Dunkel
wir wollten nicht neugierig sein. Wir wollten nur mehr über Ihren Hintergrund erfahren.«
»War's nicht an der Zeit, mir zu sagen, warum Sie heute abend hergekommen sind? Was will Jacob Kulek von mir?«
»Ihre Hilfe.«
»Meine Hilfe? Jacob Kulek will meine Hilfe?«
Das Mädchen nickte, und Bishop lachte laut.
»Ich fühle mich wirklich geschmeichelt, Miss Kulek, aber ich glaube nicht, daß ich Ihrem Vater viel über psychische Phänomen erzählen könnte.«
»Das erwartet er auch nicht. Er will eine andere Art von Information. Ich verspreche Ihnen, es ist wichtig.«
»Für ihn offenbar nicht wichtig genug, um selbst zu kommen.«
»Sie blickte in ihr Glas. »Das ist für ihn jetzt nicht mehr leicht. Er wäre gekommen, aber ich habe ihn davon überzeugt, daß ich Sie bewegen könnte, mit ihm zu sprechen.«
»Schon gut«, räumte Bishop ein. »Mir ist klar, daß er ein viel-beschäftiger Mann sein muß ...«
»Oh, nein, das ist es nicht. Er ist blind, müssen Sie wissen. Ich will nicht, daß er reist, wenn es nicht unbedingt nötig ist.«
»Das wußte ich nicht. Verzeihen Sie, Miss Kulek, ich wollte nicht so unhöflich sein. Wie lange ...?«
»Sechs Jahre. Chronischer grüner Star. Die Sehnerven waren schon stark angegriffen, als die Krankheit diagnostiziert wurde. Er hat zu lange gewartet, bevor er sich an einen Spezialisten wandte - er führte sein schlechtes Sehvermögen auf Alter und Überarbeitung zurück. Als die tatsächliche Ursache festgestellt wurde, waren die Sehnerven fast zerstört.« Sie nippte an ihrem Orangensaft und blickte ihn dann herausfordernd an. »Er geht hier und in Amerika noch immer auf Vortragsreisen, und als Leiter des Institutes mit seiner wachsenden Mitgliederzahl ist er noch beschäftigter als früher.«
»Aber wenn er weiß, daß ich mit solchen Organisation nichts zu tun haben will, wie kommt er dann darauf, zu glauben, daß ich helfen würde?«
»Weil Ihre Denkweise sich von der seinen nicht sehr unterscheidet. Er war früher ein wichtiges Mitglied der >Gesellschaft für Psychische Forschung< bis er meinte, daß deren Vorstellungen nicht mehr mit seinen übereinstimmten. Er trat aus, Mr. Bishop, um seine eigene Organisation zu gründen, das >Institut für parapsychologische Forschungen<. Er wollte Phänomene wie Telepathie und Hellsehen erforschen, um herauszufinden, ob das Gehirn Wissen auf andere Weise als durch normale Wahrnehmungsprozesse aufnehmen kann. Das hat nichts mit Geistern und Kobolden zu tun.«
»Gut, welche Informationen will er von mir haben?«
»Er möchte, daß Sie ihm genau erzählen, was Sie in Beechwood gefunden haben.«
Bishop erblaßte, griff rasch nach seinem Bier. Das Mädchen beobachtete ihn, als er das Glas leerte.
»Das war vor fast einem Jahr«, sagte er, während er das Glas vorsichtig auf den Tisch zurückstellte. »Ich dachte, es sei inzwischen längst vergessen.«
»Die Erinnerung daran ist wieder geweckt worden, Mr. Bishop. Haben Sie die Zeitungen von heute gelesen?«
»Nein, ich bin fast den ganzen Tag unterwegs gewesen, dazu hatte ich keine Zeit.«
Sie griff nach ihrer Umhängetasche, die an einem Tischbein lehnte, und zog eine Zeitung heraus. Sie schlug sie auf und deutete auf den Aufmacher. Er überflog die fette Überschrift rasch: DREIFACHE TRAGÖDIE IN DER HORRORSTRASSE.
Forschend schaute er das Mädchen an.
»Willow Road, Mr. Bishop. Wo das Beechwood-Haus liegt.« Sein Blick richtete sich wieder auf die aufgeschlagene Zeitung, aber sie erzählte ihm die Einzelheiten der Geschichte selbst.
»Auf zwei Brüder wurde letzte Nacht, während sie schliefen, mit einer Schrotflinte geschossen. Einer starb sofort, der andere liegt jetzt in kritischem Zustand im Krankenhaus. Ihr Vater liegt ebenfalls dort. Sein halbes Gesicht wurde von einem Schuß weggerissen, als er den Mörder angriff. Man glaubt nicht, daß er überlebt. Der Wahnsinnige, der das tat, ist in Polizeigewahrsam, aber bislang ist nichts über ihn veröffentlicht worden. Weiter: Ein Feuer, das in der Küche eines nahegelegenen Hauses ausbrach, brannte sich durch den Boden des darüberliegenden Schlafzimmers. Die beiden schlafenden Personen, vermutlich Ehemann und Frau, stürzten nach unten, als der Boden einbrach und verbrannten. Feuerwehrleute fanden ein kleines Mädchen, das draußen im Garten auf die Flammen schaute und vom Schock wie gelähmt war. Die Ursache des Feuers ist noch unbekannt.
In einem anderen Haus am Ende der Willow Road erstach eine Frau ihren
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