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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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reckten sich zu ihm hoch und umklammerten ihn, versuchten, ihn herunterzuziehen. Sein Widerstand endete abrupt, als ihm die Beine weggeschlagen wurden; er fiel auf den Rücken, rutschte dann vom Dach und Fäuste schlugen auf ihn ein, als er zu Boden ging. Schreie lenkten ihre Aufmerksamkeit auf eine andere Stelle in dem Fahrzeuggewirr: eine Frau wurde über eine Motorhaube gezerrt, die Kleider wurden ihr vom Leib gerissen, Arme und Beine von gierigen Händen festgehalten. Als ihre Schreie schriller wurden, bestand wenig Zweifel daran, was geschah.
    Bishops Hand faßte die Smith and Wessen fester, als Jessica rief: »Wir müssen ihr helfen! Chris bitte, bitte, halte sie auf!«
    Der Polizist schüttelte den Kopf. »Tut mir leid«, sagte Simpson. »Wir hätten keine Chance. Es sind zu viele.«
    Bishop wußte, daß der Mann recht hatte, konnte aber nicht sitzenbleiben und das Gräßliche geschehen lassen... Der Fahrer spürte seine Stimmung und trat schnell auf das Gaspedal. Er wendete den Wagen in einem engen Viertelkreis und fuhr von der Kreuzung weg. Für eine kurze Sekunde erwog Bishop, die Pistole auf den Kopf des Polizisten zu richten.
    Da begann Edith Metlock zu lachen.
    Er wirbelte herum, um sie anzusehen, den Lauf der Pistole auf das Autodach gerichtet. Kulek und Jessica waren von dem Medium zurückgewichen und starrten die dunkle Gestalt an.
    Es war nicht ihr Gelächter. Es war ein tiefes, widerliches Gelächter, das schwere Gelächter eines Mannes.
    Der Fahrer ließ seinen Fuß unten; er wußte, daß es verhängnisvoll sein könnte, in dieser völlig finsteren Gegend anzuhalten, doch er empfand die gleiche Furcht wie die anderen: die Kälte durchdrang ihn, das Gefühl des klopfenden Druckes an der Rückseite seines Nackens wurde stärker.
    Dieses Gelächter war unnatürlich.
    »Edith!« sagte Kulek scharf, und die Schwäche war aus seiner Stimme verschwunden. »Edith, kannst du mich hören?«
    Entgegenkommende Fahrzeuge huschten vorbei, deren Lichter kurz das Wageninnere erhellten; ihre Fahrer wußten nicht, daß der Weg voraus durch die verstopfte Kreuzung blockiert war. Ediths Gesicht wurde kurz beleuchtet, und sie konnten sehen, daß eine Bösartigkeit in ihren Augen lag, die der Frau fremd war. Ihr Mund war geöffnet, doch ihre Lippen lächelten nicht - das Gelächter rasselte irgendwo tief in ihrer Kehle.
    Kulek griff blindlings nach ihr, und seine tastende Hand fand ihr unbewegtes Gesicht. Der Wind fegte durch die geborstene Windschutzscheibe herein und heulte im Wageninneren. Sie lachte noch immer.
    »Zwinge ihn aus dir hinaus, Edith!« brüllte Kulek über das Geheul des Windes und das Motorengeräusch hinweg. »Er kann dich nicht beherrschen, wenn du es ihm nicht erlaubst!«
    Aber das Gelächter war jetzt das von vielen geworden. Und der Wind hatte aufgehört.
    Es war, als ob sie sich in einem Vakuum befänden; selbst der Motorenlärm war nicht zu hören. Nur das hohle Gelächter der Menschen, die tot waren, füllte ihre Köpfe und verspottete sie.
    Der Fahrer blickte nervös über seine Schulter zurück. Er war sich unsicher, was geschah, und die Geräusche veranlaßten ihn, seinen Körper über das Lenkrad zu beugen, als ob er etwas körperlich abwehren wolle. »Um Himmels willen, bringt sie zum Schweigen! Schlagt sie, tut irgendetwas!«
    Kulek begann wieder mit ihr zu reden, und seine Stimme war leise und tröstend; die anderen konnten ihn nicht verstehen, doch jedesmal, wenn das Innere erhellt wurde, konnte Bishop sehen, daß die Lippen des blinden Mannes sich bewegten. Er wußte, das Kulek das Medium dazu drängte, sich von den Dämonen zu befreien, die ihren Körper benutzten.
    »Oh, nein!« Es war wieder der Fahrer.
    Bishop drehte sich um und sah, daß der Polizist auf die Straße starrte. Er bremste heftig, der Wagen kam schleudernd zum Halt und die drei Passagiere auf dem Rücksitz wurden gegen die Vorderlehnen geworfen.
    Wegen der verbliebenen Glasscherben der Windschutzscheibe konnte Bishop nicht sehen, was den Fahrer zum Bremsen veranlaßt hatte. Er beugte sich rasch über das Lenkrad und spähte durch das klaffende Loch in dem Glas. Dann atmete er heftig ein.
    Eine Reihe von Fahrzeugen stand auf der Straße, so zusammengefahren, daß es keine Lücke gab, die ein anderes Auto durchbrechen konnte. Die Barriere war errichtet worden, um zu verhindern, daß die Hauptstraße als Fluchtweg auf die andere Flußseite benutzt werden konnte. Sie sahen die Wracks anderer Wagen, die diesen Punkt vor

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