Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
Vom Netzwerk:
sich, um Strümpfe und Stiefel anzuziehen. „Nur ein paar Abschürfungen.“
    â€žHautabschürfungen bluten nicht so stark.“ Sie hockte sich neben ihn und streckte die Hand nach seinem Ärmel aus.
    Er hielt ihr Handgelenk fest. „Ich habe gesagt, dass es nicht so schlimm ist.“
    â€žGewiss erinnern Sie sich, dass ich die Einstiche an Ihrem Arm bereits gesehen habe.“
    â€žAus der Nähe sind sie aber noch unansehnlicher.“
    â€žIch verspreche Ihnen, nicht vor Abscheu in Ohnmacht zu fallen.“
    Will schien verärgert, wenngleich er sich zu lächeln bemühte, ließ ihre Hand los und schob seinen Ärmel zurück. Die Einstiche waren aus der Nähe betrachtet tatsächlich ein sehr unerfreulicher Anblick, doch Nell versuchte, nicht so genau hinzusehen. Sie entdeckte zwei frische Hautabschürfungen und eine tiefe Schnittwunde unterhalb des Ellenbogens, die noch immer blutete.
    â€žDas muss ziemlich wehgetan haben“, stellte sie fest und faltete ein Taschentuch auseinander – eines der mit ihrem Monogramm verzierten, die Viola ihr letzten Monat zusammen mit den perlmuttbesetzten Haarspangen und einer neuen Staffelei zum Geburtstag geschenkt hatte.
    â€žNein, lassen Sie das – Sie werden es nur ruinieren.“ Er griff in seine Hosentasche und sagte: „Nehmen Sie besser eins von meinen.“
    â€žIch werde Ihres benutzen, um die Wunde zu säubern, sie aber mit meinem Tuch verbinden“, meinte sie, während sie behutsam Sand und kleine Kiesel aus der Wunde wischte. „Mein Taschentuch ist nämlich größer. Halten Sie still.“
    Er sah ihr dabei zu, wie sie ihm ihr Taschentuch um den Arm band. „Sie fassen Ihre Patienten genau richtig an – sanft, aber nicht zögerlich.“
    â€žDanke.“ Sie tauchte sein Taschentuch in den Bach, um Blut und Schmutz abzuspülen. „Bridie hatte genau denselben Sand und Schmutz an den Händen, und die Pflanzenreste, die noch zwischen ihren Fingern hingen, sahen aus wie diese hier. Und dann der abgerissene Knopf … Aber wenn sie hier am Bach umgebracht wurde, warum haben wir sie dann auf dem Feld gefunden? Glauben Sie, dass der Mörder sie nur tödlich verletzt hat, und sie versuchte, zurück zum Haus zu gelangen und unterwegs zusammenbrach?“
    â€žWarum lag sie dann aber auf dem Rücken, die Arme flach am Körper?“
    Nell schüttelte ratlos den Kopf und wrang das Taschentuch aus. „Ich bin gespannt, mit welchen Theorien die Salemer Polizei aufwarten kann. Wenngleich sie sich Stadt nennen, wirkte der Ort doch ziemlich provinziell. Mag sein, dass sie noch nie zuvor einen Mordfall untersuchen mussten.“
    Will war mittlerweile aufgestanden und meinte: „Eigentlich sehe ich keinen Grund, weswegen wir den Konstablern mehr Informationen als unbedingt nötig zukommen lassen sollten. Oder was meinen Sie? Natürlich sagen wir ihnen, wer die beiden sind und was wir über sie wissen, aber …“ Er fuhr sich verlegen mit den Händen durch das feuchte Haar. „Ich weiß, dass Sie gewisse Vorurteile gegenüber meinem Bruder hegen …“
    â€žIch werde nicht mit dem Finger auf Ihren Bruder zeigen, falls das Ihre Sorge sein sollte.“
    Er erwiderte kurz ihren Blick und sah dann wieder beiseite. „Danke.“
    â€žAber Ihnen dürfte sicher bewusst sein, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen zwangsläufig auf Harry stoßen wird. In der Tuchfabrik wusste jeder, was sich zwischen ihm und Bridie abspielte. Jeder dort hat gesehen, wie wütend er wurde, als Virgil Bridie geküsst hat. Und auch, wer den Streit zwischen Bridie und Virgil nicht selbst mit angehört hat, dem dürfte wohl mittlerweile zu Ohren gekommen sein, dass Bridie Harry erpressen wollte. Wer sich ernsthaft mit dem Fall beschäftigt und allen Hinweisen nachgeht, dessen Verdacht wird über kurz oder lang immer auf Harry fallen.“
    â€ž Ich verdächtige ihn nicht.“
    â€žSie sind auch sein Bruder“, sagte sie nachsichtig.
    â€žNein, das allein ist es nicht“, erwiderte er mit ungehaltener Miene. „Sie verstehen mich einfach nicht. Harry … ja, er ist ein Taugenichts, selbstsüchtig und verwöhnt, lüstern und unersättlich, willensschwach und was nicht noch alles, aber es gibt Grenzen, die selbst er nicht überschreiten würde – ganz gleich, wie viel Absinth er zuvor in sich

Weitere Kostenlose Bücher