Dunkel
stärker.
Heftig bremsend versuchte der Fahrer, einer Gruppe Menschen auszuweichen, die mitten auf der Straße liefen. Bishop wurde gegen die Rückenlehne seines Sitzes gepreßt, dann schleuderte der Wagen in eine schmale Seitenstraße und die Gruppe schrie hinten ihnen her; vielleicht waren sie Opfer, vielleicht auch nicht — der Fahrer hatte nicht die Absicht, anzuhalten und das festzustellen. Mattes Glühen drang aus den Fenstern vieler Häuser, an denen sie vorbeikamen, als ob die Bewohner Feuer oder Kerzen entzündet hätten, um Licht zu machen. Sie sahen, daß andere Menschen ihre Häuser verließen, Kinder führten oder trugen, in ihre Wagen sprangen und die Scheinwerfer einschalteten.
»Sieht aus, als seien wir nicht die einzigen, die ins Licht fahren«, bemerkte der Fahrer, während er um einen Wagen herumkurvte, der direkt vor ihnen aus einer Parkbucht herausrollte.
In der Ferne waren mehr Scheinwerfer zu sehen. Viele Menschen folgten dem Beispiel ihrer Nachbarn und eilten zu ihren Autos. Sie verstanden zwar nicht was geschah, wußten aber genug, um zu begreifen, daß die Dunkelheit gefährlich war.
»Es wird bald ein schreckliches Chaos geben!« schrie Simpson. »Sie werden alle versuchen, auf die andere Seite des Flusses zu gelangen!«
»Wer sollte ihnen das zum Vorwurf machen?« erwiderte Bishop. Ihr Wagen wurde zum Halten gezwungen, als zwei Autos aus entgegengesetzten Richtungen auf der Straße ausscherte und zusammenprallten. Durch die niedrige Geschwindigkeit war es zu keinem ernsten Schaden gekommen, doch die Schreie, gemischt aus Ärger und Panik, waren deutlich zu hören. Ein anderes Auto kam jaulend hinter ihrem zu stehen.
»Diese verdammten Bastarde haben die Straße blockiert.« Der Polizist schaute nach hinten, um zurückzusetzen, doch ein weiteres Fahrzeug war hinter ihnen aufgefahren, und hupte wild.
Der Polizeifahrer schaute rasch von links nach rechts und suchte nach einem Ausweg. »Festhalten!« schrie er, rastete den Rückwärtsgang ein, trat heftig aufs Gaspedal und bremste fast augenblicklich wieder. Der Wagen schoß rückwärts, bohrte sich in den Wagen dahinter und rückte ihn zurück, so daß der Polizist Platz zum Wenden hatte. Er wirbelte das Lenkrad herum und fuhr wieder auf den Bordstein. Bishop flog in seinen Sitz zurück; er war sicher, daß der Wagen unmöglich zwischen einem Laternenmast und der Gartenmauer zu ihrer Linken durchkommen konnte. Sie kamen durch, weil ihr Wagen die Lücke beträchtlich erweiterte, indem er einen Teil der Gartenmauer mitnahm. Das Schrammen des Metalls und die zerbrechenden Ziegel auf der Beifahrerseite veranlaßten Bishop, sich zu ducken, da er damit rechnete, daß seine Wagenseite jeden Augenblick aufgerissen werden würde. Doch
-
der Polizist gelangte wieder auf die Straße, nachdem er die beiden zusammengestoßenen Autos passiert hatte.
»Das wollte ich immer schon mal machen«, sagte er und grinste trotz der Spannung.
»Sonntagsfahrer«, kommentierte Bishop, erleichtert darüber, noch heil zu sein.
»Da vorne ist eine Hauptstraße. Dort sollten wir schneller vorankommen.«
Der Optimismus des Fahrers erwies sich jedoch als unbegründet, denn als sie auf die breite Straße stießen, sahen sie, daß die Kreuzung vor ihnen, die normalerweise durch Verkehrsampeln reguliert wurde, mit Fahrzeugen verstopft war.
»Die Seitenstraße — dort!« Bishop deutete auf eine schmale Straße zu ihrer Linken, und der Fahrer bog ohne Zögern dort hinein. Am anderen Ende konnten sie ein Gebäude brennen sehen und Gestalten standen lauernd auf der Straße.
»Rechts!« schrie Bishop, doch der Fahrer hatte die erneute Abbiegung bereits gesehen und die Geschwindigkeit zurückgenommen. Der Wagen streifte etwas, das mit dumpfem Schlag gegen die Karosserie krachte; keiner der beiden Männer vorn hatte gesehen, ob es ein Mann, eine Frau oder ein streunendes Tier war. Der Fahrer gab wieder Gas und sagte nichts.
Die Seitenstraße führte zu einer anderen Hauptstraße, und der Wagen kam auf halbem Weg dorthin abrupt zum Halt. Zur ihrer Rechten war die verstopfte Kreuzung, der sie hatten ausweichen wollen, und vor sich konnten sie sehen, daß die Menschen aus ihren Autos gezerrt und angegriffen wurden. Wieder wußten sie nicht, ob die Angreifer Opfer des Dunkel waren oder nur wütende Fahrer, die verzweifelt dem lichtlosen Teil der Stadt entfliehen wollten. Während sie hinschauten, sprang ein Mann im Scheinwerferlicht auf das Dach seines Wagens, Hände
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