Dunkel
Eisenbahnstation gelaufen und hatten sich vom Bahnsteig gestürzt, als ein Expreßzug hindurchdonnerte. Der nahegelegene Kanal war angefüllt von den Leichen derer, die es vorgezogen hatten, sich zu ertränken. Von hohen Gebäuden waren sie gesprungen, hatten sich unter Lastwagen und Busse geworfen. Autos waren als Waffen benutzt worden. Die Vernichtung war die ganze Nacht hindurch weitergegangen. Sechshundert Menschen!
Als es schließlich hell wurde, hatte man viele von ihnen auf den Straßen herumlaufen sehen, ihre Gesichter ausdruckslos, ihre Hirne offensichtlich leer. Das Wort Zombie zuckte durch Bishops Kopf, ein Wort, das früher für ihn immer einen belustigenden Klang gehabt hatte; doch jetzt hatte dieses Wort eine böse Bedeutung. Dazu waren diese Menschen geworden — zu Zombies. Zu wandelnden Toten.
Wieviele zu diesem Zeitpunkt aufgegriffen worden waren, war noch nicht bekannt, doch den Medien zufolge, gab es unzählige. Wanderten sie noch irre herum? Tot, aber am Leben? Oder hatten sie ein Versteck gefunden? Das Entsetzen hatte Bishop den ganzen Tag über begleitet, da er den Zusammenhang erkannt hat, den offensichtlichen Zusammenhang. Und das hatte auch Jacob Kulek, der jetzt das Krankenhaus verlassen hatte, und Jessica - Bishop hatte mit ihr früher an diesem Tage gesprochen. Der Wahnsinn war nicht auf die Willow Road begrenzt - er hatte sich fast eine Meile weiter verbreitet, auf dem Fußballplatz.
Er überlegte, ob Edith Metlock von demselben Wahnsinn erfaßt worden war. Als er und Jessica sie zwei Nächte zuvor in ihrem Haus gefunden hatten, murmelte sie immer wieder von dem Dunkel, als ob sie Angst davor gehabt hätte, daß die Nacht da draußen in ihr Haus eindringen und sie irgendwie verschlingen könne. Bishop hatte sie in ein Krankenhaus bringen wollen, doch Jessica hatte ihm erzählt, daß sie Medien oft in diesem Zustand gesehen habe, daß Edith in sich selbst verloren sei und nur allein den Weg aus sich herausfinden könne. Die Trance würde weichen, nur brauchte sie bis dahin Schutz. Sie hatten das Medium auf ihr Bett gelegt, Jessica hatte sie zugedeckt und ihren Kopf auf ein Kissen gebettet. Während Bishop alle Zimmer, des Hauses überprüfte und die Küchentür verrammelte, hatte Jessica das Krankenhaus angerufen, in dem ihr Vater zur Beobachtung lag. Es ging ihm gut und er schlief nach einem leichten Beruhigungsmittel. Es gebe keinen Grund für seine Tochter, so spät hinüberzufahren. Sollten keine unvorhergesehenen Entwicklungen über Nacht eintreten, könne sie ihn morgen früh abholen.
So hatten sie die ganze Nacht bei Edith Metlock gesessen, sich unterhalten und nur zuweilen das Gespräch unterbrochen, um dem plötzlichen Murmeln des Mediums zu lauschen. Es war weit nach drei, als die Spannung aus Ediths Gesicht wich und sie in einen tieferen, friedlichen Schlaf zu sinken schien. Auch Jessica fielen die Augen zu und er überredete sie schließlich, sich auf das Fußende von Ediths Bett zu legen. Er fand eine Decke, die er über sie breitete, und sie hatte halb schlafend gelächelt, als er ihre Wange mit seiner Hand berührte; dann war sie eingeschlafen und ihr Atem ging so tief und gleichmäßig wie der Edith Metlocks.
Bishop hatte sich in den Sessel gesetzt, in dem zuvor das Medium gesessen hatte. Er fühle sich unbehaglich, der seltsamen Atmosphäre ausgesetzt, die das Haus zu umgeben schien. Natürlich sagte er sich, daß das nur seine Einbildung sei. Da draußen war nichts. Er war nur eine Folge all dieser Ereignisse. Schließlich schien der Druck zu weichen. Seine Augenlider wurden schwer und er schlief ein.
Ein sanftes Rütteln hatte ihn am folgenden Morgen geweckt, und er sah Jessica vor sich knien; ihr Lächeln war ein willkommener Anblick. Edith Metlock saß aufgerichtet im Bett, und obwohl sie erschöpft wirkte, dankte sie den beiden dafür, daß sie über Nacht geblieben waren. Sie schien nervös und schaute sich ständig im Zimmer um, als ob sie erwarte, daß sich etwas in den Schatten verberge. Leider war sie zu verwirrt, um ihnen zu sagen, was in der Nacht zuvor geschehen war — Bishop vermutete, daß sie selbst sich dessen nicht sicher war. Glücklicherweise war Edith nicht auf die Idee gekommen sie zu fragen, was sie zu ihrem Haus geführt hatte, und sie waren so klug, es ihr nicht zu sagen.
Nach einem kleinen Frühstück, das Jessica zubereitete, überredete sie das Medium dazu, für ein paar Tage in Jacob Kuleks Haus zu bleiben. Edith hatte zuerst
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