harry stand draußen im Hof und hat sich mit jemand unterhalten. Und die hier“, er deutete auf die Mädchen, „konnten gar nicht mehr aufhören zu tuscheln und zu kichern, weil der so gut aussah. Ich hab gedacht, jetzt fallen sie auf der Stelle in Ohnmacht,

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