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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Gefängnis ausgebrochen, hätte außer Landes flüchten können, irgendwo ein neues Leben beginnen. Doch was tut er? Obwohl er sich ja wohl denken kann, dass nach ihm gefahndet wird, kommt er hierher, um jeden Ihrer Schritte zu beobachten – vermutlich mit der Absicht, Ihnen etwas anzutun. Ihr Detective Cook hat übrigens vor, ihn damit nicht davonkommen zu lassen. Er hat mir soeben noch unter vier Augen anvertraut, dass er die gesamte Bostoner Polizei alarmieren wird, nach Duncan Ausschau zu halten.“
    Nell schüttelte seufzend den Kopf. „Duncan muss wirklich verrückt sein, sich auf ein solches Risiko einzulassen.“
    â€žHaben Sie schon einmal erwogen, dass er auch für die Verbrechen an Bridie und Virgil verantwortlich sein könnte?“
    Sie schaute ihn an.
    â€žEr ist vor einer Woche ausgebrochen“, sagte Will. „Das deckt sich mit der Zeitspanne, während derer die Morde vermutlich verübt worden sind. Aus seinen Briefen an Virgil wissen wir, dass er Bridie ohne Angesicht der Person verabscheute und wütend auf Harry war, weil er Sie ihm weggenommen hatte. Würde er Bridie umgebracht und den Verdacht auf Harry gelenkt haben, hätte er seinen Rivalen vernichtet und könnte sich wieder ganz auf Sie konzentrieren. Er wusste von Bridies Erpressungsversuch und auch, dass Bridie Harry mit Virgil betrog – beides glaubhafte Motive für einen Mord. Dann beschaffte er sich einen von Harrys Schals …“
    â€žWie soll er das denn gemacht haben?“
    Will zuckte mit den Schultern. „Er könnte ihn aus Harrys Büro in der Fabrik entwendet haben, oder er hat jemand anderen beauftragt, dies für ihn zu tun … Wer weiß? Vielleicht hat aber auch wirklich Bridie den Schal genommen, und Virgil hat Duncan dann in einem seiner Briefe davon berichtet. Und als Sie Duncan letzten Mittwoch nach so langer Zeit besucht hatten, mag ihn das ermutigt haben, seinen Plan unverzüglich in die Tat umzusetzen. Wie der Zufall es will, kam ihm auch noch die dunkle Neumondnacht zu Hilfe. Gleich am nächsten Tag macht er sich auf den Weg zum White-Gehöft, wo er Bridie findet …“
    â€žAm nächsten Tag? Das wäre Donnerstag gewesen. Aber das sind ja“, Nell zählte es an den Fingern ab, „fünf ganze Tage, nachdem sie entlassen worden war.“
    â€žDer Tag ihrer Entlassung aus der Tuchfabrik war der Tag, an dem man Bridie und Virgil zuletzt in Charlestown gesehen hat“, fuhr Will fort. „Ich nehme an, sie sind gleich an besagtem Freitag gen Salem aufgebrochen, um ihren gemeinsamen Hausstand auf dem verlassenen Hof einzurichten.“
    â€žBridies Mutter hat mir versichert, dass ihre Tochter niemals einfach so auf und davon gehen würde – nicht, ohne ihr Bescheid zu sagen.“
    â€žDas glauben Mütter immer. Auf jeden Fall traf Duncan dann fünf Tage darauf dort ein und fand Bridie allein in der Küche vor.“
    â€žVirgil war derweil am Bach“, spann Nell das Szenario weiter aus, „um ein paar Fische zu fangen – als Beilage zu den Johnnykuchen.“
    Will rieb sich nachdenklich das Kinn und meinte: „Als Duncan zudringlich wurde, versuchte Bridie, ihren Angreifer mit der gusseisernen Pfanne abzuwehren. Sie konnte aus dem Haus flüchten und rannte zum Bach hinunter, wobei sie wahrscheinlich lauthals nach Virgil rief.“
    â€žSie müsste sehr schnell gerannt sein“, gab Nell zu bedenken und dachte an Duncans lange Beine. Sie konnte es deutlich vor sich sehen – das Feld, überwuchert von goldgelb vertrocknetem Gras, das im Wind raschelte und unter den Füßen knisternd brach, in der Ferne das kleine Wäldchen, dem Bridie entgegeneilte, die Röcke hochgerafft, und wie ihr das Herz bis zum Hals schlug, als Duncan ihr mit jedem Schritt näher und näher kam …
    â€žFrauen können überraschend flink und wendig sein – besonders barfuß, wie Bridie es war. Virgil wird sich gewundert haben, dass Duncan nicht mehr im Gefängnis war, sondern hier auftauchte und Bridie nachstellte. Trotzdem würde er ohne zu zögern versucht haben, sie zu verteidigen – wahrscheinlich mit der Angelrute, die dabei entzweibrach.“
    Nell wandte ein: „Virgil hätte gegen Duncan überhaupt keine Chance gehabt – ganz gleich, wie muskulös er war. Und eine Angelrute? Ich habe mit angesehen, wie Duncan mit bloßen Händen zwei

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