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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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sie nicht wußten, wieviele Etagen das Haus hatte, schätzte Bishop, daß es neun oder zehn sein mochten. Auf dem Absatz zur Linken des kurzen Korridors lagen zwei Apartments, ein anderes rechts. Der Polizist half Bishop, Kulek gegen den Balkon zu stützen, und lief dann zu dem Apartment auf der rechten Seite. Während er an die Tür klopfte, blickte Bishop auf den Vorhof hinab.
    Rauch, der aus dem brennenden Wrack hochstieg, brannte in seinen Augen, und er zog sich rasch zurück; doch erst, als er die Menschen gesehen hatte, die jenseits des Lichtringes standen, den die Flammen bildeten. Ihre Gesichter waren nach oben gerichtet, als ob sie ihn beobachteten.
    »Polizei! Kommen Sie schon, machen Sie auf!« rief der Polizist durch den Briefkastenschlitz an der Tür. Bishop bat Jessica, ihren Vater zu stützen, wobei Edith ihr half, und eilte zu dem zornigen Polizisten.
    »Da ist jemand drin«, sagte er zu Bishop, »aber die haben zuviel Angst, die verdammte Tür zu öffnen.«
    »Haben sie nichts gesagt?«
    »Nein, aber ich kann hören, wie sie sich bewegen.« Er preßte sein Gesicht wieder an den Briefschlitz. »Hören Sie, hier ist die Polizei - wir wollen Ihnen nichts tun.« Er rüttelte an der Klappe, als keine Antwort erfolgte.
    Bishop blickte wieder über den Balkon, und ihm gefiel nicht, was er sah. Die Flammen unten schienen viel von ihrer Heftigkeit verloren zu haben; bald würden sie so niedrig sein, daß die Wartenden zu der Treppe vordringen konnten. Und obwohl sie nur schattenhaft verschwommen waren, erkannte er, dort unten weit mehr Leute, als er ursprünglich geglaubt hatte.
    »Versuchen wir's bei dem anderen Apartment«, sagte er hastig zu dem Polizisten.
    »Ja, ich denke, Sie haben recht; hier vergeuden wir nur unsere Zeit.« Er bückte sich, um es noch einmal zu versuchen. »Hören sie, wenn Sie uns schon nicht hereinlassen, dann rufen Sie wenigstens für uns an. Verlangen Sie die Polizei und einen Krankenwagen — wir haben einen verletzten Mann hier. Mein Name ist Simpson, Fahrer von Kriminalhauptkommissar Peck. Haben Sie das? Hauptkommissar Peck. Sagen Sie, daß ich Jacob Kulek bei mir habe und daß sie sofort Hilfe schicken sollen. Bitte, tun Sie das!«
    Er richtete sich wieder auf und schüttelte seinen Kopf.
    »Hoffen wir, daß sie zugehört haben.«
    »Hoffen wir, daß sie überhaupt ein Telefon haben«, erwiderte Bishop, und der Polizist starrte ihm nach, als er zu den beiden Frauen und Kulek zurückkehrte.
    »Scheiße«, sagte Simpson zu sich und folgte Bishop dann.
    »Gehen wir zur nächsten Etage«, meinte er. »Die anderen Lumpen werden ihre Türen auch nicht öffnen, nachdem Sie wissen, daß ihre Nachbarn es nicht getan haben.«
    Dieses Mal half Jessica mit Bishop, ihren Vater zu stützen, während Edith und der Polizist vorangingen. Das Medium leuchtete ihnen mit der Taschenlampe im dunklen Treppenhaus. Auf dem nächsten Treppenabsatz ging Simpson zur ersten Tür an ihrer Linken und klapperte mit dem Briefkastendeckel.
    »Hallo da drinnen. Hier ist die Polizei. Öffnen Sie bitte.« Sie lehnten den verletzten Mann an die Wand des Korridors.
    »Edith, bringen sie die Taschenlampe«, rief er leise, und das Medium kam zu ihm. »Leuchten Sie auf Jacob, lassen Sie mal sehen, wie es ihm geht.«
    Er sah aus, als sei er hundert Jahre alt, sein Gesicht war eingefallen und bleich, die Falten in seiner Haut tiefer eingegraben als zuvor. Seine blicklosen Augen blinzelten in das Licht, und er schien kaum bei Bewußtsein.
    Bishop wußte, daß er ohne Hilfe zusammenbrechen würde.
    »Vater, kannst du mich hören?« Jessica biß sich ängstlich auf die Lippen, als sie keine Antwort bekam, und blickte Bishop bittend an.«
    »Er ist ein starker Mann, Jessica. Er wird wieder gesund, wenn wir ihn in ein Krankenhaus gebracht haben. Halten Sie ihn fest, Edith. Ich sehe mal nach, wie Simpson vorankommt.« In Wirklichkeit wollte Bishop wissen, was da unten geschah, ohne die beiden Frauen zu beunruhigen. Er bat das Medium, seine Position einzunehmen, und spähte vorsichtig über den Balkon. Der Lichtbereich unten war kleiner, das Feuer schwächer geworden. Der Menschenring hatte sich enger zusammengezogen. Bishop erschauerte bei dem Gedanken, aber es schien, als hätten die Menschen gewußt, wer in dem Wagen gesessen hatte - es schien als wüßten sie, daß sich Jacob Kulek in dem Apartmenthaus befand. War das möglich? Gab es eine Art Telepathie zwischen ihnen und dem Dunkel? Diese seltsame Kraft beherrschte und

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