Dunkel
versuchten, Sie zu beschützen —, und ich will keinen mehr verlieren. Das mag vielleicht alles Unsinn sein, ich kann das nicht beurteilen, aber die hier...«, er deutete auf das Grundstück, » ...betrachten Sie als letzte Hoffnung. Ich habe Dinge gesehen, die ich nie für möglich gehalten hätte, also ist vielleicht etwas daran. Tatsache ist, daß wir alles versuchen müssen, und Sie und Bishop sind alles, was wir haben. Würden Sie uns also bitte helfen und diesen lächerlichen Raumanzug anziehen?«
Jessica faßte das Medium beim Arm. »Ich werde dir helfen, Edith.«
Edith Metlock blickte Bishop hilflos und bittend zugleich an, aber er konnte nur den Kopf abwenden. »Gehen Sie mit Jessica«, sagte er.
Die beiden Frauen gingen, und Jessica führte das Medium, das plötzlich wie eine alte Frau wirkte. Bishop kämpfte sich in den Anzug und war überrascht über dessen Festigkeit. Der Helm mit seinem schwarzen Visier hing lose über seinem Rücken; man konnte ihn wie eine Kapuze vorziehen, und das Visier rutschte dann in Position. Die Ärmel endeten in engen Handschuhen, die an den Handgelenken elastisch waren. Das Fußteil war ebenso gearbeitet. Er zog den Reißverschluß zu und sah Peck grinsen, als er aufblickte.
»Bishop«, sagte der Detektiv und zögerte dann.
Bishop hob fragend die Augenbrauen.
Peck wirkte verlegen. »Passen Sie auf sich auf.«
Sie saßen Seite an Seite, vor den riesigen quadratischen Lichtern, die leblos und doch bedrohend wirkten. Zwei einsame, weiß gekleidete Gestalten, der Mittelpunkt in einer Anhäufung von technischer Ausrüstung, Waffen und Militärmacht. Sie hatten Angst, und die um sie herum harten Angst, und die Spannung nahm ständig zu, nährte sich aus sich selbst und erfaßte alle, die zuschauten. Vor einer Stunde war die Sonne vom Himmel verschwunden, ihr Untergang war von Wolken verborgen worden, und jetzt war das Grundstück nur von gedämpften Lichtern erleuchtet. Alle Männer ringsum waren durch Metallschilde abgeschirmt und trugen Spezialbrillen, die ihnen ein düsteres emotionsloses Aussehen verliehen; einige von ihnen waren mit Schutzanzügen und Helmen ausgerüstet. Sie warteten wie in den drei vorangegangenen Nächten, doch sie spürten, daß es diesmal anders war. Diesmal schauten alle gelegentlich zum Himmel, nahmen die dunklen Brillen ab, um lange die drohenden Wolken anzuschauen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden Gestalten zuwandten, die vor der offenen Grube saßen. Etwas ließ sie alle erschauern - aber nicht äußerlich; es war wie ein Erschauern der inneren Organe. Es ging von Mann zu Mann, von Verstand zu Verstand, eine Infektion, die durch ihre eigenen Gedanken zustande kam. Selbst die Wissenschaftler und das Bedienungspersonal in der Stahlbaracke fühlten sich in dieser Nacht nicht wohl. Marinkers Mund war trocken, seine Handflächen feucht. Sicklemore räusperte sich ständig, Brinkley mußte dauernd blinzeln.
Draußen, hinter einem Schild, spielte Peck mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche, während Jessica, die neben ihm stand, sich auf die Unterlippe biß, bis ihre Zähne tiefe Spuren hinterließen. Die Minuten verstrichen, und alles Gerede hatte sich gelegt; wenn jemand sprach, dann nur flüsternd. Die Luft schien kälter zu werden. Und durch die Schutzbrillen wirkte die Nacht natürlich noch dunkler als gewöhnlich.
Bishop fiel es schwer, klar zu denken. Er versuchte sich wie zuvor an den Tag zu erinnern, als er zum ersten Mal nach Beechwood gekommen war, an den schrecklichen Anblick, mit dem er konfrontiert worden war. Aber alles war nebelhaft und fern, als ob es nur ein Traum gewesen sei, den er nicht klar erkennen konnte. Er schaute zu Edith, aber ihr Gesicht war durch das dunkle Visier kaum zu sehen.
»Ich kann nicht denken, Edith. Irgendwie ist alles verschwommen.«
Sie sagte zunächst nichts, dann wandte sie ihren Kopf in seine Richtung. »Versuchen Sie, nicht daran zu denken, Chris. Lassen Sie Ihren Verstand leer. Wenn das Dunkel wirklich das ist, was wir glauben, dann wird es Sie suchen. Es braucht Ihre Führung nicht.«
»Können ... können Sie etwas spüren?«
»Ich sehe Jacobs Gesicht, aber ich spüre seine Anwesenheit nicht. Ich fühle nichts, Chris, nur Leere.«
»Glaubte er wirklich ...?«
Das Medium wandte sich ab. »Ich weiß nicht mehr. Jacobs geistige Kraft war stärker als die jedes anderen Menschen, den ich gekannt habe — sogar stärker als die von Boris Pryszlak.«
»Sie kannten Pryszlak?«
Das
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