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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Bankreihen -, nahe dem Altar, der kein wirklicher Altar war, sondern ein kunstvolles Lesepult, saß ein sorgfältig gekleideter Mann, dessen Gesicht von einer einzelnen Kerze erleuchtet wurde, die auf dem Tisch vor ihm stand. Die Augen des Mannes waren geschlossen und sein Atem ging tief und rhythmisch. Er spürte die Spannung, die aus der Halle nebenan drang, und lächelte. Es würde helfen: Die Vibrationen des Gedankenflusses würden als Führer wirken. Er war bereit, und sie waren bereit. Fast hundertundfünfzig Menschen. Das Dunkel würde sie willkommen heißen.
    Seine Augen öffneten sich, als ein leises Pochen an der Tür ihn aus seinen Gedanken weckte. Einer seiner Anhänger, ein großer, dunkler Mann, betrat den Raum. Er war Anfang Dreißig, sein Haar war im Afro-Look frisiert, doch sein Anzug war konservativ. Bruder Martin lächelte ihn an.
    »Ist alles bereit?« fragte er.
    Der Farbige war zu nervös, um das Lächeln zu erwidern. »Bereit«, bestätigte er.
    »Fürchtest du dich, Bruder John?«
    »Bruder Martin, ich hab' eine Scheißangst.«
    Bruder Martin lachte laut, und ein Anhänger fiel ein. »Es gibt nichts mehr, wovor man Angst haben müßte, John.
    Dieser Augenblick steht seit langer Zeit bevor - wir dürfen ihn nicht scheuen.«
    Bruder John wirkte unsicher. »Das weiß ich, daß weiß ich. Aber was, wenn du dich irrst?«
    Bruder Martins Hand war vorgeschossen und schlug dem farbigen Mann auf die Wange. Widerstand erfolgte nicht, obwohl Bruder John mindestens einen Kopf größer war.
    »Zweifle nie wieder an mir, Bruder John! Ich habe mit dem Dunkel gesprochen und mir ist gesagt worden, was zu tun ist.« Seine Stimme wurde weicher und er streckte die Hand aus und berührte die Wange, die nun seine Spuren trug. »Wir haben genossen, was wir von diesen Leuten bekommen haben, Bruder, aber jetzt ist es Zeit für etwas anderes, besseres. Ihr Glaube hat uns Reichtum beschert; jetzt können sie uns helfen, etwas zu erlangen, das materiellen Gewinn übertrifft.« Er ging zur Tür und wandte sich vorher an seinen Gefährten: »Ist der Trank bereit?« fragte er.
    »Ja, Bruder Martin.«
    »Laß deinen Glauben in mir ruhen, Bruder John.« Er öffnete die Tür und trat in die Halle dahinter.
    »Glaube, Scheiße«, murmelte der farbige Mann. Es war für sie einst gut gewesen, die Leute davon zu überzeugen, daß sie in Bruder Martin ihre Erlösung fänden. Sie hatten Vertrauen in ihren Führer, den Mann, der predigte, daß es Liebe sei, sich selbst hinzugeben, seine Besitztümer wegzugeben. Und Bruder Martin war da, um zu empfangen, was die Leute gaben. Vor allem die Frauen. Bruder Martin würde nicht einmal die häßlichste abweisen. Einem richtigen Mann konnte sich der Magen umdrehen, wenn er an einige der Vetteln dachte, mit denen Bruder Martin ins Bett gegangen war. Er, Bruder John, war wählerischer gewesen.
    Die Anhänger waren dankbar dafür, daß man ihnen sagte, Lust sei ebenso Teil der Liebe wie Hingabe: Lust bedeutet Zeugung, und die führte zu mehr Kindern, die Gottes neuem Weg folgen konnten. Sie hörten es gern, daß Sünde gut sei, denn Sünde bedeutet Reue - nur durch Reue konnten sie Demut erfahren, und nur durch das Empfinden wirklicher Demut konnten sie zu dem Allmächtigen gelangen. Sündige heute, büße morgen — was konnte besser sein? Das einzige Problem war, daß Bruder Martin begonnen hatte, selbst an das zu glauben, was er predigte.
    Vor acht Jahren waren sie beide überrascht gewesen, als das, was sie als kleinen Schwindel begonnen hatten, um zu etwas Geld zu kommen, sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelte. Diese frühen Jahre waren ein einziges fröhliches Abkassieren gewesen. Sie beide waren nach den Zusammenkünften zusammengebrochen, und ihre Augen hatten sich vor Lachen mit Tränen gefüllt, wenn sie die Einnahmen des Abends zählten. Sie hatten beide rasch festgestellt, daß Geld nicht der einzige erfreuliche Gewinn ihrer Operation war: Die Schwäche des Fleisches war schnell als eine Sünde eingeführt worden, um büßen zu können. Je mehr Reue Bruder Martin seine Schäfchen empfinden lassen konnte, desto mehr pries er den Herrn, daß er ihnen als Instrument der Sündenvermittlung gegeben worden war. Heimlich hatte er damals John zugezwinkert und gefragt: »Wer könnte dem Konzept widerstehen, daß unerlaubt zu bumsen gut für die Seele ist?«
    Aber seit sich Bruder Martin, alias Marty Randall, in zwei Jahren dreimal die Syphilis geholt hatte, war eine Veränderung in

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