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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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schien mit seinen Worten zurückzukehren.
    »Wie, Jacob?«
    »Pryszlak ... Pryszlak wußte, wie er das Böse in sich entfesseln konnte. Im Augenblick des Todes wußte er, wie er das Böse zu lenken hatte. Verstehen Sie nicht - der Tod war wie das Öffnen einer Schachtel, durch die der Inhalt frei wurde. Der Inhalt war seine eigene Psyche, und sein Wille war stark genug — selbst im Tod — diese Psyche zu kontrollieren.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Jahre, Chris, Jahre der Vorbereitung seines Verstandes auf diesen letzten Augenblick waren dazu notwendig.« Kulek holte tief Luft und begann zu husten, sein Körper knickte ein, und seine Schultern zuckten krampfartig. Sie richteten ihn auf, als der Anfall vorüber war, und lehnten seinen Rücken gegen die rohe Ziegelmauer; beunruhigt sahen sie die Blutflecken auf seinen Lippen und an seinem Kinn. Einige Momente lang atmete er langsam, dann öffnete er seine Augen wieder. »Verstehen Sie nicht? Im Laufe der Jahre baute er durch seine Praktiken und die seiner Anhänger eine Macht des Bösen um sich auf. Ihre Hirne kommunizierten, vereinigten sich zu einem Verstand, leiteten ihre getrennten Kräfte so, daß sie sich vermischten; alles, was blieb, war die Barriere des Lebens.«
    »Und er wußte, daß er selbst nach seinem Tod weitermachen konnte?«
    Kuleks Augen schlössen sich wieder. »Er wußte es. Er war ein außergewöhnlicher Mann, dessen mentale Entwicklung die der normalen Menschen weit übertraf. Er konnte Bereiche seines Gehirns nutzen, von denen wir nichts wissen. Der Verstand ist für uns ein Rätsel; er hatte einige seiner Geheimnisse enthüllt.«
    Edith Metlock sprach aus der Dunkelheit auf der anderen Seite des Lampenstrahls. »Jacob hat recht. Sie fürchten ihn, weil er die Wahrheit kennt.«
    »Aber ich habe die Antwort nicht!« sagte Kulek laut, und in seiner Stimme lag Ärger und Enttäuschung.
    Edith wollte noch etwas sagen, als sie plötzlich auf die Luke unter sich blickte und lauschte. »Sie sind noch da«, flüsterte sie. »Da wird etwas bewegt — ich kann ein scharrendes Geräusch hören.« Jessica und Bishop beugten sich zu der Luke, lauschten und bemühten sich, so geräuschlos wie möglich zu atmen. Sie sahen den dünnen Blutfaden nicht, der in Kuleks Mundwinkel auftauchte, über sein Kinn hinabrann und in Flecken auf seine Brust fiel. Der Fluß verstärkte sich und rieselte bald in ständigem Strom von seinem Kinn.
    Das kratzende Geräusch unten hatte aufgehört, und für einen Augenblick herrschte dort Stille. Alle drei zuckten zusammen, als etwas gegen die Luke krachte. Sie hob sich mehrere Zentimeter, bevor sie wieder zufiel.
    »Gott, sie haben etwas gefunden, womit sie gegen die Luke stoßen können!« rief Bishop.
    Das Krachen kam wieder, und Bishop und Jessica setzten sich gemeinsam mit Edith auf die Luke, um sie zuzuhalten. Trotzdem begann sie langsam, sich unter ihnen zu heben.
    »Sie müssen einen Tisch oder etwas anderes, worauf sie stehen können, aus einem der Apartments geholt haben. Da drückt jetzt mehr als nur eine Person dagegen.« Bishop nahm die Taschenlampe und leuchtete rasch in dem Maschinenraum umher. Er suchte nach einer Waffe, nach etwas, das er benutzen konnte, um jemanden zurückzuschlagen, der hindurchkroch. In die Wände waren kleine Fenster eingelassen, und eine Tür führte auf das eigentliche Dach; die Kabeltrommel und der Fahrstuhlmotor lagen in der Nähe, und die Öffnung zum Schacht öffnete sich schwarz und drohend. Dort lagen keine Werkzeuge herum, nichts, was man als Waffe benutzen konnte. Die Luke unter ihnen öffnete sich ein paar Millimeter weiter, und eine Metallstange wurde hindurchgestoßen, um sie offen zu halten. Bishop zerrte an der Stange, aber sie war eingeklemmt. Finger krümmten sich um die Ränder der Lukenöffnung, und der Druck darunter wurde stärker. Der Spalt weitete sich, und sie hörten, wie ein anderer Gegenstand durchgeschoben wurde, der von jemand als Hebel benutzt wurde. Sie versuchten, die Finger zu lösen, aber sie tauchten an anderer Stelle wieder auf. Trotz all ihrer Anstrengungen konnten sie fühlen, daß die Luke sich mit jeder Sekunde weiter hob. Ein Arm langte durch den Spalt, und Jessica schrie auf, als eine Hand sich um ihr Handgelenk schloß.
    In diesem Augenblick war der Strom wieder da.
    Licht flutete durch die Öffnung und blendete sie plötzlich. Der Fahrstuhlmotor erwachte klirrend zum Leben, und die Trommel drehte sich, als der Lift seine unterbrochene Fahrt

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