Dunkel
schien das nicht zu bemerken, oder es war ihr egal. Obwohl Bishop voller Angst war, brachte er es nicht fertig, den Abzug durchzuziehen, sondern warf sich beiseite, als das gezackte Glas auf ihn niederstieß; er hörte, wie es auf dem Boden zerbrach. Die Frau starrte auf ihre blutige Hand und langte dann wieder nach ihm. Er fegte den Arm beiseite, auf den sie sich stützte, und schlug ihr den Pistolenkolben so auf den Kopf, daß sie zusammenbrach. Sich von der kleinen Frau freitretend, deren Beine noch immer mit den seinen verschlungen waren, versetzte er ihr einen gezielten Stoß, der sie gegen das Sofa beförderte. Er glaubte, sie könne nicht mehr aufstehen, doch so unglaublich es war, er irrte.
Sie stürzte sich mit einer Kraft, die für jemand in ihrem Zustand erschreckend war, auf ihn, und ihre Schläge trieben die Glaskristalle, die sich in sein Gesicht gebohrt hatte, noch tiefer in die Haut und ließen ihn aufschreien. Jetzt kamen noch andere in den Raum, Männer und Frauen, die aus der Deckung der Dunkelheit getreten waren, die sie zu bevorzugen schienen. Einige von ihnen beschirmten ihre Augen gegen das grelle Licht, andere blinzelten nur. Bishop spürte, wie der Körper der kleinen Frau erzitterte, als die Kugel zwischen ihre Rippen drang, doch er mußte noch zweimal schießen, um ihr Zucken zu beenden. Als sie starb, sah er, daß keine Furcht in ihren Augen war, sondern ein seltsamer Ausdruck von Freude.
Er feuerte in die Menge, die in den Raum eingedrungen war, und stoppte für einen kurzen Augenblick ihren Ansturm. So gewann er genug Zeit, auf die Beine zu kommen und auf die Tür zuzuwanken. Während er Edith Metlock heftig durch die Tür stieß, schoß er auf den nächsten Mann, der auch im grauen Drillich gekleidet war, den Bishop plötzlich als Gefangenenkleidung erkannte. Der Mann brach in dem Augenblick zusammen, als Bishop die Tür zustieß; das Holz erbebte, als sein Körper dagegen prallte.
Jessica und ihr Vater standen auf der Treppe, und das Mädchen blickte über das Geländer zu ihnen hinab. Ihr Gesicht war vor Entsetzen tränenüberströmt. Bishop spürte, wie sich der Türgriff in seiner Hand drehte und wußte, daß er die Tür nicht lange geschlossen halten konnte.
»Beeilt euch!« schrie er. »Nehmt Edith mit!«
Jessica wurde durch den schroffen Befehl aus ihrer Erstarrung geweckt. Sie griff über das Geländer und führte das Medium die Stufen hoch. Bishop wartete, bis sie aus dem Blickfeld verschwunden waren, bevor er den Türgriff losließ. Die Tür flog auf und er feuerte in den Raum dahinter, bis die Pistole nur noch klickte. Sie war leer, leer und nutzlos. Er machte kehrt und floh.
Als er an der Glasscheibe der schweren hölzernen Tür vorbeikam, zerbrach sie und eine Hand langte hindurch und griff nach seinem Arm. Eine andere Hand schoß vor und zerrte an seinem Haar. In diesem Augenblick gingen alle Lichter im Haus aus.
Noch während er sich wehrte, wurde ihm klar, daß jemand in den anderen Teil des Hauses eingedrungen war und die Hauptsicherung gefunden hatte. Er riß sich von den zerrenden Händen los, spürte, daß seine Jacke zerriß und brach auf der Treppe zusammen. Um sich hörte er Schritte in der Dunkelheit und die Schreie der Besessenen, ihr triumphierendes Rufen. Hände tasteten durch das Geländer nach ihm, während er sich nach oben schleppte. Sie zerrten an seinem Gesicht und an seinen Händen, rissen an seiner Kleidung und versuchten, ihn nach unten zu ziehen. Ein stählernder Griff schloß sich um seinen Knöchel, und er strauchelte... Wilde Schreie und Gelächter dröhnten in seinem Kopf — dann eine Stimme, eine Stimme, die das Inferno kaum durchdrang, doch eine Stimme, von der er wußte, daß es Jessicas war. Aber die Worte ergaben keinen Sinn.
»Schließ deine Augen, Chris, schließ deine Augen!«
Das gleißende Licht, das im Korridor aufflammte, blendete ihn, und lange Sekunden danach tanzten silberne und rote Bilder unter seinen geschlossenen Lidern. Er fühlte sich erleichtert und hörte das enttäuschte Geheul.
»Kommen Sie, Chris!« Diesmal war es Kuleks Stimme. »Hoch, hoch! Solange sie geblendet sind!«
Bishop bewegte sich rasch, wenngleich benommen; er erreichte den Treppenabsatz, fiel gegen die gegenüberliegende Wand und sah noch immer nur undeutlich. Hände griffen nach ihm und er wußte, daß sie ihm helfen wollten.
»Hier entlang, ins Schlafzimmer«, hörte er Kulek sagen.
Schwere Schritte kamen von der Treppe, als der blinde Mann
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