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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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sperrig und war von Wills Seite aus kaum von der Stelle zu bewegen. Will stellte sich über ihn, die Füße zu beiden Seiten auf zwei einigermaßen flachen Steinen, doch unweigerlich verlor er das Gleichgewicht – und so stürzte er, drehte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, damit er nicht mitten auf den Toten falle, und landete in dem flachen Bachbett. Als er mit dem rechten Bein voraus zu Boden ging, stöhnte er vor Schmerz.
    â€žWill! Sind Sie in Ordnung?“, rief Nell, als er sich in dem kaum kniehohen Wasser aufsetzte, bis auf die Haut durchnässt.
    â€žJa, alles bestens“, versicherte er ihr zerknirscht. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mich vor einer schönen Frau zu blamieren. Festigt den Charakter.“
    â€žOh Will, Ihr Arm!“ Sein Hemdsärmel war zerrissen und schlammverschmiert, und an einigen Stellen sickerte Blut durch den Stoff und färbte den schneeweißen Batist purpurrot. „Warten Sie … ich helfe Ihnen.“ Sie raffte ihre Röcke hoch und wollte über ein paar aus dem Wasser ragende Steine zu ihm laufen.
    â€žNein, Nell … nicht! Die Steine sind voller Moos und so rutschig wie Schneematsch. Mir geht es hier wirklich ausgezeichnet.“ Sicher auf den Knien kauernd, war es ihm denn auch möglich, den Leichnam herumzuwuchten, sodass er mit dem Gesicht nach oben dort drüben am Ufer lag.
    Es handelte sich um einen jungen Mann mit großen getrübten Augen, die halb von dunklen Strähnen nassen Haars verborgen wurden. Selbst jetzt, da er so aufgedunsen und von Leichenflecken dunkelrötlich verfärbt war, konnte Nell noch immer erkennen, dass er vor seinem Ableben sehr gut aussehend gewesen sein musste.
    â€žKönnten Sie ihm das Haar aus der Stirn streichen?“, bat sie Will.
    Verwundert schaute er zu ihr auf.
    â€žVirgil Hines hatte sich Sterne auf die Stirn tätowieren lassen.“
    â€žAh … dann hat er wohl auf der Kearsage gedient, was?“ Unter dem Haar war die Haut blau-rot verfärbt.
    â€žSind das Leichenflecken oder Prellungen?“, fragte Nell.
    â€žMit Sicherheit lässt sich das zum jetzigen Zeitpunkt nur durch eine Autopsie klären.“ Will beugte sich über den Toten, um die verfärbte Haut genauer zu betrachten.
    â€žHat er Sterne auf der Stirn? Ich bin zu weit weg, als dass ich etwas sehen könnte.“
    Noch bevor er etwas erwiderte, konnte sie die Antwort schon an seiner düster resignierten Miene ablesen. „Ja.“ Er stand auf, Wasser und Blut tropften an ihm herab, und er knöpfte sich sein Hemd auf, um es auszuwringen. „Wenn Sie nun aber glauben, damit wäre bewiesen, dass Harry …“
    â€žNatürlich ist das kein Beweis“, sagte sie, „doch die Zahl der Verdächtigen hat sich verringert.“ Im Grunde gab es nur noch einen – aber warum so deutlich werden, wenn es schließlich offensichtlich war? „Kommen Sie jetzt lieber wieder zurück, damit ich mir mal Ihren Arm anschauen kann“, meinte sie, aber Will hatte sich bereits umgedreht und watete weiter den Bachlauf hinab.
    â€žSieht so aus, als ob Virgil ein paar Fische fangen wollte, um die Johnnykuchen schmackhafter zu machen.“ Er deutete auf etwas, das zwischen zwei großen Steinen festhing. Nell hielt es zunächst für einen dünnen Ast, doch als sie am Ufer entlang bachabwärts ging, erkannte sie, dass es die untere Hälfte einer mittig entzweigebrochenen Angelrute war.
    â€žUnd was ist das da?“, fragte sie und deutete auf einen Gesteinsbrocken hinter Will. „Da liegt etwas, auf dem Stein dort. Von Ihnen aus ein paar Schritte zurück.“
    Will beugte sich über den Stein und entdeckte in der flachen Mulde etwas, das aussah wie ein kleines Pfefferminzbonbon. Er hob es auf und brachte es Nell.
    Es war ein kleiner runder, mit rosa Seide überzogener Knopf, von dem ein paar rosa Fäden herabhingen, so als sei er gewaltsam abgerissen worden.
    Nell tat den Knopf in ihren Handbeutel und sagte: „Es dürfte die Konstabler in Salem interessieren, wo wir den gefunden haben. Wir sollten jetzt zurück in die Stadt fahren und die Vorfälle melden. Aber warten Sie … lassen Sie mich mal Ihren Arm sehen“, sagte sie und zog ihre Handschuhe aus. Wills Ärmel war mittlerweile genauso rot gefärbt wie Virgils Hemd.
    â€žDas ist schon nicht so schlimm“, meinte Will und setzte

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