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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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bis der eigene Tod ihn zum Loslassen zwang. Bald hatten sich alle Hände getrennt, und die Körper waren auf den Tisch gesackt oder von den Stühlen geglitten. Der Mann, der das Gemetzel begangen hatte, schlitzte sich mit dem Messer seine eigene hochgereckte Kehle auf, und seine Brust wurde naß und rot, als er in die Knie sank.
    Bishop versuchte, sich zu erheben, und das Mädchen, Jessica, zerrte an seinem Arm, um ihm zu helfen. Ein Mann beobachtete ihn aus dem Armsessel, in dem Jacob Kulek gesessen hatte. Sein Gesicht war schmal, die Wangen hohl, schattig, und seine Augen schienen unnatürlich aus dem Schädel herauszutreten, als ob er unter Meningitis litte. Die Lippen waren schmal, formlos, die Linie des Mundes an einem Ende zu einem Ausdruck verzerrt, der ein Lächeln oder Hohn sein mochte. Sein Haar war schwarz, aber spärlich, aus der Stirn zurückgekämmt, so daß der Abstand zwischen seinen dünnen Augenbrauen und dem Haaransatz ungewöhnlich groß zu sein schien. Seine Ellenbogen stützten sich auf die Sessellehnen, seine Hände hielt er erhoben, ein Glas mit klarer Flüssigkeit zwischen den Fingerspitzen. Seine Lippen teilten sich, als spräche er. Dann wandte er den Blick von Bishop ab und schaute auf einen Mann und eine Frau. Die Frau hielt den Kopf des Mannes zwischen ihren Schenkeln fest, während er sich an ihren Hals preßte. Sie waren alt, die Haut hing lose über herausragende Knochen; ihre Haare waren weiß und spröde.
    Ein Hammer wurde von dem bärtigen Mann geschwungen, der lachte, als der Schädel des alten Mannes unter dem Schlag zerbarst, und die Frau vom Schock getötet wurde.
    Der bärtige Mann lachte immer noch, als er Schläge auf die jetzt reglosen Körper regnen ließ. Dann hörte er abrupt auf und schaute zu dem Mann im Sessel hin. Der Mann sprach zu ihm, aber Bishop konnte die Worte nicht verstehen. Der bärtige Mann rutschte auf seinen Knien zu der sitzenden Gestalt, den Hammer noch immer fest in der Hand. Das Glas mit der klaren Flüssigkeit wurde ihm gereicht und er nahm es, zögerte und blickte es an. Dann trank er.
    Das Hohnlächeln — oder war es ein Grinsen? — auf dem Gesicht des sitzenden Mannes vertiefte sich und er blickte wieder zu Bishop hin. Er nahm etwas von seinem Schoß auf, das Bishop nicht bemerkt hatte. Es war schwer und schwarz. Eine Waffe. Der Mann schaute sich einmal im Raum um, bis seine hervorquellenden Augen schließlich wieder auf Bishop ruhten. Seine Lippen bewegten sich. Dann öffnete sich sein Mund weiter, die Mündung der Waffe wurde hineingeschoben, zeigte hoch in die Mundhöhle. Alles um Bishop herum schien sich zu verlangsamen, alle Bewegungen verloren an Geschwindigkeit, wurden zu einem Ballett des Todes. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Finger des Mannes sich um den Abzug krümmte und ihn zurückzog. Der Rückstoß war undeutlich zu sehen, doch die Mündungsflamme erleuchtete das Innere seines Mundes, so daß Bishop erkennen konnte, wie das Loch entstand. Fast konnte er der Bahn der Kugel folgen, als sie den Kopf des Mannes durchdrang und auf der anderen Seite austrat.
    Bishop starrte hin und verfolgte eine Spur sich langsam bewegenden Blutes zurück zu dem Mann. Aber es war nicht derselbe Mann. Die Augen ragten noch immer hervor, quollen aus den Höhlen, aber vor Furcht. Furcht vor dem Ungesehenen, dem nur Gefühlten, da die Augen blicklos waren. Es war Kulek, der jetzt im Sessel saß.
    Er rief etwas, und die Geräusche drangen zu Bishop. Es war, als befände sich Kulek am Ende eines langen, gewundenen Tunnels und käme näher, und dabei wurde seine Stimme lauter und lauter. Die Gestalten um Bishop wurden nebelhaft, ätherisch, ihr Krümmen und Drehen wurden noch langsamer, bis sie reglos dalagen; und als sie verschwanden, wurde ein anderer Körper deutlicher. Edith Metlock lag mit geschlossenen Augen zusammengesunken an der Wand; ihr Kopf hing schlaff herab. Kuleks Schreie drangen voll an Bishops Ohren und dadurch fand er die Kraft, sich zu erheben. Er taumelte gegen Jessica, die ihn zu stützen versuchte, wirbelte herum, sie fiel und stöhnte laut, als sie auf ein Knie schlug. Bishop mußte fliehen, mußte weg von diesem Haus und dem Schrecklichen, das dort geschehen war.
    Dem, was noch geschah.
    Er fiel gegen den Türrahmen und sein Körper wurde durch die Wucht herumgewirbelt, so daß seine Augen jetzt auf das andere Ende des Korridors gerichtet waren. Dort bewegten sich weitere Gestalten, schwindend, sich langsam auflösend, ihre

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