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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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schwarze Visier machte sie unerforschlich. »Ich war einmal seine Geliebte.«
    Für Augenblicke war Bishop zu bestürzt, um zu sprechen. »Seine Geliebte? Ich verstehe nicht...«
    »Es ist lange, lange her. Zwanzig Jahre, vielleicht mehr. So lange, daß es mir manchmal scheint, als sei es nie gewesen, als ob die Frau, die mit ihm schlief, jemand sei, den ich kaum gekannt habe, an deren Namen oder Gesicht ich mich nicht mehr erinnern kann. Boris Pryszlak war ein erstaunlicher Mann, müssen Sie wissen; seine Bösartigkeit allein machte ihn attraktiv. Verstehen Sie Chris, daß etwas Bösartiges anziehend sein kann?«
    Bishop antwortete nicht.
    »Ich fand ihn faszinierend. Zuerst sah ich nicht, wie verderbt er war, sah nicht, daß Verkommenheit nicht ein Teil von ihm war, sondern daß er ganz so war. Er erkannte meine Kräfte als Sensitive und ermutigte mich, diese Kräfte zu ermitteln; er glaubte, mich benutzen zu können.« Sie lächelte fast wehmütig unter ihrer Maske. »Jacob und ich dagegen waren nie ein Liebespaar - er ist immer dem Andenken seiner Frau treu geblieben. Sie wissen, daß in unserer Welt niemand stirbt; es ist nur ein Übergang in etwas Dauerhafteres.«
    »Aber warum hat mir Jacob das nicht gleich gesagt?«
    »Weil ich ihn darum gebeten hatte. Es war doch nicht wichtig. Es hatte mit den Geschehnissen nichts zu tun. Boris Pryszlaks geistige Kraft war wie eine ansteckende Krankheit — sie erfaßte jeden, der ihm nahe war. Ich wälzte mich eine Weile in dem Schmutz, in dem er gedieh, und nur Jacob versuchte mir zu helfen. Vielleicht erkannte er, daß ich benutzt wurde, daß ich ein Opfer war. Jacob erzählte mir einmal, daß er versucht habe, andere Anhänger Pryszlaks umzustimmen, daß er aber bald feststellen mußte, daß die Menschen so krank und verdreht waren wie der Mann, den sie verehrten. Es war mein eigener Wunsch zu gehen — gerettet zu werden, wenn Sie so wollen —, der mich von ihnen unterschied. Dennoch haßte Pryszlak Jacob, weil er ihm einen seiner Anhänger genommen hatte.«
    »Aber er bat Jacob um Hilfe.«
    »Damals brauchte er ihn. Er wollte seine außergewöhnlichen mentalen Fähigkeiten mit denen Jacobs vereinen — diese Kombination wäre schrecklich gewesen. Aber Jacob wollte mit den Zielen dieses Mannes nichts zu tun haben. Außerdem wußte er, daß dies schließlich Unterwerfung bedeutet hätte. Jacob bedauerte bitterlich, nicht die Verhinderung von Pryszlaks Plänen Jahre zuvor versucht zu haben, aber er war eben ein wirklich guter Mensch und erkannte das Ausmaß von Pryszlaks Schlechtigkeit nicht. Nicht einmal ich konnte das, obwohl ich ein Jahr lang sein Bett geteilt hatte.«
    Bishop holte tief Luft. Er war durch Ediths Beichte irritiert, aber nicht schockiert. »Hat Sie Jacob deshalb von Anfang an hinzugezogen - weil Sie mit Pryszlak in enger Verbindung gestanden hatten?«
    »Ja. Er glaubte, daß es für mich leichter sei, Pryszlak zu erreichen. Ich kannte seinen Verstand, seine Intentionen. Ich hatte Beechwood nie zuvor besucht, spürte aber seine Anwesenheit sofort, als ich das Haus betrat. Es war, als würde ich in Pryszlaks Verstand umherwandern, jeder Raum eine andere dunkle Zelle. Er experimentierte mit seinen telepathischen Kräften, wenn wir... zusammen ... waren; dann benutzte er mich als Empfänger. Er durchdrang meinen Verstand mit seinen teuflischen Gedanken — für ihn war das eine neue Art von Erotik, eine Phantasie eingebildeter abartiger sexueller Handlungen, die er wegen der Stärke seiner mentalen Kräfte als körperlich vollzogen erfuhr.«
    Bishop sah sie erschauern.
    »Diese Gedanken sind noch in mir, tief in mein Gehirn gebrannt. Nur Jacob konnte mir helfen, sie zu unterdrücken, und er ist nicht mehr da. Darum habe ich solche Angst, Chris.«
    »Ich verstehe nicht...«
    »Jacob ließ seine Kraft in mich fließen. Beim ersten Mal hier war ich diejenige, die den Kontakt herstellte, aber Jacob half mir, Pryszlak zu widerstehen, hinderte ihn, meinen Verstand zu beherrschen. Auch als ihr mich im Trancezustand zu Hause fandet und Jacob im Krankenhaus lag, benutzte er seine mentalen Kräfte, um Pryszlak daran zu hindern, von mir Besitz zu ergreifen. Er war mein Beschützer, die Barriere zwischen mir und Pryszlaks Parasitenseele.«
    »Aber man kann sich dem Dunkel doch widersetzen, Edith. Die Reaktion erfolgt nur bei denen, deren Gehirn im Ungleichgewicht ist.«
    »Wir alle haben dieses Ungleichgewicht. Wir alle empfinden Haß, Aggression, Eifersucht! Wenn

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